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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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darauf herumgekritzelt hätte.
    Sie war das nicht gewesen. Sie konnte das unmöglich getan haben. Atemlos eilte sie zur Küchenschublade und riss sie auf. Da, wo sie ihn hingelegt hatte, lag ihr roter Filzstift. Mit zitternden Fingern zog sie die Kappe ab und sah, dass seine Mine ganz stumpf und faserig war.
    Aber vorher hatte er anders ausgesehen. Sie hatte ihn erst vor ein paar Tagen bei Mr. Drubber gekauft. Sorgfältig setzte sie die Kappe wieder auf und legte den Filzstift zurück in die Schublade. Dann drehte sie sich um, blieb mit dem Rücken zur Wand stehen und sah sich im ganzen Apartment um.
    Alles war noch an Ort und Stelle. Sie hätte es bemerkt, wenn ein Buch auch nur einen Zentimeter verschoben worden wäre. Doch alles war genau so, wie sie es heute Morgen hinterlassen hatte. Als sie hinter sich abgeschlossen hatte.
    Sie hatte zweimal abgeschlossen und anschließend noch mal kontrolliert. Vielleicht sogar dreimal.
    Sie sah erneut auf die am Boden liegende Karte. War sie das gewesen? War sie in der Nacht irgendwann zwischen den Albträumen aufgestanden und hatte den Filzstift aus der Schublade geholt? Aber warum konnte sie sich dann nicht mehr daran erinnern?
    Macht nichts, beruhigte sie sich und hob die Karte auf. Sie war außer sich gewesen, was unter den gegebenen Umständen mehr als normal war. Sie war völlig außer sich gewesen und hatte den Filzstift herausgeholt, um sicherzustellen, dass sie die Stelle nicht vergaß, wo der Mord stattgefunden hatte.
    Deswegen war sie noch lange nicht verrückt.
    Sie faltete die Karte wieder zusammen. Sie beschloss, sich einfach eine neue zu kaufen. Die hier würde sie wegwerfen – sie unter Joanies Müll verstecken – und sich dann eine neue kaufen. Es war bloß eine Karte, mehr nicht.
    Aber als sie Schritte auf der Treppe hörte, stopfte sie sie hastig und schuldbewusst in ihre Hosentasche.
    Ein kurzes Klopfen. Wenn sie das Geräusch richtig interpretierte, war ihr Besuch mehr als gereizt. Daher nahm sie an, dass Brody auf der anderen Seite der Tür stand.
    Sie wartete kurz, bis sie sich wieder beruhigt hatte, und ging dann zur Tür, um aufzuschließen.
    »Sind Sie so weit?«
    »Ich habe meine Meinung geändert. Ich fahre allein hin.«
    »Prima. Dann tun Sie das.« Aber er zwang sie, einen Schritt zurück zu machen, und knallte die Tür hinter sich zu. »Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe mache. Aber ich hab den Doc nicht mit ins Diner geschleift, damit er einen Blick auf Sie wirft. Warum sollte ich auch, verdammt noch mal? Er kommt nun mal gern zum Mittagessen her – was Ihnen, wenn Sie nicht blind oder blöd sind, mittlerweile selbst aufgefallen sein dürfte. Und wenn wir zufällig gleichzeitig da sind, kann es durchaus vorkommen, dass wir uns an einen Tisch setzen. So etwas nennt man Geselligkeit. Sind Sie jetzt endlich zufrieden?«
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Gut, denn was ich Ihnen jetzt erzähle, wird Ihnen auch nicht gefallen. Rick hat ein paar Nachforschungen angestellt – was schlichtweg zu seinem Job gehört. Die Sache hat sich also schon rumgesprochen. Der Doc hat mich gefragt, was ich davon weiß. Ich hab noch gezögert, ob ich überhaupt etwas sagen soll – bis Sie die Suppe gebracht haben. Eine verdammt gute Suppe übrigens. Sie Wahnsinnige, Sie.«
    »Ich war nicht umsonst drei Monate lang in der Psychiatrie. Sie dürfen mich gern als wahnsinnig bezeichnen, das macht mir nichts aus.«
    »Vielleicht hätten Sie noch ein paar Wochen länger bleiben sollen.«
    Sie wollte schon etwas sagen, besann sich jedoch eines Besseren. Anschließend ging sie zu ihrem Bett, setzte sich und lachte. Sie lachte auch noch, als sie ihr Haargummi aus den Haaren zog. »Warum empfinde ich so etwas als tröstlich? Warum ist so eine ruppige, unangebrachte Reaktion einfacher zu ertragen als all die mitleidigen Bemerkungen à la ›Du armes, armes Ding‹ oder ›Ist ja gut, ist ja gut, Liebes‹? Vielleicht bin ich wirklich wahnsinnig. Vielleicht habe ich einfach den Verstand verloren.«
    »Vielleicht sollten Sie endlich damit aufhören, sich selbst zu bemitleiden.«
    »Ich dachte, das hätte ich bereits. Oder vielleicht doch nicht? Leute, die es gut mit mir meinten und denen ich etwas bedeutete, kamen ständig mit neuen Ärzten und Therapeuten an.«
    »Ich meine es weder gut mit Ihnen noch bedeuten Sie mir etwas.«
    »Ich werd’s mir merken.« Sie legte ihr Haargummi auf das kleine Tischchen neben dem Bett. »Wollen Sie immer noch mit mir da

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