Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

du damit sagen willst.«
    »Ich frage mich, ob sie unter den gegebenen Umständen einfach nicht wahrhaben will, dass es dieselbe Frau ist. Vielleicht kann sie einfach nicht lockerlassen.«
    Der Doc lächelte spöttisch. »Wer spielt jetzt hier den Seelenklempner?«
    »Jahrzehntelang hinter einer Ladentheke zu stehen, ist beinahe dasselbe, wie Seelenklempner zu sein. Nicht jeder hat dem Mädel geglaubt, als sie gesehen haben wollte, wie diese Frau angegriffen wurde«, fügte Mac hinzu, wobei er wieder mit seiner Gabel wedelte. »Aber ich schon. Genauso, wie ich glaube, dass die arme Frau in diesem Sumpf gelandet ist. Wenn du meine Meinung hören willst, verkraftet das Reece einfach nicht.«
    »Kann schon sein.«
    »Nun, du bist Arzt. Hilf ihr.«
    »Jetzt tut nicht so geheimnisvoll, ihr beiden.« Linda-Gail schenkte Kaffee aus der Kanne in ihre Becher. »So wie ihr die Köpfe zusammensteckt …«
    »Männergespräche«, sagte der Doc mit einem Augenzwinkern.
    »Sex, Sport oder Pferde?«
    Der Doc grinste nur und schob sich etwas von seinem Pfannkuchen auf die Gabel.
    »Wie geht es Reece heute?«, wollte Mac von Linda-Gail wissen.
    »Besser als gestern, würde ich sagen.« Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. »Weiß jemand von euch, ob der Sheriff schon etwas über die Identität der Frau erfahren hat?«
    »Ich habe heute noch nichts dergleichen gehört, aber es ist ja noch früh am Tag. Was für eine schreckliche Sache«, fügte der Doc hinzu.
    »Und unheimlich, falls hier wirklich jemand rumläuft, der Frauen umbringt. Moose Ponds ist zwar noch ein gutes Stück von Angel’s Fist entfernt – trotzdem.«
    »Frauen?« Mac runzelte die Stirn.
    »Wenn es nicht die ist, die Reece gesehen hat, sind es zwei verschiedene Frauen. Gut, Moose Ponds liegt fast schon beim Jenny Lake, aber vielleicht war es ja ein und derselbe Täter. Eine Serienmörder oder so was.«
    »Ach hör schon auf, Linda-Gail.« Mac schüttelte den Kopf. »Du siehst zu viel fern.«
    »Das Fernsehen würde nicht so viel über Morde bringen, wenn es keine Mörder gäbe, hab ich Recht? Und das ist noch längst nicht alles.« Sie senkte die Stimme. »Wenn Reece damals nicht zufällig auf dem Wanderweg gewesen wäre, wüsste bis heute niemand etwas von dieser Frau. Vielleicht hat der Mörder ja schon mal zugeschlagen. Eines kann ich euch sagen: Ich bleibe hübsch hier in meiner vertrauten Umgebung, bis sie ihn geschnappt haben.«
    »Und genau das ist das nächste Problem.« Mac kratzte sich am Kopf, nachdem Linda-Gail gegangen war. »Ehe man sich versieht, sehen sich die Leute in Angel’s Fist schief an und fragen sich, ob sie irgendeinen psychopathischen Serienmörder in ihrer Mitte haben. Oder irgendein blöder Reporter schreibt einen entsprechenden Artikel, und die Touristen machen einen Bogen um uns, und wir verlieren das Sommergeschäft. Order aber irgendein Hitzkopf trinkt im Clancy’s einen über den Durst und beginnt eine Rauferei deswegen.«
    Der Doc runzelte nachdenklich die Stirn. »Was das anbelangt, könntest du in der Tat Recht haben.«
     
     
    Da ihm noch eine Stunde Zeit blieb, bevor er die Praxis aufmachte, schaute der Doc noch im Büro des Sheriffs vorbei, bevor er den Heimweg antrat. Denny schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Wie geht’s Ihnen, Doc?«
    »Ich kann nicht klagen. Hat Ihre Ma immer noch Probleme mit dem Knöchel?«
    »Nein. Sie ist schon wieder auf dem Damm und putzmunter.«
    »Sagen Sie ihr bitte, dass sie noch keine großen Sprünge machen darf. Das war eine ziemlich böse Verstauchung. Ist der Boss da?«
    »Noch nicht. Er kommt erst gegen zehn, außer es passiert irgendwas. Der Sheriff macht in letzter Zeit viele Überstunden. Ich nehme an, Sie haben von der Leiche gehört, die man gefunden hat.«
    »Ja. Schon irgendeine Ahnung, wer die Frau ist?«
    »Heute Morgen ist noch nichts reingekommen. Was für ein Drama. Der Mistkerl muss sie noch ein paar Wochen am Leben gelassen haben. Weiß der Himmel, was er ihr in der Zeit alles angetan hat.«
    »Vorausgesetzt, es ist dieselbe Frau, die Reece gesehen hat.«
    »Aber selbstverständlich.« Denny wirkte überrascht. »Wer sollte sie denn sonst sein? Der Sheriff glaubt, dass sie es ist.«
    »Dürfte ich einen Blick auf die Fotos werfen?«
    »Ich weiß nicht, Doc. Der Sheriff …«
    »Ich habe schon genug Leichen in meinem Leben gesehen, Denny. Es könnte sein, dass ich sie wiedererkenne. Vielleicht hatte ich sie ja irgendwann mal in Behandlung. Außerdem benutzt