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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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klingelte. Banküberfall in Vällingby.
    Es war kein Banküberfall, der Spaß machte. Eine Spielzeugpistole und eine Beute von nur fünfzehntausend. Der Täter wurde eine Stunde später aufgegriffen, als er in der Parkanlage Humlegärden umhertorkelte und das Geld an die Leute verteilen wollte. Immerhin war es ihm noch gelungen, sich zu betrinken und eine Zigarre zu kaufen, und als Tüpfelchen auf dem i schoss ihm ein übereifriger Polizist ins Bein.
    Die Sonderkommission regelte die Angelegenheit, ohne das Haus zu verlassen.
    »Denkst du, dass Roos dahintersteckt?«, fragte Gunvald Larsson maliziös.
    »Ja«, sagte Bulldozer munter. »Das siehst du ganz richtig. Indirekt ist Roos schuld. Seine Coups inspirieren auch weniger begabte Verbrecher. Also kann man wie gesagt sagen…«
    »Herrgott nochmal«, unterbrach ihn Gunvald Larsson. »Jetzt mach aber mal einen Punkt.« Rönn ging in sein Büro.
    Dort saß jemand, den er sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Martin Beck.
    »Hallo«, sagte dieser. »Hast du dich geprügelt?«
    »Jau«, erwiderte Rönn.
    »Indirekt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete Rönn vage. »Heutzutage ist alles so seltsam. Was willst du?«

20
    Einar Rönns Büro lag auf der Rückseite des Polizeipräsidiums an der Kungsholmsgatan. Von seinem Fenster hatte er Ausblick auf ein gewaltiges Loch in der Erde. Aus diesem Loch würde sich mit der Zeit der große Protzbau des Reichspolizeiamts erheben und ihm die Aussicht versperren. Und von diesem hochmodernen Koloss im Herzen Stockholms würde die Polizei ihre Tentakeln in alle Richtungen ausstrecken und die entmutigten Bürger des Landes in eisernem Griff halten. Zumindest einen Teil von ihnen, denn es konnten ja nicht alle auswandern oder Selbstmord begehen.
    Der Standort und die überwältigenden Dimensionen des neuen Polizeihauptquartiers waren von vielen Seiten heftig kritisiert worden, aber am Ende hatte die Polizei dennoch bekommen, was sie haben wollte. Auf das Haus bezogen. Was die Polizei, oder besser gesagt eine Reihe von Personen in der obersten Etage, eigentlich haben wollte, war Macht. Das war die geheime Komponente in der Philosophie, die in den letzten Jahren ihr Handeln bestimmt hatte. Da die Polizei nie zuvor als isolierter Machtfaktor in der schwedischen Politik aufgetreten war, begriffen vorläufig nur wenige, woher der Wind wehte. Deshalb wirkte auch so vieles an den ständigen Vorstößen der Polizei in den letzten Jahren widersprüchlich und unverständlich.
    Das neue Gebäude war ein wichtiges Symbol dieser neuen Macht. Es würde die geplante zentrale Steuerung totalitären Zuschnitts erleichtern und außerdem eine Festung werden, die sich problemlos gegen Einblicke Unbefugter sichern ließ. Als unbefugt galt in diesem Fall das gesamte schwedische Volk.
    Ein zentraler Gedankengang war dabei:
    Es war in diesem Land viel zu viel über die Polizei gelacht worden; bald würde keiner mehr lachen. Glaubte man.
    Doch bis auf weiteres waren das alles nur Hoffnungen, die mit Ausnahme von wenigen Eingeweihten allen verborgen blieben, und das, was sich mit etwas Glück und geeigneten politischen Umschwüngen zu einem Ministerium des Grauens entwickeln würde, war noch kaum mehr als eine sehr große Grube in Kungsholmens steinigem Erdreich.
    Und von Rönns Fenster hatte man immer noch freie Sicht auf den oberen Teil der Bergsgatan und das schattige Grün des Kronobergsparks. Martin Beck hatte sich aus Rönns Bürostuhl erhoben und stand am Fenster. Von dort aus sah man tatsächlich das Fenster der Wohnung, in der Karl Edvin Svärd etwa zwei Monate gelegen hatte, von niemandem vermisst und mit einer Kugel in der Brust.
    »Bevor du Spezialist für Banküberfälle geworden bist, hast du in einem Todesfall ermittelt. Ein Mann namens Svärd.« Rönn kicherte verlegen.
    »Spezialist«, sagte er. »Hihi.«
    Rönn war eigentlich ganz in Ordnung, hatte aber ein völlig anderes Naturell als Martin Beck, weshalb es ihnen schon immer schwergefallen war, zusammenzuarbeiten. »Aber es stimmt«, sagte Rönn. »Ich war gerade mit dem Todesfall beschäftigt, als ich abkommandiert wurde.«
    »Abkommandiert?«
    »Ja, abkommandiert zu diesem Spezialstab.« Martin Beck spürte eine leichte Gereiztheit. Vielleicht, weil Rönn sich unbewusst eines militärischen Jargons bediente. Das hatte er vor zwei Jahren noch nicht getan.
    »Bist du zu einer Schlussfolgerung gekommen?« Rönn tastete seine rote Nase ab und sagte:
    »Ich bin

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