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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie das Wort immer wieder vor sich hinmurmelte, während sie am ganzen Körper zitterte.
    »Ganz genau.« Er legte eine Hand auf ihren Arm, um sie zu beruhigen, doch sie verspannte sich.
    »Bitte nicht. Fassen Sie mich nicht an. Fassen Sie mich nicht an! Bitte. Ich brauch nur eine Minute.«
    »Ganz wie Sie wollen.« Er stand auf, um die Wasserflasche aufzuheben, die in hohem Bogen durch die Luft geflogen war, als sie sich zu Boden geworfen hatte. »Möchten Sie einen Schluck? Von Ihrem Wasser?«
    »Ja, danke.« Sie nahm die Flasche, aber ihre Finger zitterten so sehr, dass sie den Verschluss nicht aufbekam. Wortlos nahm Brody sie ihr ab, schraubte die Kappe ab und reichte sie ihr erneut.
    »Alles in Ordnung. Ich hab mich bloß erschreckt.«
    Und wie!, dachte er.
    »Ich dachte, das war ein Schuss.«
    »So einen werden Sie hier auch öfter hören. Jetzt ist zwar keine Jagdsaison, aber die Leute hier lieben das Zielscheibenschießen. Wir sind hier nicht umsonst im Wilden Westen.«
    »Ach so, ja klar. Ich werd mich dran gewöhnen.«
    »Wenn Sie durch die Wälder und Hügel streifen, sollten Sie grelle Kleidung tragen. Irgendwas Rotes oder Orangefarbenes.«
    »Stimmt. Da haben Sie Recht. Ich werd nächstes Mal drauf achten.«
    Ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe bekommen, aber nur weil sie sich schämte, vermutete Brody. Selbst als sie aufstand, ging ihr Atem noch stoßweise. Sie machte einen halbherzigen Versuch, sich vom Matsch zu befreien.
    »Das war der letzte Teil unseres Ausflugsprogramms. Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.«
    »Worauf Sie sich verlassen können.« Ein netter Mann hätte sie jetzt dazu gedrängt, sich hinzusetzen oder ihr angeboten, sie in den Ort zu begleiten. Aber er war nun mal kein netter Mann.
    Sie lief weiter, wurde langsamer und sah sich noch einmal um.
    »Ich heiße übrigens Reece.«
    »Ich weiß.«
    »Oh, na ja dann. Man sieht sich.«
    Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen, dachte Brody, selbst dann nicht, wenn sie so schnell drauflos marschierte wie jetzt und die Augen auf den Boden gerichtet hatte. Irgendwie unheimlich, diese Frau. Und dann dieser gehetzte Rehblick. Aber hübsch war sie schon. Und wenn sie noch fünf Kilo mehr wiegen würde, könnte sie gut und gern als sexy durchgehen.
    Aber es war das Unheimliche, das ihn an ihr reizte. Er fand es immer spannend, herauszufinden, wie jemand tickte. Und was Reece Gilmore anbelangte, erinnerte ihn dieses Ticken verdammt an eine Zeitbombe.
    Reece ließ ihren Blick über den See schweifen – über die gekräuselte Wasseroberfläche, die Schwäne und Boote. Sie hatte noch ein ganz schönes Stück vor sich, aber das gab ihr genügend Zeit, sich wieder zu beruhigen und die Scham aus ihren Gedanken zu verbannen. Eine Migräne kündigte sich an, aber damit konnte sie leben. Wenn die Kopfschmerzen nicht bald nachließen, würde sie eine Tablette einnehmen, sobald sie wieder im Hotel war.
    Ihr Magen hatte sich auch zusammengezogen, aber es war auszuhalten. Sie hatte sich nicht übergeben müssen, was der ohnehin schon demütigenden Situation den Rest gegeben hätte.
    Warum hatte sie nicht allein im Wald unterwegs sein können, als es zu dieser dämlichen Fehlzündung kam? Aber dann läge sie vielleicht jetzt noch dort, wimmernd und hilflos.
    Brody war wenigstens sachlich geblieben. Hier ist dein Wasser, reiß dich zusammen. Damit konnte sie wesentlich besser umgehen als mit all dem besorgten Hätscheln und Tätscheln.
    Da die Sonne sie blendete, suchte sie in ihrem Rucksack nach der Sonnenbrille. Sie zwang sich, hoch erhobenen Hauptes in einem normalen Tempo weiterzulaufen. Sie schaffte es sogar, einem Paar zuzulächeln, das genau wie sie um den See wanderte, und hob grüßend die Hand, als ihr ein Autofahrer begegnete, als sie endlich, endlich die Hauptstraße erreichte.
    Das Mädchen von neulich – dessen Name Reece aufgrund ihrer Kopfschmerzen einfach nicht einfallen wollte – saß wieder an der Rezeption. Sie lächelte Reece an und fragte, wie es ihr ginge und ob sie ihre Wanderung genossen habe. Reece antwortete ihr mechanisch, aber ihre Worte klangen blechern und falsch.
    Sie wollte nur noch auf ihr Zimmer.
    Sie lief die Treppen hoch, fand ihre Key-Card, betrat das Zimmer und lehnte sich erschöpft mit dem Rücken gegen die Tür.
    Sie überprüfte die Schlösser, nahm ihre Tablette und rollte sich vollständig bekleidet auf dem Bett zusammen. Die Sonnenbrille hatte sie auch noch auf.
    Sie schloss die Augen und überließ

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