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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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verschiedenen, danach tanzte er durch mehrere Heime für schwer erziehbare Kinder. Er muss so um die zwanzig gewesen sein, als er hier auftauchte.«
    »Und über den soll ich dir Informationen beschaffen?«
    »Ich dachte, dass du dich einmal umhören könntest. Vielleicht erinnert sich jemand an ihn. Weiß noch etwas über ihn.«
    Harri kaute auf seinen Lippen und blinzelte ihn an. »Warum?«
    John Nielsen dachte nach, ehe er antwortete.
    »Nach 1972 scheint er ein anderer Mensch geworden zu sein. Keine krummen Sachen mehr. Ja, für ein paar Jahre war er sogar ganz verschwunden, soweit ich das ermitteln konnte. Als er wieder auftauchte, hatte er eine eigene Firma gegründet. Und dann ließ er sich auch noch in Östermalm nieder. Dort hat er die letzten fünfzehn Jahre gelebt.«
    Harri lehnte sich nach hinten und brach in Gelächter aus. »Und es stört dich, dass er es gedeichselt hat, was? Was für ein Glück, dass auf uns da mehr Verlass ist.«
    Er sah Nielsen unverwandt an. »Glaubst du, ich bin blöd? Es muss einen anderen Grund geben. Raus damit, spuck es aus!«
    John Nielsen zuckte mit den Achseln. »Es könnte etwas passiert sein, in diesem Sommer 1972. Davor ist er wohl kein helles Licht gewesen. Eher minderbegabt, wenn man den Unterlagen der Ermittlungsverfahren glauben darf. Als er aber dann wieder auftauchte, scheint er mit einem Mal sowohl anpassungsfähig als auch erfolgreich geworden zu sein. Was ich herausbekommen möchte, ist, ob sich jemand an diesen Mann erinnert. Jemand, der sich diese Verwandlung erklären kann. Oder auch nicht.«
    Harri Rajamäki schwieg einen Moment. »Du willst also wissen, ob es ein und derselbe Typ ist. Oder jemand anderes. Ist das so schwer zu sagen?«
    Er knetete nachdenklich sein Kinn.
    »Und wie hast du dir das vorgestellt? Weißt du eigentlich, wie viele aus der alten Zeit noch übrig sind? Man würde kaum eine Fußballmannschaft zusammenbekommen. Und von denen, die es noch gibt, erinnern sich die meisten noch nicht einmal, wie man sich den Hintern abwischt. Geschweige denn, was damals, vor einer Million Jahre passiert ist!«
    Er setzte sich plötzlich kerzengerade hin und lachte. »Aber natürlich werde ich dir helfen. Logisch werde ich das tun!«
    Er bog seinen langen, knochigen Körper nach vorne, streckte die eine Hand aus und rieb Zeigefinger und Daumen aneinander. »Zwei«, sagte er dann. »Zwei Scheine.«
    Nielsen stierte ihn an, schüttelte dann heftig den Kopf. »Niemals. Fünfhundert. Und das ist schon verdammt großzügig.«
    Harri lachte höhnisch. »Du Scheißkerl! Fünfhundert. Dann kannst du genauso gut alleine rumlaufen und fragen. Allerdings, so fein wie du geworden bist, bezweifle ich, ob ich dir das empfehlen würde.«
    Nielsen sah ihn zunächst unnachgiebig an. »Tausend«, sagte er schließlich. »Fünfhundert jetzt und fünfhundert, wenn du was lieferst.«
    »Tausend, meinetwegen. Aber alles auf einmal. Keine verdammten Anzahlungen. Alles auf einmal. Sonst sind wir nicht im Geschäft.«
    »Und wie weiß ich, dass ich etwas für mein Geld bekomme?«
    Harri Rajamäki prustete los. »Überhaupt nicht. Das ist, wie wenn man an der Börse spekuliert, es gibt immer Risiken. Aber schließlich bist zu mir gekommen und nicht andersherum. Richtig?«
    Dann breitete er die Arme aus.
    »Verdammt, Johnny! Traust du mir nichts Gutes mehr zu? Bist du zu allen alten Kumpels so? Obwohl, du hast bestimmt keine mehr, vermute ich mal. Du bist ein Stockwerk höher gezogen.«
    Nielsen zählte die Scheine, ohne zu antworten. Dann sah er auf und schüttelte den Kopf.
    »Du glaubst, dass mir die Kohle nur so aus den Ohren tropft, was? Dass die Kronen in meine Tasche geschaufelt werden, Stunde um Stunde, ohne dass ich einen Finger krumm machen muss? Ich vermute mal, dass ich noch nicht einmal in die Nähe deiner Umsätze komme, wenn du einen guten Tag hast.«
    Ihre Blicke trafen sich. In Harri Rakamäkis Augen lag unverändert dieser Schimmer kühler, intelligenter Berechnung. »Willst du mit mir tauschen?«
    John Nielsen verzog verächtlich den Mund und wechselte das Thema. »Siehst du Lasse noch regelmäßig?«
    Harri betrachtete ihn eine Weile. »Ach so, du hast mit ihm gesprochen?«
    Harri war auch einer von Lasse Hennings Schützlingen gewesen, wenn auch mit weniger erfolgreichem Resultat. Aber er hatte nie richtig den Kontakt abgebrochen. Lasse blieb jemand, an den man sich wenden konnte, wenn es notwendig war.
    »Ja, doch. Er kümmert sich um seine Schäfchen. Du

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