Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
zu.
»Aber eine nette Abwechslung.« Brody ging auf die Fersen. »Besser gesagt, eine unangenehme, Schweiß treibende, aufreibende Abwechslung. Dieser Deppenjob wurde mir zugewiesen, nachdem sich herausgestellt hat, dass ich über keinerlei verborgene handwerkliche Fähigkeiten verfüge.«
Rick ging ebenfalls in die Hocke. »Der Estrich ist ruiniert.«
»Das hat man mir auch gesagt.«
»Du hättest wegen dieser Vorfälle bei Reece längst vorher zu mir kommen sollen, Brody.«
»Das ist ihre Entscheidung. Außerdem kann ich sie gut verstehen. Ich brauche ja nur dein Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass du ihr nicht gerade besonders viel Glauben schenkst.«
»Was ich glaube oder nicht glaube, tut rein gar nichts zur Sache. Aber wie soll ich bitte schön ermitteln, wenn ich nicht selbst nachsehen, mich selbst davon überzeugen kann? Du hast drübergestrichen, über das, was hier vorher passiert ist.«
»Aber vorher habe ich noch Fotos gemacht. Ich lass dir Abzüge anfertigen.«
»Das ist schon mal nicht schlecht für den Anfang. Keiner dieser Vorfälle ist bei dir zu Hause passiert oder während du mit ihr zusammen warst?«
»Bisher nicht.« Er fuhr damit fort, das Linoleum herauszurei ßen. »Hör mal, selbst von einer objektiven Warte aus fällt es mir sehr schwer, zu glauben, dass sie hier das Wasser hat laufen lassen. Sie kontrolliert jedes Mal den Herd, wenn sie aus der Küche geht. Kontrolliert die Lampen, die Schlösser. Ein Mensch der so dermaßen zwanghaft ist, vergisst nicht, dass er sich gerade ein Bad einlaufen lässt. Außerdem lässt man sich kein Bad ein, wenn unten jemand auf einen wartet.«
»Ich kann keine Anzeichen dafür erkennen, dass dieses Schloss aufgebrochen wurde.«
»Der Kerl hat einen Schlüssel. Ich werde zusehen, dass die Schlösser ausgetauscht werden.«
»Gute Idee. Ich werde mal zum Hotel schauen und mir diesen Waschkeller ansehen. Möchtest du mitkommen?«
»Und dieses faszinierende Hobby aufgeben?« Brody ließ sein Werkzeug sinken. »Aber sofort!«
Brody ahnte, wie sich Reece gefühlt haben musste, als sie ihren Korb in den Keller schleppte. Es gab zwar eine Beleuchtung, aber sie war sehr grell und warf Schatten in die Ecken. Der Heizofen summte, die Wasserkessel dröhnten – lauter hohle, von den Wänden widerhallende Geräusche, während man über den Betonboden zu dem abgeschabten Bodenbelag aus Plastik der vollgestellten Waschkammer ging.
Zwei Waschmaschinen, zwei Trockner, billige Geräte. Ein Automat, an dem man Waschpulver oder Weichspüler in winzigen Päckchen zu überhöhten Preisen kaufen konnte.
Es gab ein schmales, mit einem Rollladen versehenes Fenster, hoch über den Geräten. Der Rollladen war heruntergelassen und ließ nur einen Spalt Licht durch die Scheibe aus Milchglas.
»Auch die Gästelifte fahren bis ganz nach unten«, hob Rick an. »Außerdem gibt es einen direkten Zugang von außen, hinten, durch die Abstellkammer. Mehrere Fenster. Es ist nicht weiter schwer, sich hier runterzuschleichen, ohne bemerkt zu werden. Trotzdem. Woher wusste derjenige, dass sie hier unten ihre Wäsche wäscht?«
»Sie ist mehrmals zwischen ihrer Wohnung und dem Hotel hin und her gelaufen. Das ist nicht schwer rauszufinden, wenn man sie im Auge behält.«
Rick sah sich den Raum genau an. »Ich würde dich gern mal was fragen, Brody. Wenn ihr wirklich jemand was Böses will, warum hat er ihr dann nicht schon längst was getan? Sie redet sich ein, der Mann, den sie beim Fluss gesehen haben will, tut ihr das an.«
»Ich habe ihr das eingeredet.«
In einem plötzlichen Anfall von Müdigkeit lehnte sich Rick gegen eine der Waschmaschinen. »Warum zum Teufel hast du das getan?«
»Weil ich es einfach logisch finde. Er nutzt ihre Schwäche aus, jagt ihr Angst sein, lässt sie an sich zweifeln. Sorgt dafür, dass auch andere an ihr zweifeln. Das ist eine ziemlich kluge, effiziente und ungefährliche Vorgehensweise. Aber das heißt nicht, dass er ihr nicht eines Tages etwas antun könnte.«
Und genau deshalb, dachte Brody, würde er sie auch nirgendwo mehr allein hinlassen. »Meiner Meinung nach eskaliert das Ganze«, fuhr er fort. »Diesmal war nicht nur sie das Opfer. Diesmal ist auch Joanie betroffen. Weil seine Taktik nicht funktioniert. Reece lässt einfach nicht locker.«
»Brody, hast du jemals vergessen, dass du noch Wäsche in der Waschmaschine hattest?«
»Natürlich. Aber ich bin auch nicht Reece.«
Rick schüttelte den Kopf. »Ich geh mal hoch und
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