Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
reich und berühmt zu werden.«
»Er kocht das Mittagessen, falls Sie das meinen.«
»Seit wann ist Eddie verschwunden?«
»Nachdem wir gestern Abend geschlossen hatten. Er wollte noch zu irgend so ’nem Klub, auf eine von diesen Feten, für die die Veranstalter einmal pro Woche ein Lagerhaus mieten.«
»Und Sie hatten keine Lust dazu?«
Calder rümpfte angewidert die Nase.
»Handelte es sich dabei vielleicht um einen Klub nur für Herren, Mr Calder?«
»Einen Schwulenklub, ja. Keine Geheimniskrämerei, Inspector. Alles ganz legal.«
»Davon bin ich überzeugt. Und Mr Ringan ist nicht nach Hause gekommen?«
»Nein.«
»Vielleicht hat er ja jemanden getroffen, mit dem er nach Hause …?«
»Dazu ist Eddie nicht der Typ.«
»Was ist er denn für ein Typ?«
»Einer von der treuen Sorte, das können Sie mir glauben. Er geht zwar oft einen trinken, aber er kommt wieder zurück.«
»Bisher.«
»Ja.«
Rebus dachte nach. »Noch ein bisschen früh, mit einer Vermisstensuche zu beginnen. Normalerweise warten wir mindestens achtundvierzig Stunden ab, wenn es keine weiteren Hinweise gibt.«
»Was für Hinweise?«
»Nun ja, eine Leiche zum Beispiel.«
Calder wandte den Kopf zur Seite. »Mein Gott«, sagte er.
»Hören Sie, ich bin sicher, dass es keinen Grund zur Sorge gibt.«
»Das bin ich nicht«, entgegnete Pat Calder.
Nein, das war John Rebus auch nicht.
Calder setzte ein Lächeln auf, als ein Paar das Café betrat. Er nahm zwei Speisekarten und bat die beiden, ihm zu einem Tisch zu folgen. Sie waren Anfang zwanzig und modisch gekleidet. Der Mann sah aus, als wäre er einem Gangsterfilm aus den dreißiger Jahren entsprungen, die Frau, als hätte sie versehentlich den Rock ihrer kleinen Schwester erwischt.
Als Calder zurückkam, sprach er mit gedämpfter Stimme. »Irgendwer sollte ihr sagen, dass man Akne nicht mit einem Grundierungsstift abdecken kann. Wissen Sie, Eddie ist total verändert seit dem Abend, an dem Brian überfallen wurde.«
»Brian geht es übrigens wieder ganz gut.«
»Ja, Eddie hat gestern im Krankenhaus angerufen.«
»Hat er ihn nicht besucht?«
»Wir hassen Krankenhäuser, zu viele Freunde von uns sind in letzter Zeit dort gestorben.«
»Hat ihn denn die gute Nachricht über Brian nicht aufgemuntert?«
Calder kräuselte die Lippen. »Für kurze Zeit schon.« Er zog einen Block und einen Stift aus der Tasche. »Muss mal rüber und fragen, was die trinken möchten.«
Rebus nickte. »Ich werd mal kurz mit Willie und Ihrem Barmann reden, nur um zu hören, was sie meinen.«
»Okay. Mittagessen geht aufs Haus.« Rebus schüttelte den Kopf. »Wir werden Sie schon nicht vergiften, Inspector.«
»Darum geht’s nicht«, erwiderte Rebus. »Es ist dieser ganze Presley-Kram an den Wänden. Da vergeht mir der Appetit.«
Willie, der Hilfskoch, sah aus, als würde er den Tag als Herrscher über das Küchenreich genießen. So ohne jede Hilfe war er zwar ganz schön im Stress, trotzdem signalisierte er deutlich, dass es seinetwegen so bleiben könnte.
»Erinnern Sie sich an mich, Willie?«
Willie blickte auf. »Jailhouse Roquefort?« Er war gerade dabei, ein Bund frische Petersilie zu hacken. Rebus beobachtete staunend, wie geschickt er mit dem Messer hantierte.
»Sie sind wegen Eddie hier? Er ist ein durchgedrehter Dreckskerl, aber ein phantastischer Koch.«
»Muss aber doch Spaß machen, mal selbst die Verantwortung zu haben?«
»Das würde es, wenn ich auch die Anerkennung dafür kriegte, aber die Typen da draußen meinen vermutlich, der große Eduarde hätte jedes Tagesgericht persönlich zubereitet. Wie Pat schon sagte, wenn die wüssten, dass er nicht hier ist, würden sie bei irgend’nem Inder einen Business Lunch zum halben Preis essen gehen.«
Rebus lächelte. »Trotzdem, mal selbst die Verantwortung zu haben …«
Willie hörte auf zu hacken. »Was? Glauben Sie, ich hätte Eddie im Kohlenkasten versteckt? Damit ich hier mal einen Tag lang wie ein Verrückter rumwirbeln kann?« Er zeigte fuchtelnd mit dem Messer auf die Küchentür. »Pat könnte mir ja ein bisschen helfen, aber nein, er muss draußen die Gäste voll schleimen. Schleimscheißer, das ist der richtige Name für ihn. Wenn ich einen von den beiden umbringen würde, dann wär’s der da hinter der Tür.«
»Sie scheinen die Sache aber sehr ernst zu nehmen, Willie. Eddie ist doch erst seit letzter Nacht verschwunden. Könnte doch irgendwo in der Gosse seinen Rausch ausschlafen.«
»Das glaubt Pat aber
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