Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
aber ansonsten war es eine relativ leichte Arbeit. Nach einer halben Stunde fanden sie die richtige Kiste. Die Hauptbücher waren altertümlich, mit Leinenrücken und grau gesprenkelten Pappeinbänden. Die Nummern der einzelnen Packhäuser standen genau wie die Jahreszahlen auf Etiketten. Insgesamt fanden sie fünf Bände mit der richtigen Nummer für das zweite Halbjahr 65 und das erste Halbjahr 66.
    Der junge Mann aus dem Büro sah jetzt nicht mehr ganz so tadellos aus. Sein Jackett war reif für die chemische Reinigung und sein Gesicht staubig. Und schweißverschmiert. Im Büro betrachtete man die Hauptbücher mit Widerwillen und Erstaunen.
    Nein, man wollte keine Quittung für die Bücher haben, es spielte keine Rolle, ob sie jemals wieder zurückgeschickt wurden. »Ich hoffe, ich habe Ihnen keine zu großen Umstände gemacht«, bemerkte Martin Beck liebenswürdig.
    Seine Helfer sahen ihm teilnahmslos hinterher, als er sich mit seiner Beute unter dem Arm entfernte.
    Er hatte nicht das Gefühl, die größte Serviceeinrichtung des Landes beliebter gemacht zu haben. So hatte der Reichspolizeichef die Polizei kürzlich in einer Verlautbarung genannt, die auch unter Polizisten an Bestürzung grenzende Verblüffung ausgelöst hatte.
    In Västberga brachte er die Schwarten auf die Toilette und entstaubte sie.
    Anschließend wusch er sich, ging in sein Büro und setzte sich, um zu lesen.
    Es war drei, als er anfing, und fünf, als er der Meinung war, fertig zu sein.
    Die Lagerbücher waren einigermaßen ordentlich geführt worden, für einen Außenstehenden jedoch größtenteils ein Buch mit sieben Siegeln. Die Aufzeichnungen waren Tag für Tag geführt worden und hatten die umgeschlagene Gütermenge in einer stark verkürzten Terminologie festgehalten. Aber es fand sich auch das, wonach Martin Beck suchte. In unregelmäßigen Abständen gab es Anmerkungen zu beschädigten Gütern. Zum Beispiel:
    Transportschaden 1 Kiste Suppenkonserpen, Warenan. Svanbergs Großhandel, Huvudstagat. 16, Solna.
    Die Notiz hielt stets die Art der Ware und den Empfänger fest. Dagegen enthielt sie keine Informationen über Umfang, Art oder Verursacher des Schadens.
    Es war wirklich nicht besonders oft passiert, aber im Vergleich zu anderen beschädigten Gütern bildeten Alkohol, Lebensmittel und andere Waren des täglichen Gebrauchs die überwältigende Mehrheit.
    Martin Beck übertrug sämtliche Schadensberichte mit Datum in seinen Notizblock und kam auf insgesamt etwa fünfzig Posten. Als er mit den Büchern fertig war, trug er den Stapel in die Verwaltung und notierte auf einem Zettel, dass sie an die Spedition zurückgeschickt werden sollten.
    Auf den Stapel legte er eine der weißen Korrespondenzkarten der staatlichen Polizei und schrieb:
    Vielen Dank für Ihre Hilfe! Beck.
    Auf dem Weg zur U-Bahn dachte er, dass die Firma so ein paar zusätzliche Güter bearbeiten musste, und empfand zu seinem Erstaunen eine gewisse kindliche Schadenfreude. Während er auf den vandalisierten Zug der grünen Linie wartete, dachte er an den modernen Containerverkehr; niemand konnte versehentlich einen Stahlcontainer mit Cognacflaschen fallen lassen, die man anschließend zerschlug, um den Inhalt liebevoll in Eimern und Kanistern aufzufangen. Dagegen konnten die Verbrechersyndikate von heute praktisch alles Mögliche in Containern einschmuggeln, was auch tagtäglich geschah, da der Zoll der Entwicklung der Dinge hoffnungslos hinterherhinkte und sich vor allem mit der sinnlosen Verfolgung einzelner Reisender beschäftigte, die höchstens eine Stange Zigaretten oder eine nicht deklarierte Flasche Whisky in ihrem Gepäck hatten.
    Die U-Bahn kam.
    Am Hauptbahnhof nahm er eine andere Bahn und stieg an der Haltestelle Handelshögskolan aus.
    Im Systembolaget, dem staatlichen Geschäft für alkoholhaltige Getränke in der Surbrunnsgatan, starrte die Verkäuferin misstrauisch auf sein Jackett, das von seinem Besuch auf dem Dachboden der Spedition staubig und verknittert war. »Ich hätte gerne zwei Flaschen Rotwein«, sagte er. Sie griff sofort unter den Verkaufstresen und drückte den Knopf, der die rote Kontrolllampe aufleuchten ließ. »Darf ich Sie bitten, sich auszuweisen«, sagte sie grimmig. Martin Beck zeigte ihr seinen Dienstausweis, und sie errötete leicht, so als wäre sie das Opfer eines ungewöhnlich dummen und unpassenden Scherzes geworden. Dann ging er zu Rhea.
    Er zog an der Glockenschnur und drückte anschließend die Klinke herunter. Die Tür

Weitere Kostenlose Bücher