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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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war?«
    Eine Weile schwiegen sie beide, während Marianne Linde über seine Worte nachzudenken schien.
    »Sie meinen die Gerüchte über den Missbrauch«, sagte sie dann. »Dass Inga tablettensüchtig gewesen sein soll?«
    Nielsen sagte zuerst nichts.
    »War sie es denn?«, fragte er dann.
    Marianne Linde schwieg.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie dann mit einem kleinen Seufzer. »Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Sie hat Medikamente genommen. Beruhigungsmittel. Das weiß ich. Und es stimmt, dass sie ab und zu abwesend wirkte. Aber zu sagen, dass sie tablettensüchtig war - nein, das wage ich nicht. Und dass Inga Härlin das Kind mit Tabletten voll gestopft haben soll, das glaube ich erst recht nicht! Desirée hat ihre Medikamente selbst genommen, sie war ja dazu gezwungen, vielleicht ist das Gerücht so entstanden.«
    »Und Göte Härlin?«, fragte Nielsen.
    Marianne Linde entfuhr ein Lachen.
    »Er hat auf jeden Fall keine Beruhigungsmittel genommen, das ist sicher! Auch wenn er das vielleicht hätte vertragen können.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Marianne Linde ließ mit der Antwort auf sich warten.
    »Der konnte ganz schön anstrengend sein. Sogar ziemlich unausstehlich zum Teil, besessen, wenn ich ehrlich sein soll. Es passierte mehr als einmal, dass er mit dem Auto vor der Schule stand und wartete. Immer an den Tagen, an denen ich Sprechstunde hatte. Ja, er stand sozusagen direkt vor meiner Wohnung...«
    Sie unterbrach sich wieder.
    »Jetzt müssen Sie mir sagen, worum es hier eigentlich geht! Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte Nielsen. »Ich weiß es doch selbst nicht richtig.«
    Marianne Linde schien erneut nachzudenken.
    »Dann glaube ich auch nicht, dass ich noch mehr über die Familie Härlin erzählen werde«, sagte sie mit einer plötzlichen Müdigkeit in der Stimme. »Wenn Sie mir nicht verraten können, wofür es verwendet wird. Sonst habe ich das Gefühl, dass ich hier nur Gerüchte verbreite. Und das wurde ja bereits zur Genüge getan, nicht wahr?«
    Nielsen versuchte, ihr zu widersprechen, aber sie hatte schon aufgelegt.
    Er war unruhig und konnte sich nicht entschließen, was er tun sollte. Olle Ivarsson anzurufen, um dessen Meinung zu hören, wäre zwecklos. Dass Ivarsson seinen Theorien nicht für eine Sekunde Glauben schenken würde, hatte er begriffen. Und eigentlich konnte er ihm das noch nicht einmal verübeln.
    Stattdessen setzte er sich hin und versuchte, Bernt Larsson zu erreichen. Endlich bekam er ihn unter einer der Handynummern, die er ihm gegeben hatte, zu fassen.
    »Das ist ja ziemlich schwer, Sie zu erwischen«, sagte er.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe der andere antwortete.
    »Ich weiß nicht. Vermutlich bin ich zu faul, an den Apparat zu gehen.«
    Wieder Schweigen, das Larsson brach.
    »Sie hatten etwas auf dem Herzen! Oder wollten Sie nur meine Stimme hören?«
    Nielsen dachte kurz nach.
    »Ich habe ein paar Fragen«, sagte er zögernd. »Was veranlasste Sie eigentlich zu der Aussage, dass die Härlins etwas mit Anna-Gretas Verschwinden zu tun hatten? Und glauben Sie wirklich, dass es Kaj Härlin war, der vor drei Wochen oben bei Ihnen einen Soloauftritt gehabt hat, nachdem er dreißig Jahre lang unsichtbar gewesen ist?«
    Bernt Larsson lachte. »Das war nicht wenig!«
    Es klang, als würde er aufstehen und im Zimmer auf und ab gehen.
    »Ich weiß nicht«, sagte er dann. »Ich bin vielleicht etwas übereifrig geworden. Habe mich von meiner Phantasie davon treiben lassen. Ich hätte mich da nicht einmischen sollen.«
    »Und wer hätte es sonst sein sollen?«
    »Der auf den Weg sprang mit dem Sack in der Hand? Tja, was soll man da sagen? Es kann irgendeiner gewesen sein, der durch Zufall die Gebeine gefunden hat, etwas merkwürdige Neigungen hat und beschloss, sie mit nach Hause zu nehmen.«
    »Das klingt nicht besonders wahrscheinlich, was?«
    Nielsen konnte hören, wie der andere Luft holte.
    »Nein, aber auf der anderen Seite klingt nichts wirklich wahrscheinlich an dieser Geschichte, oder? Und wie gesagt, ich weiß es einfach nicht. Vielleicht hat es gar keinen Sinn zu spekulieren.«
    »So klang es aber nicht, als ich das letzte Mal mit Ihnen gesprochen habe.«
    »Ich habe meine Meinung eben geändert.«
    »Sie wussten, dass die beiden adoptiert waren«, sagte Nielsen. »Wussten Sie auch, dass die Tochter Härlin ein Flüchtlingskind war? Dass sie mit einer Gruppe von Flüchtlingen aus dem Osten kam?«
    »Ja, ich habe davon

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