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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ich weiß es nicht. Sie könnten auch versuchen, die Kunden abzuschrecken. Die Zeiten sind hart.«
    Rebus wandte sich an Calder, der Eddie Ringan mit Abscheu anstarrte. »Und was meinen Sie, Mr Calder, irgendeine Idee?«
    »Ich denke, das waren bloß Straßenräuber.«
    »Sieht aber nicht so aus, als hätten die was mitgenommen.«
    »Vielleicht wurden sie gestört.«
    »Von jemandem, der durch die Gasse kam? Wie sollen die denn dann entkommen sein? Der Parkplatz hat nur einen Zugang.«
    »Ich weiß es nicht.« Rebus ließ Pat Calder die ganze Zeit nicht aus den Augen. Er war ein paar Jahre älter als Ringan, sah aber jünger aus. Seine dunklen Haare hatte er zu einem, wie Rebus annahm, modischen Pferdeschwanz gebunden, und an den Seiten trug er lange, glatte Koteletten, die bis unter die Ohren reichten. Er war groß und dünn und sah aus, als könnte er mal eine ordentliche Mahlzeit vertragen. »Vielleicht«, sagte Calder gerade, »vielleicht ist er ja doch bloß gefallen. Es ist ziemlich dunkel da draußen. Wir werden ein paar Lampen anbringen lassen.«
    »Sehr umsichtig von Ihnen, Sir.« Rebus erhob sich von dem unbequemen Barhocker. »Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, besonders irgendwelche Namen, können Sie uns jederzeit anrufen.«
    »Ja, selbstverständlich.«
    In der Tür blieb Rebus noch einmal stehen. »Und Mr Calder?«
    »Ja?«
    »Wenn Sie Mr Ringan diese Nacht fahren lassen, dann sorge ich dafür, dass er angehalten wird, noch bevor er am Haymarket ist. Können Sie ihn nicht nach Hause bringen?«
    »Ich hab keinen Führerschein.«
    »Dann würde ich vorschlagen, Sie greifen in die Kasse und nehmen sich das Geld für ein Taxi raus. Ansonsten könnte Mr Ringans nächste Kreation vielleicht ein Jailhouse Roquefort sein.«
    Als Rebus das Restaurant verließ, hörte er tatsächlich, wie Eddie Ringan anfing zu lachen.
    Er lachte allerdings nicht lange. Das Verlangen nach etwas Trinkbarem wurde wieder übermächtig. »Gib mir noch einen«, befahl er. Pat Calder goss schweigend das Schnapsglas bis zum Rand voll. Sie hatten die Gläser zusammen mit einer Menge anderem Kram auf einem Trip nach Miami gekauft. Viel von dem Geld war aus Pat Calders Tasche gekommen sowie aus der seiner Eltern. Er hielt das Glas Ringan hin, dann prostete er ihm zu und trank es selbst aus. Als Ringan sich darüber beklagte, schlug Calder ihm ins Gesicht.
    Ringan wirkte weder überrascht noch verletzt. Calder schlug ihn erneut.
    »Du dämlicher Scheißkerl«, fauchte er. »Du absolut dämlicher Scheißkerl!«
    »Ich kann nichts dafür«, sagte Ringan und hielt ihm sein leeres Glas hin. »I’m all shook up, um es mit Elvis zu sagen. Und jetzt gib mir endlich was zu trinken, bevor ich was wirklich Dämliches tu.«
    Pat Calder dachte einen Augenblick nach. Dann schenkte er Eddie Ringan den gewünschten Drink ein.
    Der Krankenwagen brachte Brian Holmes ins Royal Infirmary.
    Rebus hatte noch nie viel von diesem Krankenhaus gehalten. Man schien sich dort alle Mühe zu geben, aber unter unglaublichem Personalmangel zu leiden. Also stellte er sich ganz nah an Brian Holmes’ Bett, so nah, wie man ihm erlaubte. Und während sich die Nacht dahinzog, wich er nicht von der Stelle; er rutschte nur ein bisschen tiefer die Wand hinunter. Dort kauerte er, den Kopf auf die Knie gelegt, die Hände auf dem kalten Fußboden, als er spürte, dass jemand vor ihm stand. Es war Nell Stapleton. Rebus erkannte sie schon an ihrer Größe, noch bevor sein Blick ihr verweintes Gesicht sah.
    »Ach, hallo, Nell.«
    »Mein Gott, John.« Und die Tränen strömten aufs Neue. Er richtete sich auf und umarmte sie kurz. Ihre Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. »Wir haben heute Abend noch miteinander geredet. Ich war gemein zu ihm. Und jetzt passiert so etwas …«
    »Ganz ruhig, Nell. Es ist ja nicht Ihre Schuld. So etwas kann jederzeit geschehen.«
    »Ja, aber ich muss ständig daran denken, dass wir uns heute Abend gestritten haben. Wenn wir uns nicht gestritten hätten …«
    »Schscht, beruhigen Sie sich.« Er nahm sie in die Arme.
    Gott, fühlte sich das gut an. Er mochte gar nicht darüber nachdenken, wie gut sich das anfühlte, aber es war trotzdem schön. Ihr Parfüm, ihre Figur, wie sie sich an ihn schmiegte.
    »Wir haben uns gestritten, und dann ist er in diese Bar gegangen und dann …«
    »Schscht, Nell. Es ist nicht Ihre Schuld.«
    Und das glaubte er auch, obwohl er nicht wusste, wessen Schuld es war: Schutzgelderpresser? Neidische Restaurantbesitzer?

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