Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Bundespolizei hatte ihn zusammen mit ein paar anderen Typen in den Achtzigern wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung dran, aber er ist freigekommen. Er war ein Schlägertyp, hat man mir gesagt. Einer, der richtig hinlangte. Jetzt ist er zu alt für so was.«
»Und was stellt er jetzt so an?«
»Löst Probleme. Er ist käuflich und kümmert sich um kleine Geschäfte. Er hilft dabei, lästige Probleme verschwinden zu lassen. Egal was, Geldeintreiben, Zwangsräumung, Leute zum Schweigen bringen.«
»Father O’Leary also. Und was hat er gegen Jacob?«
»Er selbst nichts, da bin ich mir sicher. Die Frage ist, wer ihn bezahlt und wofür.«
»Und?«
Duffy zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich jemand, der etwas gegen Jacob hat. Und das ist im Augenblick eine ansehnliche Gruppe von Leuten: alle, die Ben Rifkin gekannt haben, alle, die der Mord wütend gemacht hat – eigentlich alle, die ziemlich einfach ticken.«
»Prima. Und was soll ich machen, wenn er hier wieder auftaucht?«
»Wechsel die Straßenseite und ruf mich an.«
»Und du schickst mir dann die gesammelte Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit?«
»Ich schicke dir die zweiundachtzigste Luftlandedivision, wenn’s sein muss.«
Ich lächelte.
»Ich habe immer noch meine Kontakte«, versicherte er mir.
»Lassen sie dich irgendwann wieder zur CPAC ?«
»Hängt davon ab. Schauen wir mal, was unser Rasputin entscheidet, wenn er Bezirksstaatsanwalt ist.«
»Dafür braucht er vorher aber noch einen richtig dicken Fisch.«
»Stimmt. Und den wird er nicht bekommen.«
»Ach nein?«
»Nein. Ich habe mich ein bisschen um deinen Freund Patz gekümmert.«
»Weil du die Akte geschlossen hast?«
»Das und weil ich mich erinnert habe, dass du mich gefragt hattest, ob es da einen Zusammenhang zwischen Patz und Logiudice gibt und warum Logiudice kein Interesse daran haben kann, gegen ihn zu ermitteln.«
»Und?«
»Vielleicht hat es nichts zu bedeuten, aber es gibt da eine Verbindung. Als Logiudice noch in der Abteilung für Kindesmissbrauch arbeitete, hatte er wegen Vergewaltigung gegen Patz ermittelt. Die Anklage wurde am Ende in Körperverletzung umgewandelt und schließlich fallen gelassen.«
»Und?«
»Vielleicht hat das nichts zu bedeuten. Vielleicht hat sich das Opfer gegen einen Prozess verwahrt oder konnte ihn nicht durchstehen, und dann hat Logiudice die richtige Entscheidung getroffen. Vielleicht war es aber auch anders, und Patz hat danach einen Mord begangen. Jedenfalls keine Werbung für Logiudice.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich kann die Akten der Staatsanwaltschaft nicht einsehen. Mehr konnte ich nicht über den Fall herausbekommen, ohne Misstrauen zu erregen. Nicht viel, aber wenigstens etwas.«
»Vielen Dank.«
»Na ja, mal sehen. Es spielt am Ende auch keine Rolle, ob es so war oder nicht. Es reicht ja schon, wenn man das Ganze vor Gericht kurz erwähnt, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich verstehe, was du meinst.«
»Und wenn Logiudice dafür eins draufbekommt, dann ist das umso besser, nicht wahr?«
Ich lächelte. »Stimmt.«
»Es tut mir leid, Andy.«
»Ich glaub’s dir.«
»Manchmal kotzt mich dieser Job an.«
Wir sahen uns einen Moment lang an.
»Okay, ich lass dich jetzt schlafen. Morgen ist ein großer Tag. Soll ich noch ein bisschen vor der Tür warten, falls dein Freund noch mal vorbeischaut?«
»Nein, nicht nötig, danke.«
»Okay. Bis dann.«
Bevor ich zwanzig Minuten später zu Bett ging, hob ich im Schlafzimmer die Jalousie an und sah auf die Straße hinunter. Genau wie ich vermutet hatte, stand draußen immer noch der schwarze Streifenwagen.
Vierunddreißigstes Kapitel
Jacob war verrückt
Sechster Verhandlungstag.
Als die Sitzung am folgenden Morgen eröffnet wurde, saß ganz hinten Father O’Leary im Saal.
Laurie, grau und niedergeschlagen, wie üblich in der vordersten Reihe der Zuschauerbänke.
Logiudice, dessen Zuversicht durch die Aussagen der professionellen Zeugen Auftrieb erhalten hatte, stolzierte herum. Obgleich die Zeugen während des Prozesses die eigentlichen Stars sind, hat nur der Anwalt, der gerade die Fragen stellt, das Recht herumzuspazieren. Gute Anwälte machen davon wenig Gebrauch, denn sie wollen, dass die Blicke der Geschworenen auf den Zeugenstand gerichtet bleiben. Doch Logiudice tat sich offensichtlich schwer damit, die richtige Position zu finden. Ich nehme an, dass die Aussicht auf die bevorstehende Vernehmung von Zivilzeugen ihn
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