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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Hand, und auch das Hosenbein verfärbte sich rot.
    Rönn war zwar nicht ganz so schnell, aber doch behände genug, um genau in dem Moment über die Schwelle zu treten, als die Tür in kreischenden Scharnieren zurückschlug. Sie traf mit voller Wucht seine Stirn. Er ließ die Pistole fallen und stürzte rücklings auf den Treppenabsatz.
    Als die Tür nach der Kollision mit Rönn zum zweiten Mal aufflog, gelang es auch Kollberg, sich in die Wohnung zu werfen. Ein rascher Rundblick zeigte ihm, dass das einzig Menschliche im Raum Gunvald Larssons Hand und sein rechter Unterschenkel waren, und Kollberg stürzte hin und packte das Bein mit beiden Händen.
    Gunvald Larsson schwebte in akuter Gefahr, abzustürzen und dabei umzukommen. Kollberg presste sein beträchtliches Körpergewicht gegen das Bein und bekam mit der rechten Hand den fuchtelnden linken Arm seines Kollegen zu fassen. Sekundenlang schien es, als wären die Gewichtsverhältnisse ungünstig verteilt, und es sah beinahe so aus, als würden beide hinausfallen. Aber Gunvald Larsson ließ mit seiner zerschnittenen rechten Hand nicht los, sodass es Kollberg schließlich unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang, seinen in Not geratenen Kollegen so weit hochzuziehen, dass er wenigstens wieder halb im Zimmer war, zerschunden und blutend zwar, aber immerhin fast in Sicherheit.
    Rönn hatte nicht das Bewusstsein verloren und kroch nun auf allen vieren über die Türschwelle, wobei er nach seiner Pistole tastete, die ihm im Fallen abhanden gekommen war. Als Nächster betrat Zachrisson die Bühne, und dicht hinter ihm folgte der Hund in langen Sätzen. Zachrisson sah Rönn umherkriechen, während von seinem Kopf Blut auf eine Pistole tropfte, die auf dem Boden lag. Außerdem sah er Kollberg und Gunvald Larsson eng umschlungen und blutverschmiert an dem zerborstenen Fenster, beide ganz offensichtlich außer Gefecht gesetzt. Zachrisson rief: »Halt! Polizei!«
    Dann hob er seine Pistole und feuerte einen Schuss ab, der die Deckenlampe, eine weiße Glaskugel, traf. Sie explodierte mit ohrenbetäubendem Knall.
    Anschließend drehte er sich auf dem Absatz um und schoss auf den Hund. Die Hinterbeine des Tiers knickten ein, und es stieß ein schmerzerfülltes Jaulen aus, das einem durch Mark und Bein ging.
    Zachrissons dritte Kugel ging durch die offene Badezimmertür und durchschlug die Warmwasserleitung. Ein langer Strahl heißen Wassers spritzte zischend in den Raum. Er schoss noch einmal, aber die Pistole klickte nur, und der Mechanismus blockierte.
    Der Hundeführer rannte mit irrem Blick herein.
    »Die Schweine haben Boy erschossen«, schrie er gellend und zog seine Dienstwaffe.
    Er wedelte mit der Pistole und schaute sich rasend vor Wut nach jemandem um, an dem er sich rächen konnte. Der Hund jaulte immer entsetzlicher.
    Ein Polizist in einer blaugrünen schusssicheren Weste und mit der Maschinenpistole im Anschlag stürzte zur Tür herein, stolperte jedoch über Rönn und fiel der Länge nach hin. Seine Waffe rutschte über das Parkett. Der Hund, der offenbar nicht lebensgefährlich verletzt war, biss ihn in die Wade. Der Polizeibeamte schrie um Hilfe.
    Kollberg und Gunvald waren glücklich wieder innerhalb der vier Wände, zwar zerschunden und erschöpft, aber mit zwei Schlussfolgerungen im Kopf. Pro primo: Es hatte sich niemand in der Wohnung befunden, weder Malmström noch Mohren noch sonst wer. Pro secundo: Die Tür war nicht abgeschlossen und vermutlich nicht einmal richtig zu gewesen. Der Wasserstrahl aus dem Badezimmer war mittlerweile kochend heiß und dampfte und traf Zachrisson im Gesicht. Der Polizist im Schutzanzug kroch zu seiner Maschinenpistole. Der Hund weigerte sich loszulassen und rutschte, die Zähne tief ins fleischige Bein seines Opfers geschlagen, hinterher. Gunvald Larsson hob seine blutüberströmte Hand und brüllte:
    »Aufhören, verdammt nochmal…«
    Und genau in diesem Moment warf der Gasspezialist in rascher Folge zwei Tränengasgranaten zur Tür herein. Sie fielen zwischen Rönn und dem Hundeführer zu Boden und gingen sofort hoch.
    Jemand feuerte einen weiteren Schuss ab; wer, ließ sich nur schwer ausmachen, aber vermutlich war es der Hundeführer. Die Kugel prallte einen Zentimeter von Kollbergs Knie entfernt gegen den Heizkörper, pfiff als Querschläger ins Treppenhaus und traf den Tränengasexperten in die Schulter.
    Kollberg versuchte zu schreien:
    »Wir ergeben uns! Wir ergeben uns!«
    Aber er brachte nur ein heiseres Krächzen

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