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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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das.«
    Laurie sah zur Seite.
    Jacob warf sich in seinem Stuhl gegen die Lehne. Er wirkte eher entsetzt als gekränkt. Seine Fragen, seine Einwände waren nur ein Mittel, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Er blieb für eine Weile so sitzen, tief in Gedanken versunken. »Ich kann es einfach nicht fassen«, sagte er verwirrt. »Ich kann es nicht glauben. Dass du das getan hast.«
    »Wenn du wütend auf mich bist, weil ich dich angelogen habe, kein Problem, Jacob. Aber ich habe das mit bester Absicht getan. Für dich. Sogar vor deiner Geburt habe ich das nur für dich getan.«
    »Ach Unsinn, das hast du für dich selbst getan.«
    »Auch für mich, das stimmt, aber auch für meinen Sohn, den ich eines Tages haben wollte, damit er es im Leben leichter haben würde. Für dich.«
    »Das war ja kein großer Erfolg.«
    »Doch. Dein Leben war, glaube ich, leichter, als es sonst gewesen wäre. Das hoffe ich. Auf jeden Fall war es einfacher als meines.«
    »Dann schau mal unsere Situation an, Dad.«
    »Na und?«
    Er erwiderte nichts darauf.
    »Jacob, wir müssen mit unseren Worten vorsichtig sein«, warf Laurie mit honigsüßer Stimme ein. »Versuch, deinen Vater zu verstehen, auch wenn du anderer Meinung bist. Versuch, dich in seine Lage zu versetzen.«
    »Du warst diejenige, die gesagt hat, ich hätte das Mördergen, Mom.«
    »Das habe ich nicht gesagt, Jacob.«
    »Du hast es aber gemeint. Hast du doch!«
    »Du weißt genau, dass ich das nicht gesagt habe. Ich glaube nicht einmal daran. Ich habe nur über andere Gerichtsverfahren gesprochen, über die ich gelesen hatte.«
    »Schon in Ordnung, Mom. Es existiert. Wenn du dir keine Gedanken darüber gemacht hättest, dann hättest du den Begriff gar nicht erst gegoogelt.«
    »Es existiert? Woher weißt du das mit einem Mal?«
    »Warum wollen die Leute nur über das Vererben von Begabungen reden? Das würde ich mal gerne wissen, Mom. Wenn ein Sportler ein Kind hat, und das ist gut im Sport, dann hat keiner ein Problem damit, von Vererbung zu reden. Das Gleiche gilt für die Musik oder die Intelligenz. Egal was.«
    »Keine Ahnung, Jacob. Das ist etwas anderes.«
    Jonathan, der lange geschwiegen hatte, sodass ich seine Anwesenheit schon fast vergessen hatte, warf in ruhigem Tonfall ein: »Der Unterschied besteht darin, dass es kein Verbrechen ist, sportlich oder musikalisch oder intelligent zu sein. Wir müssen aufpassen, dass wir Leute nicht dafür hinter Gitter bringen, was sie sind, sondern dafür, was sie tun. Es gibt eine lange schlimme Tradition in dieser Richtung.«
    »Und was ist, wenn das, was ich tue, genau das ist, was ich bin?«
    »Was willst du damit sagen, Jacob?«, hakte ich nach.
    »Was ist, wenn dieses Gen in mir ist und ich nicht dagegen ankomme?«
    »Du hast dieses Gen nicht in dir.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ein langes Schweigen entstand, es waren wahrscheinlich nur zehn Sekunden, die mir aber viel länger vorkamen.
    »Jacob, dieses Mördergen ist nur so ein Begriff. Eine Metapher. Okay?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Du hast das falsch verstanden, Jake. Selbst wenn ein Mörder ein Kind hätte, das seinerseits zum Mörder würde, braucht man keine Genforschung, um einen Zusammenhang herzustellen.«
    »Woher willst du das so genau wissen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, Jake. Glaub mir, ich habe gründlich darüber nachgedacht. Aber es kann einfach nicht so sein: Wenn Yo-Yo Ma einen Sohn hätte, dann könnte sein Sohn trotzdem nicht von Geburt an Cello spielen. Er müsste es lernen, so wie jeder andere auch. Man erbt bestenfalls eine Begabung, eine bestimmte Veranlagung. Was du dann daraus machst, ist deine Sache.«
    »Hast du die Veranlagung deines Vaters geerbt?«
    »Nein.«
    »Woher weißt du das?«
    »Schau mich an, schau mein Leben an. Es ist so, wie Jonathan eben gesagt hat. Du kennst mich, seit vierzehn Jahren. War ich jemals gewalttätig?«
    Er zuckte wieder ungerührt mit den Schultern. »Vielleicht hast du einfach niemals Cellospielen gelernt. Das heißt doch nicht, dass du keine Begabung dazu hast.«
    »Was soll ich dazu sagen, Jacob? Es ist unmöglich, so etwas zu beweisen.«
    »Ich weiß. Das ist auch mein Problem. Wie weiß ich, was in mir steckt?«
    »Da ist nichts.«
    »Ich will dir mal was sagen, Dad: Ich glaube, du hast genau verstanden, wie ich mich gerade fühle. Und ich weiß genau, warum du so lange nichts davon erzählt hast. Nicht wegen der anderen und was die vielleicht von dir denken

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