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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zimmer war so wenig Platz, dass er die Kaffeemaschine hinter dem Schreibtisch auf den Boden stellen musste. Soweit Rebus bekannt war, hatte er bereits zweimal die ganze Brühe über den neuen beigen Teppich gekippt. Als Watson sich wieder aufrichtete, hielt er eine Tasse des teuflischen Gebräus in seiner Pranke. Der Kaffee des Chief Super war in Edinburgh berüchtigt.
    »Zinswucher und dazu noch ein bisschen Schutzgelderpressung«, ergänzte Watson. »Aber hauptsächlich Zinswucher.«
    Mit anderen Worten, die altbekannte traurige Geschichte. Leute, die bei der Bank keine Chance und auch nichts zu verpfänden hatten, konnten sich, ungeachtet des hohen Risikos trotzdem Geld leihen. Das Problem war natürlich, dass der Zinssatz sich fast auf hundert Prozent belief und sie rasch in Rückstand gerieten, was zu weiteren unbezahlbaren Zinsen führte. Es war der teuflischste aller Teufelskreise, weil den Schuldner am Ende Einschüchterung, Prügel und Schlimmeres erwarteten.
    Plötzlich wusste Rebus, warum der Chief Super ihn zu dieser kleinen Plauderei bestellt hatte. »Es geht doch wohl nicht etwa um Big Ger?«, fragte er.
    Watson nickte. »In gewisser Weise schon.«
    Rebus sprang auf. »Das wäre das vierte Mal in genauso vielen Jahren! Er kommt doch immer wieder ungeschoren davon. Sie wissen das, und ich weiß das!« Normalerweise wäre er bei diesem kleinen Vortrag auf und ab gegangen, doch es war so eng in dem Zimmer, dass er dastand wie ein geifernder Sonntagsprediger. »Es ist reine Zeitverschwendung, ihm eine Anklage wegen Zinswucher anhängen zu wollen. Ich dachte, wir hätten das bereits zigmal durchgekaut und beschlossen, dass es keinen Sinn hat, ihn aufs Korn zu nehmen, sofern man es nicht auf eine völlig neue Art versucht.«
    »Ich weiß, ich weiß, John, doch die Leute von der Steuerfahndung sind beunruhigt. Das Problem scheint größer zu sein, als sie gedacht haben.«
    »Scheißsteuerfahndung.«
    »John, also bitte …«
    »Aber«, Rebus zögerte, »bei allem Respekt, Sir, es ist eine absolute Verschwendung von Zeit und Arbeitskraft. Es wird eine Überwachung geben, wir machen einige Fotos und nehmen ein paar arme Schweine fest, die für ihn die Laufburschen spielen, und niemand wird eine Aussage machen.
    Wenn der Staatsanwalt Big Ger drankriegen will, dann sollten die uns mit genügend Mitteln ausstatten, damit wir eine anständige Operation auf die Beine stellen können.«
    Das eigentliche Problem war allerdings, dass niemand so versessen darauf war, Morris Gerald Cafferty (allgemein bekannt als Big Ger) dranzukriegen wie John Rebus. Er wollte eine Kreuzigung mit allem Drum und Dran. Er wollte sogar mit dem Speer ein letztes Mal zustoßen, um nur ja sicher zu sein, dass der Dreckskerl wirklich tot war. Cafferty war Abschaum, aber cleverer Abschaum. Immer wieder gingen Handlanger für ihn ins Gefängnis. Da Rebus schon so oft daran gescheitert war, den Mann hinter Gitter zu bringen, dachte er am liebsten gar nicht an ihn. Und nun erklärte ihm der Farmer, es würde eine »Operation« stattfinden. Das bedeutete tage- und nächtelange Überwachung, jede Menge Papierkram und am Ende die Verhaftung von ein paar pickeligen Nachwuchsgangstern.
    »John«, sagte Watson und nahm seine gesamte Menschenkenntnis zusammen, »ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Aber lassen Sie uns doch noch einen Versuch wagen, ja? Selbst auf die Gefahr hin, dass es wieder ein Schuss in den Ofen wird.«
    »Ich wüsste schon, was ich bei Cafferty versuchen würde, wenn ich auch nur halbwegs eine Chance hätte.« Rebus formte mit der Hand eine Pistole und imitierte den Rückstoß.
    Watson lächelte. »Dann ist ja gut, dass wir keine Schusswaffen ausgeben, was?«
    Einen Augenblick später lächelte Rebus ebenfalls. Er nahm wieder Platz. »Fahren Sie fort, Sir«, sagte er, »ich bin ganz Ohr.«
    Gegen elf Uhr an jenem Abend saß Rebus in der Wohnung und sah fern. Wie üblich war niemand zu Hause. Entweder lernten sie noch fleißig in der Universitätsbibliothek, oder sie hielten sich im Pub auf. Da Michael ebenfalls nicht da war, schien das Pub die sicherere Adresse. Er wusste, dass die Studenten sehr rücksichtsvoll waren, weil sie damit rechneten, dass er zumindest einen von ihnen rausschmeißen würde, um ein eigenes Zimmer zu haben. Sie schlichen durch die Wohnung, als hätten sie die Kündigung bereits in der Tasche.
    Er hatte dreimal bei Patience angerufen, immer nur den Anrufbeantworter erreicht und diesem erklärt, dass er wüsste,

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