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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Aufräumen?«
    »Nein, ich treffe mich mit einem potenziellen Käufer. Eins von den Pizzarestaurants will sich vergrößern …«
    Was auch immer Pat Calder vertuschen wollte, es gelang ihm nur mäßig. Doch Rebus hatte nicht den Nerv, gründlicher nachzuhaken. Es gab sowieso schon genug, was ihm Sorgen machte. Angefangen mit der Waffe. Letzte Nacht hatte er damit im Auto gesessen, den Finger am Abzug. Genauso, wie sein Ausbilder beim Militär es ihm beigebracht hatte — fest, aber nicht zu sehr. Wie eine Erektion, die man aufrechterhalten möchte.
    Er hatte außerdem über Gut und Böse nachgedacht. Wenn man böse Dinge dachte — Träume von Grausamkeit und Lust — , machte einen das nicht automatisch zu einem bösen Menschen. Doch wenn man den Kopf voll edler Gedanken hatte und den ganzen Tag Menschen folterte … Es lief darauf hinaus, dass man in der Gesellschaft nach seinen Taten beurteilt wurde, nicht nach dem, was einem im Kopf herumging. Also gab es keinen Grund, sich schlecht zu fühlen, weil er mörderische Gedanken hatte. Jedenfalls so lange nicht, wie er diese nicht in die Tat umsetzte. Und doch wäre es ein gutes Gefühl, es nicht beim Denken zu belassen. Mehr als das, es würde ihm sogar richtig erscheinen.
    Er hielt mit dem Auto an der erstbesten Kirche an. Seit Monaten war er in keinem Gottesdienst mehr gewesen. Immer hatte er irgendwelche Entschuldigungen gefunden, sich aber fest vorgenommen, sich in Zukunft zu bessern. Doch die Sonntagmorgen mit Patience waren so überaus angenehm gewesen.
    Irgendwer hatte sich an dem hölzernen Anschlagbrett vor der Kirche mit einem Marker zu schaffen gemacht und »Unsere Liebe Frau der ewigen Hilfe« in »Unsere Liebe Frau der ewigen Hölle« verwandelt. Nicht gerade ein gutes Omen, doch Rebus ging trotzdem hinein. Er setzte sich in eine der Bänke. Außer ihm waren nur noch einige wenige Leute da. Im Hineingehen hatte er sich ein Gebetbuch genommen. Nun starrte er lange und konzentriert auf den nüchternen schwarzen Einband und fragte sich, warum der bei ihm solche Schuldgefühle hervorrief. Irgendwann kam eine Frau aus dem Beichtstuhl und zog ihr Kopftuch zurecht. Rebus stand auf und zwang sich, den kleinen Verschlag zu betreten. Eine Minute kniete er schweigend vor dem vergitterten Fenster und versuchte sich zu erinnern, was man eigentlich sagen musste. »Vergib mir, Vater, denn ich bin im Begriff zu sündigen.« »Das wollen wir erst mal sehen, mein Sohn«, vernahm er eine raue irische Stimme von der anderen Seite des Gitters. Es lag so viel Zuversicht in der Stimme, dass Rebus beinah gelächelt hätte.
    Stattdessen sagte er: »Ich bin noch nicht mal katholisch.« »Das glaub ich dir aufs Wort. Aber du bist Christ?« »Ich nehm’s an. Ich bin früher zur Kirche gegangen.« »Glaubst du?«
    »Ich kann nicht nicht glauben.« Er fügte nicht hinzu, wie sehr er sich darum bemüht hatte.
    »Dann sprich über dein Problem.«
    »Jemand bedroht mich, meine Freunde und meine Angehörigen.«
    »Bist du zur Polizei gegangen?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Ah. Und nun hast du vor, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen, wie es in diesen Filmen immer heißt.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Du bist nicht der erste Polizist in diesem Beichtstuhl. Es gibt auch ein paar Katholiken bei der Polizei.« Diesmal lächelte Rebus. »Also, was willst du tun?«
    »Ich hab eine Waffe.«
    Ein lautes Luftholen war zu hören. »Das ist allerdings ernst. Ja, das ist sehr ernst. Aber du musst dir doch darüber im Klaren sein, wenn du eine Waffe benutzt, dann wirst du zu dem, was du am meisten verachtest. Du wirst wie sie.« Dem Priester gelang es, das letzte Wort zu zischen.
    »Na und?«, entgegnete Rebus.
    »Frag dich doch mal Folgendes: Kannst du für den Rest deines Lebens mit der Erinnerung und der Schuld leben?« Die Stimme hielt inne. »Ich weiß, wie ihr Kalvinisten denkt. Ihr glaubt, ihr seid von Anfang an verdammt, warum sich also nicht schon das Leben zur Hölle machen, bevor man dort hinkommt? Aber ich rede von diesem Leben, nicht vom nächsten. Möchtest du im Fegefeuer leben, bevor du stirbst?«
    »Nein.«
    »Du wärst auch ein verdammter Idiot, wenn du was anderes sagen würdest. Bind einen Stein an die Waffe und wirf sie in den Forth, da gehört sie hin.«
    »Danke, Vater.«
    »War mir ein ganz besonderes Vergnügen. Und noch was, mein Sohn.«
    »Ja, Vater?«
    »Komm wieder und red noch mal mit mir. Ich will wissen, welchen Unsinn ihr Evangelen so denkt. Da hab ich was zum

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