Verschlußsache Satan
etwas zeigen.«
Mit dieser Bemerkung hatte sie nicht gerechnet. Sie schien auf der Stelle zu Stein zu werden. Ich konnte nur hoffen, dass ich sie neugierig gemacht hatte.
Ja, ich hatte es, denn sie fragte leise: »Zeigen? Was willst du mir zeigen?«
Sehr gut. Sie war also neugierig. »Ich habe es in meiner Tasche stecken.«
Ein scharfes Lachen fegte mir entgegen. »Hör auf, Sinclair. Ich weiß, dass du auf dein Kreuz setzt, aber es ist kein Allheilmittel und schon gar nichts, vor dem ich mich zu fürchten hätte.«
»Das meine ich auch nicht.«
»Was dann?«
»Es ist etwas anderes.«
»Lass deine Waffe stecken, Sinclair!«
»Ich werde auch meine Beretta nicht ziehen. Ich bin nicht lebensmüde. Es kann sein, dass du mit dem, was ich dir zeigen werde, etwas anfangen wirst. Du kannst es erben. Es ist wichtig für dich. Es kann dich weiterbringen.«
Ich spielte mit einem hohen Einsatz. Es. war ein Poker auf Leben und Tod. Jetzt kam es darauf an, wer die besseren Karten in den Händen hielt und am besten bluffen konnte.
Sie oder ich?
»Wo ist es?«
»In meiner rechten Außentasche.«
»Nicht das Kreuz?«
»Nein.«
Wir standen uns wie zwei Kampfhähne gegenüber. Sie war auch etwas zur Seite gewichen, und ihr Fuß stand nicht mehr auf dem Rücken der Pfarrersfrau. Denn nur so hatte sie die entsprechende Standfestigkeit.
Noch zögerte sie. Traute mir nicht. Konnte sich nicht vorstellen, was so wertvoll für sie war. Aber ich musste meine Hand in die rechte Seitentasche gleiten lassen, denn genau dort verbarg sich der Trumpf, den mir Suko überlassen hatte.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sinclair, nein. Ich traue dir nicht. Ich habe zu viel von dir gehört. Dir ist es immer im letzten Augenblick gelungen, dem Teufel von der Schaufel zu springen, bevor er dich ins Höllenfeuer schleudern konnte. Ich rechne mit jedem Trick. Du hast zudem Zeit genug gehabt, dich auf unsere Begegnung vorzubereiten. Ich weiß nicht mal, ob du allein gekommen bist und...«
»Doch!«, meldete sich der Pfarrer. »Er ist allein gekommen. Ich habe nachgesehen. Ich bin nicht lebensmüde. Ich...«
Es passierte.
Es ging alles wahnsinnig schnell. Ich sah das Zucken im Gesicht der Frau. Wenn sie jetzt abdrückte, dann erwischte sie den Pfarrer und mich. Wir standen beide für sie zu günstig. Dann drückte sie ab, bevor ich es schaffte, mit der rechten Hand Suko’s Stab zu berühren, den er mir überlassen hatte...
***
»Father Ignatius?«
Der Mann, nach dem gefragt worden war, hielt den Hörer in der Hand, aber nicht gegen das Ohr gedrückt. Er saß auf dem hochlehnigen Stuhl und dachte nach.
Eine Frau hatte ihn angerufen. Und das mitten in der Nacht. Kurz vor dem Schlafen. Ignatius saß noch an seinem Schreibtisch, um einige Unterlagen zu studieren. Er arbeitete gern in der Dunkelheit, da wurde er nicht gestört.
Aber es gab Ausnahmen. Der Anruf war die Ausnahme, und die Anruferin kannte seine Nummer, unter der er privat zu erreichen war. So etwas bedeutete schon etwas.
Da es in seinem großen Büro sehr still war, hörte er das scharfe Atmen der anderen Person.
»Bitte, Father...«
»Ja, ich bin noch da. Ich muss mich entschuldigen, weil ich zu überrascht war.«
»Haben Sie schon geschlafen?«
»Nein. Und wenn, es wäre nicht wichtig gewesen. Du wirst mich nicht grundlos angerufen haben.«
»Stimmt, das ist so. Ein Glück und ein Segen, dass ich Sie erreicht habe.«
Ignatius räusperte sich. Es klang ein wenig verlegen. »Ich will dir nichts«, sagte er, »aber es würde mich schon interessieren, wer mich sprechen will.«
»Schwester Christina.«
Father Ignatius holte scharf Luft. Er nickte, obwohl Christina es nicht sehen konnte. »Ja«, sagte er dann, »ich weiß. Es ist lange her, dass wir miteinander gesprochen haben.«
»Jetzt ist es dringend.«
»Warum?«
»Sie stehen dicht vor dem Ziel.«
»Bist du sicher?«
»Völlig.«
»Und wann passiert es?«
»Noch in dieser Nacht werden die Vorbereitungen getroffen. Ich habe es erlebt. Sie flüsterten so, dass ich nichts hören konnte. Ich habe ihr volles Vertrauen noch nicht erringen können, aber ich weiß, dass es jetzt losgeht.«
Auf der Stirn des Mannes zeigten sich Schweißperlen. Er war sich der Bedeutung der Worte sehr wohl bewusst und sprach die leise Warnung aus. »Gib nur Acht, Christina. Bitte, du darfst keinen Fehler begehen. Er könnte dich das Leben kosten.«
»Klar. Keine Sorge, ich passe schon auf mich auf. Aber noch mal. In dieser Nacht
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