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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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gesagt, dass sich dieser Besuch geheim halten lassen würde.
    Deshalb kam die für diesen Abend geplante Vietnam-Demonstration wirklich denkbar unpassend. Viele tausend Menschen waren empört über die Bombenteppiche auf Dämme und ungeschützte Dörfer in Nordvietnam, das nun aus Prestigegründen in die Steinzeit zurückgebombt werden sollte. Einige der Demonstranten versammelten sich auf dem Hakberget, wo früher die Kundgebungen zum i. Mai stattfanden. Man wollte eine Resolution verabschieden und anschließend versuchen, das Schreiben einem Hausmeister der amerikanischen Botschaft zu übergeben.
    Das durfte nicht sein. Die Situation war sensibel, der Polizei-Präsident nicht im Dienst und der Leiter der Schutzpolizei im Urlaub. Tausende Störenfriede hielten sich in bedrohlicher Nähe des sakrosanktesten Gebäudes der Stadt auf, des Glas-palasts der US- amerikanischen diplomatischen Vertretung. Der Reichspolizeichef traf in dieser Situation eine historische Entscheidung: Er würde persönlich dafür sorgen, dass die Demonstration friedlich verlief, indem er selbst den Demonstrationszug an einen unverfänglichen Ort führte, fort von der gefährlichen Nachbarschaft. Dieser ungefährliche Ort war der Humlegärden, ein Park im Stadtzentrum. Dort würde man die verdammte Resolution verlesen, woraufhin die Demonstration aufgelöst werden konnte. Die Demonstranten waren friedfertig und ließen sich auf alles ein. Der Zug setzte sich auf dem Karlavägen Richtung Norden in Bewegung. Jeder diensttaugliche Polizist in Reichweite wurde mobilisiert, um die Operation zu überwachen.
    So auch Gunvald Larsson, der plötzlich in einem Hubschrauber saß und auf die lange Reihe von Menschen mit Spruchbändern und FNL-Flaggen hinabstarrte, die sich im Schneckentempo nordwärts bewegte. Er sah, was passierte, konnte aber nicht viel tun. Er hatte ohnehin keine große Lust.
    An der Ecke Karlavägen und Sturegatan führte der Reichspolizeichef persönlich den Demonstrationszug in ein großes und ausgesprochen schlecht gelauntes Fußballpublikum, das aus dem Stadion strömte, teilweise angetrunken, vor allem aber unzufrieden nach einem schlechten Spiel. Das nun folgende Handgemenge erinnerte am ehesten an den Rückzug aus Waterloo oder den Besuch des Papstes in Jerusalem. Innerhalb von drei Minuten schlugen Polizisten aller Art auf alles und jeden ein, Fußballfans und Pazifisten wurden mit Schlagstockhieben überzogen, Motorradpolizisten und berittene Abteilungen drängten sich aus allen Richtungen in die verwirrte Menschenmenge.
    Demonstranten und Fußballanhänger begannen, sich zu prügeln, ohne zu wissen, warum, und am Ende knüppelten die uniformierten Polizisten auch ihre Kollegen in Zivil nieder. Der Reichspolizeichef musste mit einem Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden.
    Allerdings nicht mit dem, in dem Gunvald Larsson saß, denn der hatte schon nach einer Minute gesagt:
    »Fliegen Sie, verdammt nochmal, egal wohin, Hauptsache weit weg.« Hundert Menschen wurden festgenommen und weitaus mehr verletzt. Keiner von ihnen kannte den Grund.
    Es herrschte Chaos in Stockholm.
    Und der Reichspolizeichef sagte aus alter Gewohnheit:
    »Davon darf nichts an die Öffentlichkeit dringen.«

26
    Martin Beck ritt wieder. Geduckt und im gestreckten Galopp über eine Ebene und umgeben von Personen in Raglanmänteln. Vor sich sah er die russische Artilleriestellung, eine Geschützmündung lugte zwischen den Sandsäcken hervor und starrte ihn mit dem schwarzen Auge des Todes an. Er sah die Kugel direkt auf sich zukommen, sie wuchs und wurde immer größer, bis sie das ganze Blickfeld ausfüllte und das Bild schwarz wurde. Das musste Balaklawa sein. Dann stand er auf der Kommandobrücke der Lions. Die Indefatigable und die Queen Mary waren soeben explodiert und vom Meer verschlungen worden. Ein Läufer eilte heran und schrie: Die Princess Royal ist in die Luft geflogen! Beatty beugte sich vor und sagte mit ruhiger, lauter Stimme, das Tosen des Gefechtslärms übertönend: »Beck, mit unseren verdammten Schiffen scheint heute was nicht zu stimmen. Gehen Sie zwei Strich näher an den Feind heran.« Dann folgte die übliche Szene mit Garfield und Guiteau, er warf sich vom Pferd, rannte durch den Bahnhof und fing die Kugel mit dem Körper ab. Als er seinen letzten Seufzer fahrenließ, kam gleichzeitig der Reichspolizeichef zu ihm, heftete ihm einen Orden an die durchschossene Brust, rollte etwas aus, das einer Pergamentrolle glich, und knurrte:

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