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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Gabelstaplerfahrer stand auf, nahm den Bierkasten, auf dem er gesessen hatte, und ging zum Hallentor.
    »Hoffentlich kommt der verdammte Lastwagen bald«, sagte er.
    »Damit ich endlich aus diesem Altersheim rauskomme.« Mit diesen Worten setzte er sich draußen in die Sonne.
    »Wie war Kalle Svärd denn so?«, erkundigte sich Martin Beck.
    Der Mann schüttelte den Kopf, räusperte sich erneut und spuckte. Diesmal zielte er nicht, und die Spucke landete nur zwei Zentimeter von Martin Becks rechtem Schuh entfernt.
    »Wie er war? Das willst du wissen?«
    »Ja.«
    »Und er ist auch wirklich tot?«
    »Ja.«
    »Ja, wenn das so ist, kann ich dem werten Herrn erzählen, dass Kalle Svärd das größte verdammte Arschloch war, das es in diesem Scheißland je gegeben hat. Zumindest, das ich getroffen habe.«
    »In welcher Hinsicht?« Der Mann lachte heiser. Dann meinte er: »In jeder verdammten Hinsicht, die es nur gibt. Ich habe nie mit einem übleren Burschen zusammengearbeitet, und das will schon was heißen, denn ich bin ein Mann, der auf allen Weltmeeren zu Hause gewesen ist, yes Sir. Nicht mal so eine faule Socke wie der da draußen kann es mit Kalle Svärd aufnehmen. Und dabei sind es Typen wie die Pappnase da, die einen guten Beruf zu einem richtigen Scheißjob gemacht haben.«
    Er nickte zur Tür.
    »Hatte Svärd was Besonderes an sich?«
    »Was Besonderes? Und ob der was Besonderes war. Vor allem war er der faulste Sack, der mir jemals untergekommen ist. Keiner konnte so eine ruhige Kugel schieben wie der. Und keiner war so geizig und unsolidarisch. Der hätte nicht mal einem Sterbenden einen Schluck Wasser gegeben.« Der Mann verstummte. Dann sagte er verschmitzt:
    »Obwohl er natürlich auch seine guten Seiten hatte.«
    »Welche?«
    Der Blick des Manns flackerte ein wenig, und er zögerte, bevor er antwortete:
    »Naja, den Vorarbeitern in den Arsch kriechen, das konnte er gut. Und andere für sich arbeiten lassen. Sich krank stellen. Er hat es ja auch hingekriegt, Frührentner zu werden, bevor es mit den Entlassungen losging.«
    Martin Beck setzte sich auf die Kiste.
    »Sie wollten was anderes sagen«, meinte er.
    »Wollte ich?«
    »Ja, was wollten Sie sagen?«
    »Stimmt das auch wirklich, dass Kalle den Löffel abgegeben hat?«
    »Ja, er ist tot. Ehrenwort.«
    »Bullen und Ehrenwort, dass ich nicht lache. Eigentlich soll man ja von den Toten nicht schlecht reden, aber ich bin immer schon der Meinung gewesen, dass das nicht so wichtig ist, Hauptsache, man verhält sich den Lebenden gegenüber solidarisch.«
    »Das sehe ich genauso«, erwiderte Martin Beck. »Und, was konnte Kalle Svärd denn jetzt so gut?«
    »Er hatte echt was darin weg, die richtigen Kisten zu zerdeppern. Aber das hat er meistens nur während der Überstunden gemacht, damit kein anderer was abkriegte.« Martin Beck stand auf. Das war eine Information und sicher die einzige, die der Mann ihm geben konnte. Die richtigen Kisten kaputt zu schlagen war in diesem Job von jeher wichtig gewesen, ein Arbeitstrick und wohlgehütetes Geheimnis. Alkohol, Tabak und Lebensmittel eigneten sich besonders gut für Transportschäden. Und natürlich diverse gut verkäufliche Artikel in passender Größe.
    »Tja«, meinte der Arbeiter. »Jetzt ist es mir rausgerutscht. Das war es doch, was du wissen wolltest. Und jetzt hau ab. Tschüs, Genosse.«
    Karl Edvin Svärd war nicht beliebt gewesen, aber keiner konnte behaupten, dass man ihn nicht solidarisch behandelt hatte, jedenfalls solange er lebte. »Wiedersehen«, sagte der Mann. »Wiedersehen.«
    Martin Beck hatte einen Schritt Richtung Tür gemacht und schon den Mund geöffnet, um »Vielen Dank« oder etwas in der Art zu sagen, hielt dann jedoch inne und kehrte zu der Kiste zurück.
    »Ich setz mich gern noch einen Moment und unterhalte mich«, meinte er.
    »Hä?«, sagte der Mann.
    »Schade, dass wir kein Bier haben. Aber ich kann welches holen gehen.« Der Mann starrte ihn an. Langsam wich die Resignation in seinem Gesicht einem Ausdruck von Verwunderung. »Hä?«, wiederholte er misstrauisch. »Du willst reden? Mit mir?«
    »Ja, sicher.«
    »Ich hab was da«, sagte der Mann. »Bier, meine ich. Unter der Kiste, auf der du sitzt.«
    Martin Beck stand auf, und der Mann holte zwei Büchsen Carlsberg Hof hervor.
    »Ist es okay, wenn ich bezahle?«, fragte Martin Beck. »Das finde ich verdammt okay. Aber du musst nicht unbedingt.«
    Martin Beck holte einen Fünfer heraus, überreichte ihn, setzte sich und sagte:
    »Du

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