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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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gesprungen ist. Und das ist noch nicht alles. Wir haben noch zwei weitere Gräber gefunden. Ein paar hundert Meter vom ersten Fundort entfernt. Einer der Hundeführer hatte eine Runde mit seinem Hund gedreht und ist darauf gestoßen. Unglaublicher Zufall. Sie lagen ziemlich nahe an der Oberfläche. Das Tauwetter hat den Boden im Laufe der Jahre abgetragen. Ein Knochen stak aus dem Gebüsch hervor. Man konnte das kaum sehen, wenn man nicht wusste, wonach man suchte.«
    John Nielsen beugte sich vor, drückte den Hörer fester ans Ohr. »Machen Sie Witze?«, fragte er.
    »Finden Sie, dass das hier wie ein Scherz klingt?«
    Ivarsson klang zunehmend irritierter. Nielsen sagte eine Weile nichts.
    »Sie haben keine Ahnung...«, fing er an zu fragen, aber Ivarsson unterbrach ihn barsch.
    »Nein, wir haben keine Ahnung, wer sie sein könnten. Noch nicht. Auch nicht, wie lange sie schon dort gelegen haben. Aber es ist, glaube ich, nicht allzu verwegen anzunehmen, dass sie aus derselben Zeit stammen.«
    »Meinen Sie, dass es da eine Verbindung gibt? Zu Anna-Greta Sjödin?«
    Es war einen Augenblick lang still, ehe der Polizist antwortete.
    »Ja, was glauben Sie denn? Wir haben die Skelette von drei Personen, die tief im Wald in einer Entfernung von wenigen hundert Metern voneinander vergraben sind. Welchen Schluss würden Sie daraus ziehen? Dass es da eine Verbindung gibt, oder dass es zu einem Volkssport geworden ist, genau an der Stelle Leichen zu vergraben?«
    Er beherrschte sich wieder und schwieg für ein paar Sekunden.
    »Da gibt es noch etwas«, sagte er schließlich. »Wir haben die Köpfe der anderen beiden nicht gefunden.«
    »Geköpft?«, sagte Nielsen.
    »Genau das. Wir wissen noch nicht, ob das erst nach ihrem Tod erfolgte. Aber es ist wohl am wahrscheinlichsten. Um die Identifizierung zu erschweren.«
    Nielsen saß wortlos da.
    »Ich komme«, sagte er dann.

Das Feuer

1
    Wer wusste schon, wer er war? Auf jeden Fall nicht diese grunzenden, sabbernden Geistesgestörten am anderen Ende des Parks.
    Er senkte die Zeitung und beobachtete sie. Der eine trampelte unentwegt auf einer Stelle und wiegte sich dabei vor und zurück und stieß kleine glucksende Schreie aus. Ein anderer versuchte die ganze Zeit auszubüchsen, wurde wieder eingefangen und zur Gruppe zurückgebracht. Übergewichtig waren sie, fleischig und aufgedunsen. Sie waren keine richtigen Menschen, fand er. Eine Art Müll, Abfallprodukte. Etwas, das durch ein Versehen entstanden ist und eigentlich hätte entsorgt werden müssen. Sicherlich, einige von ihnen sahen fast normal aus, aber es gab immer ein kleines Detail, das sie entlarvte, etwas Verzerrtes, Ungesundes, das verriet, was sie wirklich waren.
    Also, bestimmt nicht diese Schwachköpfe. Oder warum gerade nicht sie? Vielleicht wussten sie mehr als andere. Spürten, witterten etwas, wie Tiere. Ganz zu Anfang war einer von ihnen zu ihm gekommen. Er hatte sich ruckweise genähert, vorsichtig seine Hand ausgestreckt und wollte ihn berühren. Er war regungslos sitzen geblieben, wie hypnotisiert von diesem geistlosen, verschwommenen Blick, der ihn abtastete, während die fleischige Hand immer näher kam.
    Eine junge Frau war aufgetaucht, hatte die unförmige Gestalt an die Hand genommen und sie hinter sich hergezogen.
    »Er ist nur sehr kontaktfreudig, sehnt sich nach Gesellschaft und will allen Guten Tag sagen«, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Er hatte sich nach vorne gebeugt, ihr Lächeln erwidert und ihr in die Augen gesehen.
    »Wäre es nicht einfacher, man würde diese Kreaturen an die Leine nehmen? Wenn man sie schon unbedingt unter Leute lassen muss«, sagte er nach einer Weile mit seiner hellen, tonlosen Stimme.
    Sie war zusammengezuckt und ihr Lächeln verschwand. Abrupt hatte sie sich umgedreht und war losgestiefelt, Nacken und Rücken steif vor Entrüstung. Von diesem Zeitpunkt an hatte er seine Ruhe. Sie sorgten an den Tagen, an denen er im Park auftauchte und sich auf der Bank an der Straße niederließ, dafür, dass sie sich am anderen Ende der Anlage aufhielten.
    Woher kamen sie? Von irgendeinem Heim, nahm er an. Gab es so etwas hier in der Nähe? Wie wohnten und lebten sie? Er versuchte sich Einzelheiten ihres Lebens vorzustellen, aber ohne Erfolg. Das Einzige, was er vor seinem inneren Auge sah, waren diese gestörten Bewegungen, wie jemand sich an den Wänden eines zu kleinen Raumes entlangtastete, wie in einem Käfig. Vor und zurück nach einem Ausgang suchend...
    Sie

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