Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
wissen?«
    »Wird es wehtun?«
    Sie musste lachen. »Ich mag dich. Und ich würd dich gern weiterhin mögen. Du bist der Sohn meiner Chefin und somit so etwas wie mein Chef. Ich pflege nicht mit meinem Chef ins Bett zu gehen, also werde ich auch nicht mit dir ins Bett gehen. Aber ich weiß dein Angebot durchaus zu schätzen.«
    »Ich hab dich doch noch gar nicht gefragt, ob du mit mir ins Bett gehen willst«, gab er zurück.
    »Ich spar uns nur Zeit.«
    Er löffelte nachdenklich die Suppe aus. Genauso sah auch sein Lächeln aus – nachdenklich. »Wetten, du änderst deine Meinung, wenn du mir auch nur eine klitzekleine Chance gibst?«
    »Deshalb bekommst du ja erst gar keine.«
    »Vielleicht wirst du ja gefeuert. Oder meine Ma enterbt mich.«
    Als die Fritteuse brodelte, hängte sie die Körbe mit den Kartoffelschnitzen hinein und bereitete Sandwiches zu. »Ich kann es mir nicht leisten, gefeuert zu werden, und deine Mutter liebt dich.«
    Sie machte die Bestellungen fertig und stellte sie in die Durchreiche. »Und jetzt geh raus, setzt dich an den Tresen, und iss deine Suppe auf. Du bist mir im Weg.«
    Er grinste sie an. »Ich habe eine Schwäche für dominante Frauen.«
    Aber als sie die nächste Bestellung abarbeitete, schlenderte er nach draußen.
    »Er wird’s noch öfter versuchen«, sagte Pete, der an der Spüle stand. Obwohl er bereits seit acht Jahren in Wyoming lebte, hörte man ihm immer noch deutlich an, dass er aus der Bronx stammte. »Er kann einfach nicht anders.«
    Sie fühlte sich irgendwie bedrängt und gereizt. »Vielleicht hätte ich ihm sagen sollen, dass ich verheiratet bin oder lesbisch.«
    »Dafür dürfte es jetzt zu spät sein.« Pete grinste sie an und entblößte dabei eine Riesenlücke zwischen den Schneidezähnen.
    Sie musste lachen. »Warum bin ich bloß nicht früher daraufgekommen?«
    »Auf so was kommt niemand. Deshalb hätte es bestimmt funktioniert.«
    Joanie kam herein, steckte einen Scheck in Petes Schürzentasche und überreichte Reece den anderen. »Zahltag.«
    »Danke.« Reece traf eine spontane Entscheidung. »Ich wollte fragen, ob Sie mir bei Gelegenheit mal das Apartment im ersten Stock zeigen könnten. Das heißt, falls es immer noch frei ist.«
    »Soweit ich weiß, ist noch niemand dort eingezogen. Ab in mein Büro.«
    »Ich muss erst noch …«
    »Tu, was ich dir sage«, meinte Joanie und stürmte hinaus.
    Reece blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Im Büro öffnete Joanie einen flachen Wandschrank, dessen Rückwand mit einem Poster geschmückt war, das einen Cowboy auf einem bockenden Pferd zeigte. An den Haken darin hingen unzählige Schlüssel mit Anhänger. Sie nahm einen heraus und reichte ihn Reece. »Geh rauf und sieh es dir an.«
    »Bis zu meiner Pause dauert es noch ein bisschen.«
    Joanie stemmte eine Hand in die Hüfte: »Wenn ich sage, dass es so weit ist, Mädchen, dann ist es so weit. Geh rauf. Über die Hintertreppe.«
    »Einverstanden. Ich bin in zehn Minuten wieder zurück.«
    Obwohl der Schnee bald schmelzen würde, war es immer noch so kalt, dass sie einen Mantel brauchte. Sie war dankbar, dass sie einen anhatte, als sie die wacklige Treppe hochlief und die Tür aufschloss. Joanie war sparsam genug, den ersten Stock nicht zu beheizen.
    Sie sah, dass es sich im Grunde um ein Zimmer mit einer Nische handelte, in der ein gusseisernes Bett stand. Darüber hinaus gab es eine kleine Kochnische auf der Seite, die zur Straße hinausging. Die Eichendielen wiesen ein paar Kratzer auf, und die Wände waren in einem nüchternen Beige gestrichen.
    Es gab ein Bad, das nur eine Idee größer war als das in ihrem Hotel, mit einem weißen Waschbecken und einer alten, gusseisernen Wanne auf Löwenfüßen. Rostflecken zierten Abfluss und Überlaufloch. Der Spiegel über dem Waschbecken wies Flecken auf, die Fliesen waren in einem nüchternen Weiß gehalten und hatten schwarze Ränder.
    Im Wohnzimmer standen ein durchgesessenes Sofa mit Stoffüberwurf, ein einzelner verschossener blauer Sessel und ein paar Tische mit Lampen, die eindeutig vom Flohmarkt stammten.
    Sie lächelte, bevor sie ans Fenster trat. Es gab drei davon, die auf die Berge hinausgingen und die ganze Welt ins Zimmer zu holen schienen. Sie konnte den Himmel sehen, wo blaue Streifen gegen das langweilige Weiß ankämpften, und der blaue See hob sich angenehm von dem ihn umgebenden Grau ab.
    Die Schneeschieber verschmolzen zu deformierten Hobbits, die sich auf den winterbraunen Wiesen

Weitere Kostenlose Bücher