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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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es mit Sicherheit am nächsten passieren, und in dem Fall konnte man die heutige Operation immer noch als nützliche Generalprobe betrachten. Wenn er erst einmal die ganze Mohren-Bande hinter Schloss und Riegel hatte, würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis ihm auch Werner Roos ins Netz ging.
    Bulldozers rosig schimmernde Träume wurden vom Klingeln des Telefons unterbrochen, und er riss den Hörer an sich, lauschte drei Sekunden und rief fröhlich: »Her mit ihm, aber sofort!«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel, klatschte in die Hände und sagte energisch:
    »Meine Herren, er ist im Anmarsch. Sind wir bereit?« Gunvald Larsson brummte, und Rönn sagte ohne größeren Enthusiasmus: »Jau.«
    Er wusste, dass seine und Gunvald Larssons Hauptaufgabe darin bestand, Zuhörer zu spielen. Bulldozer liebte es, vor Publikum zu agieren, und die heutige Vorstellung gehörte zweifellos ihm. Er spielte nicht nur die Hauptrolle, sondern war auch der Regisseur und hatte unter anderem die Stühle seiner Mitspieler sicher fünfzehnmal umgestellt, ehe er zufrieden war. Jetzt saß er auf dem Hochsitz hinter dem Schreibtisch, Gunvald Larsson in der Ecke am Fenster und Rönn am Tischende zu seiner Rechten. Mauritzons Stuhl befand sich gegenüber von Bulldozers, jedoch so weit vom Tisch weggerückt, dass er mitten im Zimmer stand. Gunvald Larsson stocherte mit einem abgebrochenen Streichholz in seinen Zähnen herum, während er verstohlene Blicke auf Bulldozers sommerlich heitere Kleidung warf: senfgelber Anzug, blau-weiß gestreiftes Hemd und eine Krawatte mit einem Muster aus grünen Margeriten auf orangefarbenem Grund.
    Es klopfte an der Tür, und Mauritzon wurde hereingeführt. Mittlerweile war er ziemlich besorgt und wurde nicht gerade ruhiger, als er die inzwischen so vertrauten Gesichter in Bulldozers Zimmer sah. Lauter grimmige Mienen. Dass der große Blonde, Larsson oder wie er hieß, keine sonder lieh herzlichen Gefühle für ihn hegte, hatte er längst begriffen, und der Nordschwede mit der Säufernase war eigentlich immer mürrisch, aber es verhieß nichts Gutes, dass sogar Bulldozer, der bei ihrer letzten Begegnung freundlich wie ein Weihnachtsmann an Heiligabend gewesen war, ihn nun mit harschem Missfallen betrachtete.
    Mauritzon setzte sich auf den ihm zugewiesenen Stuhl, sah sich im Zimmer um und sagte: »Guten Tag.«
    Niemand erwiderte seinen Gruß, und er fuhr fort: »In den Papieren, die ich von Ihnen bekommen habe, Herr Staatsanwalt, stand nichts davon, dass ich die Stadt nicht verlassen durfte, und soweit ich weiß, war nichts dergleichen Bestandteil unserer Übereinkunft.«
    Bulldozer hob die Augenbrauen, und Mauritzon beeilte sich hinzuzufügen:
    »Aber ich bin natürlich gerne zu Diensten, wenn ich kann.« Bulldozer beugte sich nach vorn, faltete die Hände vor sich auf der Tischplatte, sah ihn einen Moment an und sagte dann mit samtener Stimme:
    »Soso, Herr Mauritzon ist gerne zu Diensten. Das ist natürlich äußerst freundlich von Ihnen, Herr Mauritzon, aber jetzt werden Sie, Herr Mauritzon, uns keine Dienste mehr erweisen müssen. Nein, jetzt sind wir an der Reihe, Ihnen, Herr Mauritzon, einen Dienst zu erweisen. Sie sind uns gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen, nicht wahr, Herr Mauritzon? Uns ist bewusst, wie sehr Sie das bedrücken muss, Herr Mauritzon, und deshalb haben wir uns die Mühe gemacht, diese kleine Zusammenkunft zu arrangieren, damit Sie, Herr Mauritzon, uns hier in aller Ruhe Ihr Herz ausschütten können.« Mauritzon sah Bulldozer unsicher an und sagte: »Ich verstehe nicht…«
    »Nicht? Haben Sie etwa gar nicht das Bedürfnis, uns Ihr Herz auszuschütten, Herr Mauritzon?«
    »Ich… verstehe nicht, worum es dabei gehen sollte.«
    »Wirklich nicht? Und wenn ich nun sage, dass es um letzten Freitag geht, verstehen Sie dann, Herr Mauritzon?«
    »Letzten Freitag?«
    Mauritzons Blick flackerte, und er rutschte unruhig auf seinem Stuhl umher. Er sah von Bulldozer zu Rönn und wieder zu Bulldozer, begegnete Gunvald Larssons kaltem, porzellanblauem Blick und schaute schließlich zu Boden. Es war vollkommen still im Raum, bis Bulldozer weitersprach:
    »Freitag vor einer Woche, ja. Es kann doch nun wirklich nicht sein, dass Sie nicht mehr wissen, was Sie da gemacht haben, Herr Mauritzon? Zumindest können Sie nicht vergessen haben, welchen Schnitt Sie an dem Tag gemacht haben, nicht wahr, Herr Mauritzon? Neunzigtausend sind kein Pappenstiel, oder was meinen Sie, Herr Mauritzon?«
    »Was denn

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