Verschlungene Wege: Roman (German Edition)
sobald die Ladenglocke klingelte.
Deshalb sah sie auch, dass Brody hereinkam. Ihr fiel auf, dass er dieselbe alte Lederjacke und dieselben abgelaufenen Stiefel trug. Er sah aus, als hätte er sich vor ein paar Tagen das letzte Mal rasiert. Doch dieser Ausdruck in seinen Augen – nach dem Motto: Mir kann keiner was – war immer noch da, als er sie kurz musterte, bevor er in der Lebensmittelabteilung verschwand.
Zum Glück war sie bereits dort gewesen und hatte sich mit Vorräten eingedeckt.
Sie schob ihren Wagen vor zur Theke. »Das dürfte genügen, Mr. Drubber.«
»Ich mache Ihnen die Rechnung fertig. Den Teekessel schenk ich Ihnen. Zur Wohnungseinweihung.«
»Oh, das ist doch nicht nötig.«
»In meinem Laden bestimme immer noch ich.« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Kommen Sie mal kurz her, Brody.«
»Kein Problem.« Brody stellte einen Viertelliter Milch, eine Schachtel Cornflakes und ein Pfund Kaffee auf die Theke. Er nickte Reece zu.
»Wie läuft’s?«
»Gut, danke.«
»Reece zieht in das Apartment über dem Joanie’s.«
»Ach ja?«
»Sobald ich das hier zusammengerechnet und verpackt habe, helfen Sie ihr, das rüberzutragen, Brody.«
»Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich schaff das schon.«
»Sie können das Zeug unmöglich allein transportieren«, beharrte Mac. »Sie haben doch den Wagen draußen stehen, stimmt’s, Brody?«
Ein Lächeln umspielte seine Lippen, so als amüsiere ihn die Situation. »Klar.«
»Außerdem wollten Sie doch sowieso im Joanie’s zu Abend essen, oder?«
»Genau das hatte ich vor.«
»Sehen Sie, es macht überhaupt keine Umstände. Zahlen Sie bar oder mit Karte, Schätzchen?«
»Bar. Ich zahle bar.« Wenn man den Teekessel abzog, hatte sie gerade noch genügend Geld übrig, um die Einkäufe zu bezahlen.
»Meine darfst du anschreiben, Mac.« Brody stapelte seine Einkäufe auf einen der Kartons, die Mac bereits gepackt hatte, und hob ihn hoch. Bevor alles verpackt war, kehrte Brody schon zurück, um den zweiten Karton zu holen.
Reece fühlte sich wie in der Falle und griff nach dem letzten Karton. »Danke, Mr. Drubber.«
»Viel Spaß mit der neuen Wohnung«, rief er ihr hinterher, als sie Brody zur Tür folgte.
»Sie müssen das wirklich nicht, ehrlich«, hob sie sofort an, kaum dass sie draußen waren. »Er hat Sie ja regelrecht dazu verdonnert.«
»Oh ja.« Brody stellte den zweiten Karton in den Fußraum vor der Rückbank seines schwarzen Yukon, drehte sich um und wollte nach dem greifen, den Reece auf dem Arm hatte. Doch die wollte ihn partout nicht hergeben.
»Wirklich, Sie müssen nicht. Ich schaff das schon allein.«
»Ich weiß, dass ich nicht muss, und nein, Sie schaffen das nicht allein. Am besten, wir tun uns beide den Gefallen und sehen zu, dass wir die Sache hinter uns bringen.« Er entwand ihr den Karton und lud ihn ein. »Kommen Sie.«
»Ich möchte nicht …«
»Jetzt stellen Sie sich nicht so an. Ich hab schließlich Ihre Sachen«, fuhr er fort und ging um den Wagen herum. »Sie können einsteigen und mitfahren, oder Sie können laufen.«
Sie wäre lieber gelaufen, aber das hätte erst recht einen komischen Eindruck gemacht. Sie stieg ein und knallte gereizt die Tür zu. Ohne auf ihn Rücksicht zu nehmen, öffnete sie das Wagenfenster, um sich nicht ganz so eingeengt zu fühlen.
Er schwieg, und da gerade die Red Hot Chili Peppers aus dem Radio dröhnten, blieb es ihr während der kurzen Fahrt erspart, Smalltalk machen zu müssen.
Er hielt in zweiter Reihe und stieg aus, um von seiner Seite einen Karton herauszuholen, während sie selbst auch zugriff. »Der Eingang befindet sich im Hinterhof«, sagte sie kurz angebunden und staunte über ihre eigene Kaltschnäuzigkeit. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal auf jemand anders als sich selbst wütend gewesen war.
Sie musste große Schritte machen, um mit ihm mithalten zu können, und obwohl sie ihn auf der Treppe überholte, musste sie den Karton gegen die Wand stemmen, um den Schlüssel hervorzukramen.
Brody balancierte den Karton einfach auf einem Arm, nahm ihr den Schlüssel ab und schloss auf.
Wieder spürte sie Ärger in sich aufsteigen. Das war jetzt ihre Wohnung. Nur sie durfte bestimmen, wen sie hereinlassen wollte und wen nicht. Und er lief hier einfach quer durchs Zimmer und ließ den Karton mit ihren kostbaren Einkäufen auf die Küchentheke plumpsen.
Gleich darauf war er wortlos wieder zu Tür hinaus. Reece stellte keuchend ihren Karton ab. Sie sauste
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