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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Oder einfach Rowdys? Schwer zu sagen.
    »Darf ich ihn sehen?«
    »Natürlich.« Rebus deutete mit der Hand auf Holmes’ Bett. Er wandte sich ab, als Nell Stapleton darauf zuging, um ihr wenigstens ein bisschen das Gefühl von Privatsphäre zu vermitteln. Nicht dass sie irgendwas davon gehabt hätte. Holmes war immer noch bewusstlos; er lag da, an einen Monitor angeschlossen, den Kopf dick verbunden. Aber Rebus konnte trotzdem die Worte verstehen, die Nell zu ihrem Freund sagte, mit dem sie sich überworfen hatte. Ihr Tonfall ließ ihn an Dr. Patience Aitken denken, löste in ihm beinah den Wunsch aus, er läge dort bewusstlos. Es war schön zu glauben, dass andere Menschen nette Dinge über einen sagten.
    Nach fünf Minuten kam sie erschöpft zu Rebus zurück. »Harte Arbeit?«, fragte er.
    Nell Stapleton nickte. »Wissen Sie«, sagte sie leise, »ich kann mir denken, was passiert ist.«
    »Ach?«
    Sie sprach flüsternd, obwohl in dem Krankensaal alles ruhig war. Nell seufzte theatralisch. Rebus fragte sich, ob sie vielleicht mal Schauspielunterricht genommen hatte.
    »Das schwarze Buch«, sagte sie. Rebus nickte, als wüsste er, wovon sie sprach, dann runzelte er die Stirn.
    »Was für ein schwarzes Buch?«, fragte er.
    »Ich sollte Ihnen das vermutlich nicht erzählen, aber Sie sind ja nicht bloß jemand, mit dem er zusammenarbeitet, oder? Sondern ein Freund.« Sie stieß einen weiteren Stoßseufzer aus. »Brians Notizbuch. Nichts Offizielles. Da hat er Sachen reingeschrieben, denen er von sich aus nachgegangen ist.«
    Rebus, der fürchtete, jemanden zu wecken, führte sie aus dem Krankensaal. »Ein Tagebuch?«, fragte er.
    »Nein, eigentlich nicht. Er hörte bloß manchmal Gerüchte, irgendwelchen Tratsch im Pub. So was schrieb er in das schwarze Buch. Manchmal verfolgte er die Sache auch weiter. Das war für ihn eine Art Hobby, aber vielleicht glaubte er auch, das könnte ihm helfen, schneller befördert zu werden. Ich weiß es nicht. Deswegen haben wir uns auch gestritten. Ich hab ihn kaum noch gesehen, weil er so viel gearbeitet hat.«
    Rebus starrte auf die Wand im Flur. Das Licht der Deckenbeleuchtung schmerzte in den Augen. In seiner Gegenwart hatte Holmes noch nie irgendein Notizbuch erwähnt.
    »Und was hat es damit auf sich?«
    Nell schüttelte den Kopf. »Bloß irgendwas, das er gesagt hat, bevor wir …« Ihre Hand fuhr an ihren Mund, als ob sie einen Schrei unterdrücken wollte, »… bevor wir uns getrennt haben.«
    »Worum ging es denn dabei, Nell?«
    »Ich weiß nicht genau.« Ihre Blicke begegneten sich. »Ich weiß nur, dass irgendetwas Brian Angst machte, und das hatte ich bis dahin noch nie erlebt.«
    »Wovor hatte er Angst?«
    Sie zuckte die Schultern. »Irgendwas in dem Buch.« Dann schüttelte sie wieder den Kopf. »Ich weiß nicht genau, was. Ich werd nur einfach das Gefühl nicht los … das Gefühl, dass ich irgendwie dafür verantwortlich bin. Wenn wir uns nicht …«
    Rebus zog sie wieder an sich. »Ganz ruhig. Es ist nicht Ihre Schuld.«
    »Doch, das ist es! Es ist meine Schuld!«
    »Nein, ist es nicht.« Rebus versuchte, seine Stimme entschlossen klingen zu lassen. »So, und jetzt erzählen Sie mir, wo Brian dieses kleine schwarze Buch aufbewahrt.«
    Er hat es immer bei sich gehabt, lautete die Antwort. Bei seiner Ankunft im Krankenhaus hatte man Brian Holmes ausgezogen und all seine persönliche Habe zusammengepackt. Doch Rebus’ Dienstausweis reichte aus, um an Holmes’ Sachen heranzukommen, selbst um diese gottlose Uhrzeit. Er zog das Notizbuch aus einem DIN-A4-Umschlag und sah sich den übrigen Inhalt an. Brieftasche, Terminkalender, Ausweis. Armbanduhr, Schlüssel, Kleingeld. Separat von ihrem Besitzer wirkten diese Dinge ganz unpersönlich, bestärkten Rebus jedoch in der Annahme, dass es kein Raubüberfall gewesen war.
    Nell hatte sich, immer noch weinend, auf den Heimweg gemacht und keine Nachricht für Brian Holmes hinterlassen. Rebus wusste nun lediglich, dass sie vermutete, der Angriff auf Holmes könnte etwas mit dem Notizbuch zu tun haben. Und vielleicht stimmte das ja auch. Er saß im Flur vor Holmes’ Krankensaal, nippte an einem Glas Wasser und blätterte das billige Büchlein aus Kunstleder durch. Holmes hatte eine Art Kurzschrift verwandt, doch der Code war bei weitem nicht komplex genug, um einem anderen Polizisten Probleme zu bereiten. Ein großer Teil der Informationen stammte aus einer einzigen Nacht und von einem einzigen Zwischenfall, als nämlich eine

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