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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Chemisch.«
    »Und? Was stand in den Briefen?«
    Bulldozer konnte nicht still stehen. Er tänzelte mit trippelnden Schritten umher wie ein überfüttertes Zwerghähnchen auf einer heißen Herdplatte.
    »Die beiden ersten waren uninteressant. Es ging darin um ein paar Typen, die H und H genannt wurden und an einen Ort namens Q kommen sollten und so weiter. Kurze Mitteilungen in einer Art Code. Ich habe die Umschläge wieder zugeklebt und sie Mohren übergeben.«
    »Und der dritte?«
    »Der dritte kam vorgestern und war wirklich interessant. Wie gesagt, der Plan für ihren nächsten Coup. Im Detail.«
    »Und Sie haben das Papier Mohren gegeben?«
    »Die Papiere. Es waren drei Blätter. Ja, ich habe sie Mohren gegeben. Aber vorher habe ich Fotokopien gemacht und sie an einem sicheren Ort deponiert.«
    »Oh, lieber Herr Mauritzon«, sagte Bulldozer überwältigt. »Wo? Wie schnell können Sie die Blätter holen?«
    »Das können Sie selbst machen. Ich habe keine Lust.«
    »Wann?«
    »Sobald ich Ihnen gesagt habe, wo sie sind.«
    »Wo?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Mauritzon. »Das ist echte Ware, also macht euch keine Sorgen. Aber vorher möchte ich zwei Dinge haben.«
    »Was?«
    »Erstens das Papier von Jacobsson in Ihrer Tasche. Auf dem steht, dass ich keines Drogendelikts verdächtigt werde und die Voruntersuchung aus Mangel an Beweisen eingestellt worden ist und so weiter.«
    »Ja natürlich, sofort«, erwiderte Bulldozer und steckte die Hand in die Innentasche seines Jacketts.
    »Außerdem will ich ein ähnliches Papier, von Ihnen persönlich unterschrieben, das sich auf die Geschichte mit der Unterstützung von Malmström und Mohren bezieht. Dass die Sache untersucht worden ist und ich in gutem Glauben gehandelt habe und so weiter.«
    Bulldozer Olsson eilte zur Schreibmaschine. Das Schriftstück war in weniger als zwei Minuten ausgestellt. Mauritzon bekam die beiden Dokumente, las sich den Text sorgfältig durch und sagte:
    »Schön. Der Brief mit den Kopien befindet sich im Sheraton.«
    »Dem Hotel?«
    »Ja. Ich habe ihn dorthin geschickt. Er ist beim Portier. Postlagernd.«
    »Unter welchem Namen?«
    »Graf Philip von Brandenburg«, erklärte Mauritzon bescheiden.
    »Philip mit Ph.«
    Alle sahen ihn verblüfft an.
    Dann sagte Bulldozer:
    »Ach, lieber Herr Mauritzon, ausgezeichnet, ausgezeichnet. Möchten Sie vielleicht nur einen kleinen, klitzekleinen Moment in einem anderen Raum Platz nehmen, eine Tasse Kaffee trinken und ein paar Teilchen oder etwas anderes essen?«
    »Tee, bitte«, erwiderte Mauritzon.
    »Tee«, wiederholte Bulldozer geistesabwesend. »Einar, könntest du bitte dafür sorgen, dass Herr Mauritzon Tee und Teilchen und… Gesellschaft bekommt.«
    Rönn ging mit Mauritzon hinaus und kehrte nach weniger als einer Minute zurück.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Kollberg.
    »Den Brief holen«, antwortete Bulldozer. »Und zwar sofort. Es wird am einfachsten sein, einer von euch geht hin, gibt sich als Graf von Brandenburg aus und bittet um seine Post. Zum Beispiel du, Gunvald.«
    Gunvald Larsson starrte ihn aus porzellanblauen Augen an. »Ich? Niemals. Lieber reiche ich auf der Stelle meinen Abschied ein.«
    »Dann musst du das übernehmen, Einar. Wenn wir sagen, wie die Dinge wirklich liegen, wird es nur kompliziert. Sie weigern sich vielleicht, die Post des Grafen auszuhändigen und so weiter. Wir könnten viel wertvolle Zeit verlieren.«
    »Jau«, sagte Rönn. »Philip von Brandenburg, Graf. Mauritzon hat mir eine Visitenkarte gegeben. Er hatte sie in einer Art Geheimfach in seinem Portemonnaie. Sieht wirklich nobel aus.«
    Auf der Visitenkarte sah man einen Namenszug in kleiner, graugetönter Schrift und ein versilbertes Monogramm in der Ecke.
    »Nun geh schon«, sagte Bulldozer ungeduldig. »Schnell!« Rönn ging.
    »Ich denke gerade über etwas Merkwürdiges nach«, sagte Kollberg.
    »Wenn ich in das Lebensmittelgeschäft gehe, in dem ich seit zehn Jahren einkaufe, und darum bitte, einen halben Liter Milch anschreiben zu lassen, handele ich mir sofort eine Abfuhr ein. Wenn aber eine Gestalt wie Mauritzon das vornehmste Juweliergeschäft der Stadt betritt und sagt, er sei der Herzog von Malexander, dann gibt man ihm zwei Kisten Diamantringe und zehn Perlenketten zur Ansicht mit.«
    »Ja, so läuft das«, sagte Gunvald Larsson. »Eine Klassengesellschaft und nichts anderes…«
    Bulldozer Olsson nickte geistesabwesend. Fragen, die um die Klassengesellschaft kreisten, interessierten ihn

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