Verschlossen und verriegelt
einer Versicherung gearbeitet. Dort hatte sie zum Vorzugspreis eine große Zahl transportbeschädigter Konservendosen mit ungewöhnlich ekelhafter Bouillon kaufen dürfen.
Sie hatten monatelang von ihnen gelebt. Seither konnte er keine Bouillon mehr sehen. Vielleicht war die widerliche Suppe damals schon von Kalle Svärd oder einem anderen Experten gekostet und als für die menschliche Ernährung nicht geeignet eingestuft worden.
Martin Beck kam nie dazu, sein neuntes Telefonat zu führen. Das Telefon schrillte. Jemand wollte etwas von ihm.
Das konnte doch wohl nicht… Keineswegs.
»Beck.«
»Mhmm, hier ist Hjelm.«
»Hallo, nett, dass du anrufst.«
»Ja, das ist mal ein wahres Wort. Aber du scheinst dich hier draußen anständig benommen zu haben, und außerdem habe ich gedacht, ich tu dir einen letzten Gefallen.«
»Einen letzten Gefallen?«
»Bevor du Kriminaldirektor wirst. Ich habe gesehen, dass du die Patronenhülse gefunden hast.«
»Habt ihr sie euch vorgenommen?«
»Was meinst du wohl, warum ich dich anrufe«, erwiderte Hjelm gereizt.
»Wir haben hier keine Zeit für unnötige Telefonate.«
Er muss was in der Hinterhand haben, dachte Martin Beck. Hjelm rief grundsätzlich nur an, um irgendwie zu triumphieren. Normalerweise hatte man gefälligst auf das schriftliche Gutachten zu warten. Laut sagte er: »Das ist wirklich nett von dir.«
»Das kann man wohl sagen«, bekräftigte Hjelm. »Nun, die Patronenhülse hier sieht ja ziemlich traurig aus. Sehr schwierig, da etwas herauszuholen.«
»Ich verstehe.«
»Das bezweifle ich. Du willst wissen, ob sie zu der Selbstmordkugel gehört, nehme ich an?«
»Ja.« Stille.
»Ja«, wiederholte Martin Beck. »Das würde ich wirklich gern erfahren.«
»Das tut sie«, erwiderte Hjelm. »Sicher?«
»Habe ich nicht klar und deutlich und ein für alle Mal gesagt, dass wir uns hier nicht mit Vermutungen beschäftigen?«
»Entschuldige. Sie gehören also zusammen.«
»Ja. Du hast nicht zufällig auch die Pistole?«
»Nein. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Aber ich«, bemerkte Hjelm trocken. »Sie liegt in diesem Moment vor mir.«
Im Basislager der Sonderkommission in der Kungsholmsgatan gab es nichts, was auf Optimismus hindeutete. Bulldozer Olsson war zur Berichterstattung ins Reichspolizeiamt geeilt. Der Reichspolizeichef hatte verlautbaren lassen, nichts dürfe an die Öffentlichkeit dringen, und nun hatte er großes Interesse daran, zu erfahren, was denn nicht an die Öffentlichkeit dringen durfte.
Kollberg, Rönn und Gunvald Larsson saßen schweigend beisammen, in Posen, die an Parodien von Rodins »Der Denker« erinnerten.
Es klopfte an der Tür, und fast im gleichen Moment stand Martin Beck im Raum. »Hallo«, sagte er. »Hallo«, erwiderte Kollberg. Rönn nickte.
Gunvald Larsson tat nicht einmal das. »Ihr seht ja nicht besonders fröhlich aus.« Kollberg musterte seinen alten Freund und meinte: »Das hat seine Gründe. Aber du siehst fit aus. Die reinste Metamorphose. Was hast du hier überhaupt zu suchen? Freiwillig kommt keiner hierher.«
»Doch, ich. Ihr habt einen Spaßvogel namens Mauritzon bei euch, wenn ich nicht falsch unterrichtet bin.«
»Jau«, sagte Rönn. »Den Mörder von der Hornsgatan.«
»Was willst du von ihm?«, erkundigte sich Kollberg misstrauisch.
»Ihn nur treffen.«
»Und warum?«
»Ich möchte mich ein wenig mit ihm unterhalten, wenn sich das machen lässt.«
»Ziemlich aussichtslos«, erklärte Kollberg. »Er ist zwar redselig, aber auf die falsche Art.«
»Er leugnet?«
»Worauf du dich verlassen kannst. Aber er ist überführt. Wir haben die ganze Maskeradenausrüstung in dem Mietshaus gefunden, in dem er wohnt. Und die Mordwaffe. Und die Verbindung zur Waffe können wir ihm nachweisen.«
»Wie?«
»Die Seriennummer auf der Pistole ist weggefeilt worden. Und die Markierungen im Guss stammen von einer Schleifmaschine, die nachweislich ihm gehört und die sich außerdem in der Schublade seines Nachttischs befand. Das Schleifmuster stimmt mit dem mikroskopischen Bild überein. Daran ist nicht zu rütteln. Trotzdem streitet er alles ab.«
»Jau. Und die Zeugen haben ihn identifiziert«, ergänzte Rönn. »Tja…«
Setzte Kollberg an, drückte dann ein paar Tasten auf der Sprechanlage und bekam sofort eine Verbindung. »Sie bringen ihn runter.«
»Wo können wir sitzen?«
»Nimm mein Büro«, sagte Rönn.
»Pass gut auf das Aas auf«, sagte Gunvald Larsson. »Er ist alles, was wir haben.«
Es dauerte
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