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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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zigfache Vergrößerung – die hat sogar die Kormorane drüben am Baggersee
im Kieswerk beobachtet. Sie hat eine Liste mit allen Vögeln, die sie gesehen hat.
Mehrere Seiten, glaube ich.«
    »Sagt dir
der Name Jakob Eberle was?«
    »Der Pulle?
Na klar.« Sie schmunzelte. »Der ging bei Lene aus und ein. Komischer Vogel. Ja,
Vogel stimmt, vielleicht konnte sie deshalb so gut mit ihm.«
    »Was hat
er bei ihr gemacht? Hat er dort gewohnt?«
    »Pulle?
Nein. Der ist abends immer gegangen. Das hätte die Lene nicht gewollt. Er hat ihr
einfach nur geholfen. Getränkekisten in den Keller, rasenmähen, heckenschneiden.
Hat ihr auch mal eingekauft oder fuhr für sie in die Schweiz.«
    »In die
Schweiz?«
    »Ja. Migros.
Schokolade, Nudeln, Risotto, Kaffee. Und ich glaube, sie hatte auch ein Konto in
Stein.«
    »Der ging
für sie auch auf die Bank?«
    »Sie hat
mir mal erzählt, dass sie ihm blind vertrauen konnte. ›Er holt ab und zu mal Geld
für mich in der Schweiz‹, sagte sie, ›da hat noch nie auch nur ein Rappen gefehlt‹.«
    »Hm. Hast
du eine Ahnung, wo dieser Pulle stecken könnte?«
    »Der Pulle?
Nö. Das wollte die Polizei auch schon von mir wissen. Ich habe ihn noch gesehen,
seine Vespa lehnte bei der Lene am Gartenzaun. Aber da muss sie schon tot gewesen
sein.«
    »Und wo
wohnt dieser Pulle?«
    »Ach Gott,
der hat ja keinen festen Wohnsitz. Der treibt sich überall rum.«
    »Seltsame
Geschichte«, Linda überlegte. »Das mit dem Geld aus der Schweiz, weiß das die Polizei?«
    »Nein. Die
haben mich nicht danach gefragt. Wollten nur wissen, ob ich zur Tatzeit was gesehen
oder gehört habe.«
    »Und? Hast
du?«
    »Nein. Ich
war gar nicht zu Hause. Ich war den ganzen Tag unterwegs, hab’ mich mit zwei alten
Schulfreundinnen getroffen. Wir sind mit dem Katamaran von Konstanz nach Friedrichshafen
gefahren. Musst du unbedingt mal machen. War ja schönes Wetter. Wir haben sogar
auf der Uferpromenade ein Eis gegessen und eingekauft haben wir natürlich auch«,
schwärmte sie.
    »Ich kenne
Friedrichshafen«, sagte Linda. »Ich stamm’ doch von da. Bin am See aufgewachsen
und zur Schule gegangen.«
    »Das wusste
ich gar nicht! Ich dachte immer, du bist Tübingerin!«
    »Ja, ich
wohne ja auch schon 20 Jahre da. Aber meine Heimat ist der Bodensee. Und jedes Jahr
am Seehasenfest bin ich in FN. Darüber müssen wir echt mal reden. Aber jetzt noch
mal zu diesem Mord«, wechselte sie das Thema. »Die Lene Grandel, hatte die Kinder?«
    »Nein. Nur
eine entfernte Verwandte. Stefanie heißt die, Nachnamen weiß ich nicht. Hab sie
aber noch nie gesehen. Soviel ich weiß, lebt sie im Ausland.«
    »Und wo?«
    »Oje. Du
fragst mich was. Lene hat nicht oft von ihr gesprochen. Ich glaub’, irgendwo in
Südafrika. Aber warum willst du das alles wissen? Arbeitest du jetzt bei der Polizei?«
    »Nein. Aber
du weißt doch, wenn ich einen Beitrag recherchiere, mache ich das gründlich. Solange
ich nur das berichte, was ich in der Pressekonferenz erfahre, mach’ ich meinen Job
nicht richtig. Und wir wissen doch, die meisten Verbrechen passieren innerhalb der
Familie.«
    Käthe Besserer
nickte. Sie hatte lange genug mit Linda zusammengearbeitet, wenn auch in einer anderen
Redaktion und wusste, dass sie eine außergewöhnlich gründliche Journalistin war.
Eine, die ihren Beruf liebte und völlig darin aufging. Nicht umsonst hatte sie für
ihre Beiträge schon einige renommierte Preise eingeheimst.
    Linda dachte
nach. Wo war in all den Informationen ein Hinweis auf einen Mord?
    Eine Einzelgängerin,
die Vögel beobachtete?
    Ein Landstreicher,
der bei ihr aus und ein ging?
    Geldbeträge
aus der Schweiz?
    Eine Verwandte
in Südafrika?
    »Sag mal«,
fragte sie zögernd, »du hast nicht zufällig einen Schlüssel für ihre Wohnung?«
    »Doch. Hab
ihr manchmal die Blumen gegossen und die Fische im Aquarium gefüttert, wenn sie
eine ihrer Naturexkursionen gemacht hat. Zuletzt im Herbst, da war sie eine Woche
mit Euronatur in Albanien. Die hat ständig solche verrückten Sachen gemacht. Wir
können rüber gehen, wenn du willst.«
    »Jetzt gleich?«
    »Warum nicht?«

12
     
    Alan Scott genoss jeden Tag auf
der Farm. Meistens ging er zu Fuß, um das Gelände kennen zu lernen. Er war einem
ausgetrockneten Flussbett gefolgt und dann an einigen Wasserstellen vorbei zu einer
Ansammlung der urtümlichen Köcherbäume gekommen. Wie Relikte aus der Urzeit muteten
diese fächerartigen Riesen an, deren raue Stämme ihn an die Kiefern aus der Heimat
Lindas,

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