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Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Smedberg
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dass er Anna-Greta bereits gegen zwei Uhr vor ihrem Elternhaus abgesetzt hätte! Die anderen Freunde - insgesamt waren sie zu sechst gewesen, fast buchstäblich übereinander im Auto gestapelt - sollten später seine Angaben bestätigen.
    Anna-Greta war ausgestiegen. Einige hatten ihr immer wieder zugeredet, hatten versucht, sie zu überreden, noch mit auf ein Fest zu kommen, das in der Nähe stattfand. Sie aber hatte nur lächelnd den Kopf geschüttelt. Als sie dann schließlich wegfuhren, hatte sie dort gestanden und ihnen hinterhergeschaut.
    Der nächste Nachbar - sein Haus steht nur etwa fünfzig Meter weiter auf der anderen Seite der Straße - war wach gewesen und hatte sie gesehen: die jungen Leute im Wagen. Einige hingen aus den heruntergekurbelten Fenstern, lachten und schrien, und Anna-Greta stand nur wenige Meter von ihnen entfernt an der Auffahrt des Hauses.
    Gegen zehn Uhr war es den Eltern gelungen, den wachhabenden Polizisten in Bräcke davon zu überzeugen, dass etwas Ernstes geschehen sein musste, und am Nachmittag desselben Tages wurde die Suche in die Wege geleitet. Es wurden Suchtrupps mit Freiwilligen aus der Gegend und den verfügbaren Polizisten organisiert. Am Montag stießen Wehrpflichtige des Regiments in Östersund dazu, ebenso wie die Hundestaffel der Hundeschule in Sollefteå. Außerdem brachten Zeitungen sowie das Radio und Fernsehen Suchmeldungen.
    In den folgenden Wochen ging die Suche weiter. Inzwischen rechnete man damit, ihre Leiche zu finden. Dass sie Opfer eines Verbrechens geworden war, davon war man mittlerweile überzeugt. Aber trotz der unglaublichen Bemühungen gab es keinerlei Ergebnisse, die ein wenig Licht in ihr Verschwinden hätten bringen können.
    Nach und nach wurde die Intensität der Suche verringert. Die Ermittlungen wurden zwar nicht eingestellt, aber man sah keinen Sinn mehr darin, den Fall weiter zu verfolgen. In der Zwischenzeit hatte der Vater, Karl-Erik Sjödin, begonnen, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Außerdem schrieb er Leserbriefe an die lokale und überregionale Presse, in denen er die Polizei der Inkompetenz und des Desinteresses am Verschwinden seiner Tochter bezichtigte.
    Beinahe zehn Jahre später geschah etwas, das erneut das Interesse an diesem Fall weckte. In einem anonymen Brief an eine Abendzeitung wurde mitgeteilt, dass sich Anna-Greta Sjödin in Griechenland aufhielte und dort unter einem anderen Namen leben würde, und zwar bereits seit dem Zeitpunkt ihres Verschwindens. Die Angaben erwiesen sich als haltlos, aber in dem Brief gab es einige Details, die darauf hinwiesen, dass der Verfasser das Mädchen gut kannte, was auch die Polizei veranlasste, nach dem Absender zu fahnden, allerdings ohne Erfolg. Wer diesen Brief geschrieben hat, wurde niemals aufgeklärt.
    John Nielsen blinzelte und schüttelte den Kopf.
    »Wie sind die überhaupt auf die Idee gekommen, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen?«
    »Tja, so viele konkrete Anhaltspunkte hatten sie eigentlich nicht, wie sie sagten. Sie hatten den Wagen hin und zurück fahren sehen. Und außerdem haben sie ein paar Nächte im Wald auf der Lauer gelegen, nachdem das mit dem Traktor vorgefallen war - sie waren genervt, ganz einfach, wollten, dass jetzt endlich etwas passiert. Natürlich hätten sie ihn nur beobachten, bewachen und uns dann anrufen sollen, anstatt Sheriff zu spielen. Aber wir hätten wahrscheinlich sowieso keinen Wagen schicken können. Und das wussten sie. So einfach war das!«
    »Und keiner von ihnen hat ihn erkannt?«
    »Nein, nicht mit dem wenigen, was sie gesehen haben. So bald wie möglich werden wir alle Aussagen zu Protokoll nehmen. Aber der Kerl scheint vollkommen unbekannt zu sein. Er kam aus dem Nichts und ist offenbar dorthin zurückgekehrt.«
    »Es könnte doch ein Irrtum gewesen sein«, sagte Nielsen nach kurzem Schweigen. »Jemand, den Panik befiel, als er auf diese Männer stieß...«
    Ivarsson unterbrach ihn mit einem verächtlichen Schnauben.
    »Panik? So panisch wirkte der nun wirklich nicht, wenn man bedenkt, was er danach noch alles anrichten konnte! Zwei Fälle grober Körperverletzung. Meiner Meinung nach sogar sehr nahe an einem versuchten Totschlag. Und hinzu kommt noch der Autodiebstahl. Außerdem trug er den Sack mit den Skelettteilen, oder etwa nicht?«
    John Nielsen holte Luft.
    »Ich habe nur nach einer Erklärung gesucht. Und wir sind ja auch nicht sicher, dass sie es ist. Dass es Anna-Gretas Leiche ist.«
    Ivarsson schnaubte

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