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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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zischend. Er wandte sich an den Mann hinter dem Tresen - den Besitzer, wie er vermutete -, der die ganze Zeit bewegungslos zugesehen hatte.
    »Holen Sie jemanden, der ihn sich ansieht«, sagte er.
    Der Mann reagierte nicht, wich seinem Blick nervös aus.
    »Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?«, sagte er etwas schärfer. »Sehen Sie zu, dass...«
    »Ja, ja, ich hab's verstanden«, unterbrach er ihn mit gequälter Stimme. »Gehen Sie jetzt, damit es nicht noch schlimmer wird. Gehen Sie!«
    Nielsen sah sich im Lokal um. Es war ganz still geworden, das Gemurmel war fast gänzlich verstummt. Er spürte, dass etwas in der Luft lag, dass sich ein Gewitter zusammenbraute. Rückwärts ging er zur Tür, stieß sie auf und trat hinaus. Mit schnellen Schritten ging er die Straße hinunter. Ab und an horchte er angestrengt und schielte nach hinten. Aber niemand folgte ihm.
    Er verringerte sein Tempo und sog tief die Luft ein. Die blinde Wut war verklungen, zurückgeblieben war nur ein Gefühl von Erschöpfung und Unbehagen. Er schüttelte den Kopf. In was war er da wieder hineingeraten?
    Olle Ivarsson hörte sich seinen Bericht an und beobachtete den anderen mit blinzelnden Augen.
    Dann lachte er kurz auf.
    »Er wusste offenbar nicht, mit wem er sich da einlässt.«
    John Nielsen hob eine Augenbraue. »Was meinen Sie damit?«
    »Na, was glauben Sie?«, erwiderte Ivarsson mit einem Schnauben.
    Nielsen sah ihn an. »Ach so, Sie haben sich auf meinen Besuch gut vorbereitet?«
    Der Polizist nickte. »Das kann man wohl sagen. Glauben Sie, ich setze mich mit einem von der Presse hin, ohne zu wissen, was das für einer ist? Sie haben ja anscheinend so einiges auf dem Kerbholz. Autodiebstahl, Einbruch und versuchter Raubüberfall sowie eine ganze Latte von Körperverletzungen. Und das in kürzester Zeit. Ungefähr im Alter von siebzehn bis zwanzig.«
    »Ich habe dafür gesessen«, sagte Nielsen mit einem Lächeln.
    Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist nichts, worauf ich besonders stolz bin. Aber auch nichts, was ich unter den Teppich kehre. Ich war dumm, wie man das so ist in diesem Alter. Ich hatte nicht begriffen, dass sich Verbrechen nicht lohnen. Zumindest nicht diese kleinen. Aber meistens habe ich mich ja geprügelt. Und habe eins aufs Maul bekommen. Unter anderem auch von euch Burschen. Ich hatte ziemlich viel Glück, dass es heute nicht so endete. Aber er wurde zu selbstsicher. Hatte nicht damit gerechnet, dass so ein Opa ihm Schwierigkeiten bereiten könnte.«
    »Was hatten Sie da überhaupt verloren?«, fragte Ivarsson mit aufgebrachter Stimme. »Dieser Laden ist ein verdammtes Rattennest. Zieht den Dreck aus allen Ecken an.«
    »Passieren solche Sachen hier häufiger?«, fragte ihn Nielsen.
    Ivarsson sah ihn eine Weile nachdenklich an.
    »Dass Leute ohne Grund angegriffen werden? Nein, das kann ich nicht behaupten. Meistens sind es Streitereien im Suff, zwischen Leuten, die sich kennen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    Ivarsson zog eine Grimasse. »Das ist schwer zu sagen. Wie gesagt, die können von weither kommen. Aber keine Angst. Ich sorge dafür, dass man sich dieses Loch ein bisschen genauer ansieht...«
    »Nein, lassen Sie das«, unterbrach ihn Nielsen. »Ich möchte nicht, dass Sie irgendetwas unternehmen. Ich will nicht, dass da herumgeschnüffelt wird. Außerdem bin ich morgen doch schon wieder weg.«
    »Deswegen?« Ivarsson runzelte die Stirn. »Glauben Sie, dass es jemand auf Sie abgesehen hatte? Persönlich?«
    John Nielsen zuckte mit den Achseln. »Nein, das wäre vielleicht ein wenig an den Haaren herbeigezogen, oder?«
    Er warf Ivarsson einen flüchtigen Blick zu. »Aber ich habe keine Veranlassung zu bleiben. Es ist ja eine alte Geschichte, und es gibt keinen gewichtigen Grund, sie weiter zu verfolgen. Ich wollte ja nur die Stimmung hier einfangen.«
    Er lachte. »Und das habe ich getan, kann man wohl sagen!«
    Fast ein ganzes Jahr war seit seinem Besuch in Bräcke vergangen. Und schon knapp eine Woche seit ihrem letzten Telefongespräch. Es stand nichts in den Zeitungen, kein einziger Hinweis. Und noch keine Rückmeldung von Olle Ivarsson.
    Endlich, spät am Dienstabend, klingelte das Telefon. Es war Ivarsson. Seine Stimme klang müde und bedrückt.
    »Sie ist es. Wir haben jetzt eine eindeutige Identifizierung mithilfe des Zahnstatus. Wir haben auch den Ort ausfindig gemacht, an dem sie begraben war. Nicht weit entfernt von der Stelle, an der dieser Wahnsinnige auf den Weg

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