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Verschollen im Taunus

Verschollen im Taunus

Titel: Verschollen im Taunus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Gartenanlage. Ein paar Hütten weiter feierte ein Motorradclub sich und sein Bestehen (siehe Peter Rippers Kriminalroman „Karlo und der letzte Schnitt“). Wie man hören konnte, stand dort Van Halen und Aerosmith hoch im Kurs.
    Um die Mitternachtsstunde, noch war reichlich Bier vorhanden, kam man dann doch, keiner weiß wie, mit schwerer Zunge auf Herrn Schweitzer zu sprechen. Auch Roland Stipp war der Detektiv kein Unbekannter, doch kannte er ihn nur vom Sehen. Und vom Tratsch, natürlich, denn nirgends in der Welt gibt’s dafür einen besseren Nährboden als in Sachsenhausen respektive Dribbdebach. Und von Simon Schweitzers Verschwinden war es kein weiter Weg mehr zu Fedor-Gas und Gazprom.
    Der Name Gazprom war nicht nur für Roland Stipp ein rotes Tuch, wie es roter nicht hätte sein können. Als der Name des russischen Energiekonzerns fiel, drehte er trotz Alkoholkonsums so richtig auf. Kein Wunder sei es, daß sich Gazprom ausgerechnet bei Schalke 04 mit zig Millionen Euro engagiere. Außer den Borussen-Fans (Dortmund) waren jene von Schalke doch die einzigen in der gesamten ersten und zweiten Bundesliga, mit denen man so fast alles machen könne, ohne daß die sich dagegen wehrten. Ihre Stadien seien grundsätzlich ausverkauft, egal was geboten wurde. Zwar schimpften deren Fans regelmäßig auf die Darbietungen der oft überbezahlten Legionäre, und man würde sich nächste Saison auf gar keinen Fall mehr eine Dauerkarte für den Scheiß zulegen, doch letztendlich saßen in Dortmund und auch auf Schalke dieselben Fans in der neuen Saison stets neben denselben Nachbarn. Tauchte ein neues Gesicht im Block auf, konnte man davon ausgehen, der alte Dauerkarteninhaber mußte irgendwie verstorben sein. Und dann sagte Roland Stipp: „Zum Glück ist das bei Unser Eintracht anders …“
    Kleiner, notwendiger und historienbezogener Einwurf bezüglich Unser Eintracht: Bevor sich die Szene der Ultras in Frankfurt etablierte, hatte das gemeine Frankfurter Fanleben seine ganz besonderen Eigenarten, auf die wir hier kurz eingehen. Spielte Eintracht Frankfurt nämlich Fußball wie vom anderen Stern und obendrein noch erfolgreich, sprach man hierzulande von ‚Unser Eintracht‘, wobei ‚Unser‘ der Großschreibung unterliegt, da es sich hier wie bei den Blauen Reitern und dem Roten Baron um einen feststehenden Begriff handelte. Lieferte Unser Eintracht allerdings einen Grottenkick nach dem anderen ab, war es nicht mehr Unser Eintracht, sondern nur noch ‚die‘ Eintracht. Das hatten sogar Frauen verinnerlicht (okay, okay, ich zahle die fünf Euro in die Machokasse). Außerdem wird in diesem ganz speziellen Fall auch das ‚e‘ bei Unser unter den Tisch gekehrt, weil die meisten Eintracht-Anhänger eh aus Hessen kommen – de Hess an sich hat’s net so mit de Endunge, net daß mer da jetz Klaache (Klagen) komme …
    „Seit Herbert Buch die Geschicke des Vereins leitet“, fuhr der Journalist fort, „geht’s hier auch nicht mehr so drüber und drunter wie früher. Kannst du dich noch erinnern, als Spielerverträge auf Bierdeckeln fixiert wurden?“
    Der Oberkommissar konnte. Das sei vielleicht eine Zeit gewesen, Mann oh Mann, sinnierte dieser nun, man könne doch sehr froh sein, daß Unser Eintracht damals nicht die Lizenz entzogen bekommen hatte. Gerecht wär’s ja gewesen, da müsse man auch mal die rosarote Vereinsbrille abnehmen und ein wenig Objektivität walten lassen. Und dann stellte Schmidt-Schmitt eine Frage, die von zentraler Bedeutung war und die Geschichte rund um Herrn Schweitzers Verschwinden in völlig anderem Licht erschienen ließ: „Sag mal, Roland, der Name Alexander Mischa …“, erstmals kam der inzwischen enorm überhöhte Alkoholpegel zum Tragen, denn Mischa Schmidt-Schmitt wußte zwar, daß der Nachname des Neokapitalisten von Fedor-Gas anfing wie sein eigener Vorname, aber nicht mehr, wie er endete, „… Alexander Michai-lovs-ko?“
    „War das jetzt eine Frage, Bulle?“
    Dem Bullen war selbst klar, daß Michailovsko Quatsch war. Doch die Korrektur des Schönheitsfehlers bereitete ihm nun doch gar arge Schwierigkeiten. Nach mehreren Versuchen von „Michailinsky“ über „Michailodor“ bis hin zu „Michailicevic“ griff er zur Abwechslung in den zwischen ihnen stehenden Bierkasten. „Warte mal kurz, ich hab’s gleich. Auch noch eine?“
    Blöde Frage. „Was sonst?“
    Man war mittlerweile dazu übergegangen, die Kronkorken in des Nachbars Garten zu schnicken.
    Und der

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