Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
Kerzenschein aussehen.«
Überraschung blitzte in ihren Augen auf und dann dieses goldene Funkeln, als sie sich setzte. »Probier den Salat. Ich bin auch nicht beleidigt, wenn er dir nicht schmeckt.«
Er gehorchte und sah sie anschließend verblüfft an. »Komisch. Ich mag Sellerie eigentlich nicht besonders. Und Spinat konnte ich noch nie ausstehen. Wer mag schon Spinat? Außerdem bin ich ein Gewohnheitstier.«
Sie lächelte. »Aber du magst meinen Sellerie. Und du magst meinen Spinat.«
»Ich glaube schon. Vielleicht mag ich alles, was du mir so vorsetzt.«
»Weshalb es äußerst befriedigend ist, für dich zu kochen.« Sie häufte ein wenig Salat auf die Gabel. »Auf dass wir etwas Eisen in unseren Blutkreislauf bekommen!«
»Hast du noch mal darüber nachgedacht, ein Exposee für ein Kochbuch zu schreiben?«
»Ehrlich gesagt habe ich mich gestern nach der Schicht damit beschäftigt.«
»Siehst du deshalb so müde aus?«
»Das ist aber keine sehr passende Frage, nachdem du mir gerade gesagt hast, wie schön ich bei Kerzenschein aussehe.«
»Ich meinte vor allem deine Augen. Was nicht heißt, dass ich nicht merke, wie müde du aussiehst.«
Er würde immer gnadenlos ehrlich zu ihr sein, vermutete sie. Das war zwar nicht gerade gut fürs Ego, aber allemal besser als Platitüden oder Notlügen.
»Ich konnte nicht einschlafen, also habe ich mich mit dem Exposee beschäftigt, um etwas zu tun zu haben. Ich dachte, es könnte vielleicht The Simple Gourmet heißen oder so was.«
»Klingt gut.«
»Hast du eine bessere Idee?«
Er aß weiter und war fast schon amüsiert über die Gereiztheit in ihrer Stimme. »Gib mir Zeit, darüber nachzudenken. Warum konntest du nicht einschlafen?«
»Woher soll ich das wissen? Der Doc hat irgend so einen ganzheitlichen Tee, den ich ausprobieren soll.«
»Sex wirkt äußerst entspannend.«
»Kann sein. Vor allem, wenn der Partner deutlich zu wünschen übrig lässt. Dann kann man währenddessen sogar ein kleines Nickerchen machen.«
»Ich verspreche dir, dass du nicht dabei einschlafen wirst.«
Sie lachte nur und aß ihren Salat.
Sie traute ihm nicht zu, den Braten aufzuschneiden, was im Grunde eine Beleidigung war, und tat es selbst, während sie den Spargel gar ziehen ließ. Brody beschloss, sich nicht zu beschweren, da das Fleisch unglaublich köstlich duftete und ihm auch nicht entgangen war, dass es dazu Kartoffelgratin geben würde.
Sie gab Sauce Hollandaise über die zarten Spargelköpfe und aromatischen Bratensaft über das Fleisch.
»Wir sollten eine Abmachung treffen«, ergriff Brody das Wort, während sein Messer in das Fleisch glitt.
»Eine Abmachung?«
»Ja, Moment noch.« Er kostete. »Genau, wie ich mir das vorgestellt habe. Ja, eine Abmachung. Ich möchte dir ein Tauschgeschäft vorschlagen. Sex gegen Essen.«
Sie hob die Brauen und schürzte übertrieben nachdenklich die Lippen. »Interessant. Trotzdem habe ich so den Verdacht, dass hauptsächlich du Vorteile davon hast.«
»Aber du doch auch. Und wenn das mit dem Sex nicht funktioniert, können wir es auch mit Handlangerarbeiten versuchen. So typische Männeraufgaben. Dein Apartment streichen, kleinere Klempnerarbeiten, so was in der Art. Und im Gegenzug versorgst du mich mit warmen Mahlzeiten.«
»Das könnte funktionieren.«
Er probierte das Kartoffelgratin. »Meine Güte, man sollte dich heilig sprechen. The Casual Gourmet .«
»Die heilige Reece?!«
»Dein Kochbuch. The Casual Gourmet . Das hier ist alles andere als simpel oder schlicht, denn schlicht kann auch gewöhnlich bedeuten. Das hier ist spektakulär. Aber man braucht nicht den ganzen Tag am Herd zu stehen, um es zuzubereiten, geschweige denn auf kostbarem Porzellan und mit Silberbesteck essen. Das hier ist eine Gourmetküche, die zum modernen Lebensstil passt – hier geht es nicht nur darum, Eindruck zu schinden.«
Sie lehnte sich zurück. »Das ist ein treffenderer Titel und eine bessere Inhaltsangabe, als ich sie mir ausgedacht habe. So was Blödes aber auch!«
»Ich bin eben Profi.«
»Iss deinen Spargel«, grummelte sie.
»Ja, Mami. Und übrigens: Das mit dem Resteeinpacken kannst du heute getrost vergessen.«
»Zu Befehl.«
Er aß, er trank, er beobachtete sie. Und irgendwann verlor er den roten Faden, was ihre Unterhaltung anbelangte.
»Reece?«
»Hm?«
»Es sind deine Augen, vor allem deine Augen. Die rauben mir echt den Atem. Und was den Rest anbelangt … der sieht auch sehr gut aus bei Kerzenschein.«
Wieder
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