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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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einen Revolver?« Vor Überraschung vergaß Gary sogar seine schmerzende Wunde. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, verdammt!«
    Mike blickte ihn über die Waffe hinweg an. »Ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen, Gary, und weiß auch nicht, ob ich das kann. Ich trage die Waffe nur für den Notfall, falls wir auf unseren Ausflügen in die Wildnis einem wütenden Grizzly oder Elch in die Quere kommen. Ich mag keine Waffen.«
    »Aber jetzt haben wir einen Notfall!«, erwiderte Gary leise. »Oder haben Sie etwa Mitleid mit Harmon? Der Kerl wollte mich kaltblütig erschießen!«
    »Ich überlasse solche Fälle gern der Polizei. Wir sind hier nicht im Wilden Westen, wo jeder das Gesetz in die eigene Hand nehmen kann.« Er entsicherte die Waffe. »Aber vielleicht können wir ihm einen Schrecken einjagen.«
    Julie lugte vorsichtig aus ihrer Deckung hervor und sah das Snowmobil als dunklen Schatten in der Ferne. Er hatte den Scheinwerfer ausgeschaltet, wollte wohl auf Nummer sicher gehen. Sein Gewehr hatte er so über der Schulter hängen, dass er im Ernstfall sofort herankam. Er war kein Anfänger. Julie sollte später erfahren, dass Harmon in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens als Scharfschütze für die Armee im Einsatz gewesen war. Ein erfahrener Profi also, der jede Woche auf den Schießstand ging, um dort seine Treffsicherheit zu trainieren.
    Der Schatten wurde langsamer. Im nächsten Augenblick riss Harmon den Lenker herum und raste nach Süden davon, als wäre er dem leibhaftigen Teufel begegnet. Wenige Sekunden darauf war er schon nicht mehr zu sehen. Das Dröhnen des Motors wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz. Für einen winzigen Moment herrschte Ruhe.
    Entweder besaß Harmon einen sechsten Sinn, oder er hatte die Hubschrauber schon gesehen, als sie über den fernen Hügeln emporgestiegen waren. Jetzt hörte man sie auch. Sie rauschten mit dröhnenden Motoren heran, die Suchscheinwerfer auf den Fluss gerichtet, den Bug leicht nach vorn geneigt.
    »Die Hubschrauber!«, rief Julie aufgeregt.
    Sie schaltete ihre Stirnlampe ein und sprang hinter ihrer Deckung hervor, winkte mit beiden Armen, um die Piloten auf sich aufmerksam zu machen. Hinter ihr rannten die Linakers und die Clarke-Brüder auf den Fluss, ebenfalls mit eingeschalteten Lampen, sofern sie welche besaßen. Sie wirkten wie Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel, die ein rettendes Flugzeug gesichtet hatten.
    Die Suchscheinwerfer erfassten sie, und einer der Hubschrauber, ein geräumiger Transporter, landete wenige Schritte vor ihnen auf dem Fluss. Sie schnallten die Schneeschuhe ab, duckten sich unter den ratternden Rotoren und kletterten hinein. Gary stöhnte leise, als Julie ihn auf einen der freien Sitze schob. Die Linakers kletterten auf die Plätze dahinter. Sie schob ihre Schneeschuhe unter einen der Sitze und hockte sich neben Josh und Carol auf den Boden. Josh lehnte an der Wand, Carol lag stöhnend auf einigen Decken.
    »Das war gerade noch rechtzeitig«, sagte Julie. »Ein paar Minuten später, und Harmon hätte auf uns geschossen. Er ist auf seinem Snowmobil nach Süden geflohen. Gary ist angeschossen. Eine Fleischwunde am linken Arm.«
    Die Rangerin bedankte sich mit einem leichten Kopfnicken für die Meldung. »Der … der andere … Hubschrauber … Greg Erhart und seine Männer … holt ihn … bestimmt ein … und Search & Rescue ist … ist auch schon unterwegs … Scott suchen … es wird alles gut … nur mir … mir geht es … schlecht …«
    »Du hast bestimmt ein Magengeschwür.« Obwohl sie wusste, wie ernst eine solche Entzündung sein konnte, versuchte sie zu lächeln. »Keine Angst, das kriegen wir wieder hin. Mein Vater ist auf so was spezialisiert. Halte durch, okay? In einer knappen Stunde sind wir im Fairbanks Memorial, und wenn es sein muss, landest du sofort auf dem OP -Tisch. Keine Bange, okay?«
    »Okay«, antwortete Carol leise.

16
    »Ranger Wilson!« Über den bewaldeten Hängen drehte sich der Pilot zu Julie um und hielt ihr ein Headset hin. »Der Superintendent möchte Sie sprechen.«
    Julie hatte ihre Stirnlampe bereits im Backpack verstaut, nahm auch die Mütze vom Kopf und stülpte sich das Headset über. »Ranger Julie Wilson.«
    »Julie … wir haben uns Sorgen gemacht.«
    »In der Hütte und bei den Höhlen war die Verbindung schlecht. Tut mir leid, Sir. Carol … Ranger Schneider und ich haben mehrfach versucht, die Zentrale zu erreichen. Leider war kaum etwas zu verstehen.

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