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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Brian Holmes hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt, als Rebus um sieben Uhr morgens im Krankenhaus anrief.
    »Liegt er denn im Koma, oder was ist mit ihm?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung war kühl und sachlich. »Heute Morgen werden Untersuchungen durchgeführt.«
    »Was für Untersuchungen?«
    »Sind Sie ein naher Verwandter von Mr Holmes?«
    »Nein, das bin ich verdammt noch mal nicht. Ich bin …« Ein Polizeibeamter? Sein Boss? Nur ein Freund? »Ach, egal.« Er legte den Hörer auf. Eine der Studentinnen streckte den Kopf durch die Wohnzimmertür.
    »Möchten Sie etwas Kräutertee?«
    »Nein, danke.«
    »Eine Schale Müsli?«
    Rebus schüttelte den Kopf. Sie lächelte ihn an und verschwand wieder. Kräutertee und Müsli, großer Gott. Was war das denn für eine Art, den Tag zu beginnen? Die Tür zur Abstellkammer ging von innen auf, und Rebus beobachtete entsetzt, wie ein Mädchen im Teenageralter, nur mit einem Männerhemd bekleidet, ins Tageslicht trat und sich die Augen rieb. Sie steuerte auf die Wohnzimmertür zu und lächelte ihn im Vorbeigehen an. Sie bewegte sich auf Zehenspitzen, damit ihre nackten Füße das kalte Linoleum so wenig wie möglich berührten.
    Rebus starrte noch weitere zehn Sekunden auf die Wohnzimmertür, dann ging er zur Abstellkammer hinüber. Michael lag nackt auf dem schmalen Bett, dem Bett, das Rebus am Wochenende gebraucht gekauft hatte. Er rieb sich mit einer Hand die Brust und starrte an die Decke. In der Abstellkammer roch es streng.
    »Was zum Teufel denkst du dir eigentlich?«, fragte Rebus.
    »Sie ist achtzehn, John.«
    »Das meinte ich nicht.«
    »Ach? Was hast du denn gemeint?«
    Doch das wusste Rebus nicht mehr so genau. Jedenfalls war es einfach widerwärtig, dass sein Bruder das Bett in der Abstellkammer mit einer Studentin teilte, während er selbst noch keine drei Meter entfernt auf dem Sofa schlief. Es war alles widerwärtig, einfach alles. Michael musste verschwinden und er selbst in ein Hotel oder so was ziehen. So konnte es nicht weitergehen. Das war den Studenten gegenüber unfair.
    »Du solltest häufiger mit ins Pub kommen«, schlug Michael vor. »Das ist der Fehler, weißt du.«
    »Was?«
    »Das Leben geht an dir vorbei, John. Es wird Zeit, dass du endlich damit anfängst.«
    Michael lächelte immer noch, als sein Bruder die Tür der Abstellkammer zuknallte.
    »Ich hab gerade das mit Brian erfahren.« DC Siobhan Clarke sah schlecht aus. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen bis auf zwei rote Flecken auf den Wangen und das blassere Rot ihrer Lippen. Rebus deutete ihr mit einem Nicken an, sich zu setzen. Sie zog einen Stuhl zu seinem Schreibtisch.
    »Was genau ist passiert?«
    »Man hat ihm eins über den Schädel gehauen.«
    »Womit?«
    Tja, das war eine gute Frage, genau die Art Frage, die ein Detective normalerweise stellen würde, und außerdem eine Frage, die Rebus letzte Nacht vergessen hatte zu stellen. »Keine Ahnung«, sagte er. »Und wir haben auch kein Motiv, jedenfalls bisher nicht.«
    »Es ist beim Heartbreak Café passiert?«
    Rebus nickte. »Auf dem Parkplatz hinter dem Lokal.«
    »Brian hat häufiger gesagt, er würde mich dort mal zum Essen einladen.«
    »Brian hält immer Wort. Machen Sie sich keine Sorgen, Siobhan, er wird wieder gesund.«
    Sie nickte, bemüht, es zu glauben. »Ich werd ihn nachher besuchen.«
    »Wenn Sie das möchten«, erwiderte Rebus, ohne genau zu wissen, was sein Tonfall besagen sollte. Sie sah ihn wieder an.
    »Ich möchte es«, sagte sie.
    Nachdem sie fort war, las Rebus eine Nachricht von Chief Inspector Lauderdale. Darin wurden die vorläufigen Überwachungspläne für die Operation gegen illegalen Geldverleih beschrieben. Rebus wurde um Fragen und »nützliche Kommentare« gebeten. Er musste über diese Formulierung grinsen, da er wusste, dass Lauderdale sie benutzt hatte, um Rebus von der grundlegenden Kritik abzuhalten, mit der er normalerweise alles bedachte, was ihm vorgelegt wurde. Dann brachte ihm jemand ein großes Paket. Genau darauf hatte er gewartet. Er zog die Laschen des Kartons auf und fing damit an, die prall gefüllten Akten herauszunehmen. Es handelte sich um die Unterlagen über das Central Hotel, seine Geschichte und sein trauriges Ende. Da er wusste, dass er damit den ganzen Morgen beschäftigt sein würde, nahm er Lauderdales Brief, malte ein großes OK darauf, setzte seine Unterschrift darunter und legte ihn in den Ausgangskorb. Lauderdale würde nicht glauben können, dass

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