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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kam im Sommer regelmäßig mit seiner Familie für zwei Wochen her. Das muss vor ungefähr zehn Jahren gewesen sein. Aber dieses Mal kam er allein. Angeblich hatte seine Frau die Scheidung eingereicht. Los, fang an, wirf ein paar Würste auf den Grill. Lynt kommt gleich als Erstes, und der mag Wurst mit Rührei.«
    Gehorsam holte Reece den Behälter mit dem Wurstteig aus dem Kühlschrank und machte Fleischklößchen.
    »Und als dieser Typ aus Georgia dann nicht in den Ort kam, um die Hüttenschlüssel zurückzugeben, musste ich mich eben selbst rausbemühen. Was auch schon egal war, denn damals putzte ich meine Ferienhäuser noch selbst. Ich bin da also mit meinem Putzzeug rausgefahren. Sein Auto war noch da, also habe ich angeklopft. Ich war gereizt, da er pünktlich um zehn hätte auschecken müssen. Ich erwartete noch am selben Tag um drei neue Gäste. Er machte nicht auf, also …«
    Sie verstummte, griff nach ihrem Kaffeebecher und nahm einen Schluck, »geh ich da rein. Ich hatte erwartet, ihn im Bett vorzufinden, wo er seinen Rausch ausschläft. Der Typ, der damals im Liquor Store gearbeitet hat, Frank hieß er, hatte mir erzählt, dass der Gute zwei Fünfliterflaschen Wild Turkey gekauft hat, als er angekommen ist. Stattdessen entdeckte ich das, was noch von ihm übrig war, auf dem Boden vor dem Kamin. Er war nicht einfach aus Spaß mit einem Jagdgewehr im Kofferraum von Georgia nach Wyoming gefahren, sondern einzig und allein aus dem Grund, sich den Kopf wegzupusten.«
    »Oh, mein Gott.«
    »Und das hat er wirklich gut hingekriegt. Blut und Gehirn überall. Er hat sich regelrecht aus dem Sessel geschossen, in dem er saß.«
    »Das ist ja furchtbar. Es muss furchtbar für dich gewesen sein, ihn so zu finden.«
    »Alles andere als ein Sonntagsspaziergang.«
    »Nachdem die Polizei alles erledigt hatte, was in solchen Fällen zu tun ist, bin ich wieder in die Hütte. Ich musste sie schließlich sauber machen.«
    »Du ganz allein?«
    »Ich ganz allein. Ich schrubbte und schrubbte, schimpfte und fluchte. Darüber, dass diesem Mistkerl einfiel, sich in meinem Haus das Hirn rauszupusten. Da fährt dieser Idiot tausende von Kilometern, nur um sich ausgerechnet in meinem Haus den Kopf wegzupusten! Ich habe eimerweise blutiges Wischwasser ausgeleert und einen früher mal wirklich schönen Teppich weggeworfen, der mich immerhin fünfzig Dollar gekostet hat. Au ßerdem habe ich mich mit jedem angelegt, der mir Hilfe angeboten hat. Ich hätte meinen William beinahe um einen Kopf kürzer gemacht, als er rauskam, um es zu versuchen.«
    »Verstehe«, murmelte Reece. Und sie verstand wirklich.
    »Ich musste mich einfach irgendwo abreagieren. Musste wüten und toben und meinem Jungen eine Ohrfeige geben, nur weil er mir helfen wollte. Denn sonst hätte ich das einfach nicht ertragen.«
    Joanie ging zur Spüle und schüttete den kalt gewordenen Kaffee weg. »Besagte Hütte vermiete ich nicht mehr an Leute von außerhalb. Nur an Einheimische, die sie zum Jagen, Fischen oder Wandern haben möchten.«
    Sie schenkte sich noch einmal Kaffee nach. »Deshalb kann ich verstehen, was da gestern in dir vorgegangen ist. Das konntest du natürlich nicht wissen, aber inzwischen solltest du mich eigentlich kennen.«
    »Joanie …«
    »Wenn du gern freigehabt hättest, nachdem du bei Rick im Büro warst – wenn du einfach weg gewollt hättest -, war es ziemlich dumm und beleidigend von dir, zu denken, dass mich das verärgern könnte. Und deshalb bin ich auch jetzt nicht verärgert.«
    »Stimmt, das hätte ich eigentlich wissen können.« Sie sah zu Joanie herüber, die gerade Brötchen aus dem Ofen holte. »Brody und du – ihr habt das meiste abbekommen, weil ihr mir am nächsten steht. Ausgerechnet die Menschen, denen ich am meisten vertraue.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Hat Lo vorbeigeschaut, nachdem ich ihn im Lebensmittelladen getroffen habe?«
    »Ja. Aber da ich mir von dir nichts befehlen lasse, bekommst du deinen Lohn ganz normal, wenn Zahltag ist, so wie alle anderen auch.«
    »Ich, äh, ich habe ihn auch angeblafft, genau wie Mr. Drubber.«
    »Erwachsene Männer sollten die ein oder andere weibliche Laune verkraften können.«
    Ein kurzes Schnauben von Linda-Gail veranlasste Joanie, sich umzusehen.
    »Manche Männer werden nie erwachsen. Die bleiben ihr Leben lang verwöhnte kleine Jungs. Wenn man Lo verletzen will, Reece, muss man ihm schon fest in die Eier treten. Unter dem tut er’s nicht.«
    »Er mag zwar ein Arsch

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