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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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die Türme letztes Mal aber nicht, als ich hier war. Scheint was dran zu sein an dem, was die Händler erzählt haben.«
    »Macht einen ziemlich düsteren Eindruck«, meinte Tristan, der tief beeindruckt war.
    Martin grinste müde. »Nephara heißt ja auch ‚Schwarze Stadt‘. Hier war einmal ein großes Bergwerk der Gnome, das die Menschen eroberten. Sie bauten die mächtige Mauer, um zu verhindern, dass die Gnome sie sich zurückholten, aber genützt hat sie ihnen wenig.«
    »Warum?«
    »Die Gnome kamen von unten. Sie gruben tief unter der Erde einen Tunnel, der dieses Bergwerk mit ihrer Unterwelt verband, sammelten eine Armee und kamen dann durch das Bergwerk über die Stadt. Es gab eine gewaltige Schlacht, heißt es, vor allem in den Stollen, mit schweren Verlusten. Die Kämpfe zogen sich über Wochen hin, der Bergbau kam völlig zum Erliegen. Egal welche Seite die Mine auch gerade in ihrem Besitz hatte, weder konnten die Gnome die Menschen aus der Stadt vertreiben, noch die Menschen die Gnome in ihre Unterwelt zurückdrängen.
    Schließlich griffen die Paladine ein und beendeten den Konflikt. Man einigte sich auf einen Friedensvertrag, lebte einträchtig miteinander und beiden Seiten ging es gut mit dem Bergwerk. Aber das ist viele, viele Jahre her, die Stollen sind lange verlassen und die Gnome sind fort. Doch Nephara ist immer noch Sitz des Fürsten von Nasgareth.«
    »Und Meister Johann lebt auch dort?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Nein, sein Haus liegt oberhalb, da, siehst du?« Er deutete auf ein großes Haus, auch auf diese Entfernung noch gut auszumachen, weil es aus weißem Stein gebaut war, der sich deutlich von dem dunklen Fels des Vulkans abhob. »Das Haus der Paladine, nennt man es. Man hat es Johann zu Ehren erbaut, in den vielen Jahrhunderten, in denen er der Oberste der Paladine war.«
    »Oberster der Halbgötter«, murmelte Tristan. »Und mein Vater, hat er auch dort gewohnt?«
    »Ich glaube er ist meist umhergezogen. Eigentlich hat Johann noch immer das Sagen, er ist nur zu alt, um noch selber herumzureisen oder Kämpfe zu führen. Er überlässt Darius die Führung der Paladine und kümmert sich selbst um die Diplomatie.«
    »Diplomatie?«, echote Tristan verwirrt.
    Martin nickte. »Das ist ein ganz schöner Eiertanz, hab ich gehört. Zwar werden die Paladine von den zivilisierten Völkern der Insel anerkannt, aber nur von den Menschen als Halbgötter verehrt. Vor allem die Vanamiri achten argwöhnisch darauf, dass die Paladine kein Volk und schon gar nicht die Menschen bevorzugen.«
    Tristan ließ sich die Worte eine Weile durch den Kopf gehen. »Ich verstehe das nicht«, sagte er schließlich. »Was machen die Paladine hier überhaupt genau?«
    »Wie erkläre ich dir das am besten?« Martin überlegte. »Gibt es die UN-Blauhelme noch?« Tristan nickte. »Sowas in der Art. Sie schlichten Streit, wie z.B. damals zwischen den Gnomen und Menschen hier. Aber sie schützen die Leute auch vor Monstern und dergleichen.«
    »Monster? Du meinst die Wolfsmenschen?«
    »Ja, die auch, aber früher war es weit unsicherer hier. Da wäre niemand zu zweit oder zu dritt herumgereist, überall trieben Oger, Lorbos oder Riesenspinnen ihr …«
    » Riesenspinnen ?«, quiekte Tristan. »Ach du scheiße.«
    »Ja, manchmal über einen Meter lang. Sie hausten früher im Wald und setzen den Reisenden arg zu. Aber«, fuhr er fort, als Tristan fast panisch zum Wald zurückblickte, »keine Sorge, die wurden stark dezimiert und in den Untergrund getrieben. Nur mit den Wolfsmenschen gibt es manchmal noch Ärger heutzutage, aber das haben wir ja schon gemerkt.«
    Tristan schluckte. Riesenspinnen, was für ein Alptraum. Schon die normalen im Keller machten ihm Angst, einem einen Meter langen Exemplar wollte er auf keinen Fall begegnen.
    Sie ritten auf das Stadttor zu, an dem drei Hauptstraßen zusammen liefen. Rund um den Platz, den diese Kreuzung bildete, hatten sich viele Häuser angesiedelt, für die innerhalb der Stadtmauern kein Raum mehr gewesen war. Einige Herbergen waren darunter, aber auch Handelshäuser und Gilden waren hierher gezogen. Auf dem Platz drängten sich Dutzende Verkaufsstände und Menschen, einige Vanamiri und viele andere Kreaturen wuselten durcheinander. Martin und Tristan mussten absteigen und ihre Nobos führen. Martin ging ohne Umwege auf das Stadttor zu, das zwar offen stand, aber schwer bewacht wurde. Unterwegs schnappten sie einige Gesprächsfetzen auf. Im Westen sollte es erneut gebrannt

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