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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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sitzen.«
    »Versuchen Sie’s. Wir sind hier, um uns gegenseitig zu helfen, nicht, um uns zu streiten.«
    »Es ist einfach genug«, erwiderte ich entnervt. »Bei dieser ganzen Unterhaltung geht es doch nur darum, dass bei Jacob etwas nicht in Ordnung ist. Das ist nicht wahr. Es ist etwas Furchtbares passiert, okay? Etwas sehr Furchtbares. Aber das ist nicht unsere Schuld. Und ganz bestimmt nicht Jakes. Und während ich hier so sitze und zuhöre, kommt mir der Gedanke, worüber zum Teufel reden wir eigentlich? Jacob hat mit dem Mord an Rifkin nicht das Geringste zu tun, aber wir sitzen hier alle herum und tun so, als ob Jake ein Monster oder irgendein völlig durchgedrehter Typ wäre. Das ist er nicht. Er ist ein ganz normaler Junge. Er hat Fehler wie jedes andere Kind, aber mit dem Mord hat er nichts zu tun. Tut mir leid, aber jemand muss Jacob hier verteidigen.«
    »Andy, wenn Sie mal zurückdenken – was fällt Ihnen zu diesen Kindern ein, die in Jacobs Nähe Verletzungen erlitten? Alle diese Kinder, die von Spielgerüsten und Fahrrädern fielen? War das alles nur Pech? Dummer Zufall? Was meinen Sie?«
    »Jacob hatte eine Menge Energie. Er war beim Spielen immer recht rau, das gebe ich zu. In seiner Kindheit konnte man das beobachten. Aber das war auch schon alles, und das war vor Jacobs Zeit im Kindergarten! Im Kindergarten!«
    »Und Wut? Glauben Sie, Jacob hat ein Problem im Umgang mit Wut?«
    »Nein. Jeder wird mal wütend, das muss ja nicht gleich ein Problem sein.«
    »In Jacobs Akte gibt es einen Bericht, in dem steht, dass er in seinem Zimmer mit der Faust ein Loch in die Wand schlug. Sie mussten daraufhin einen Maurer kommen lassen. Das war gerade mal im vergangenen Herbst. Stimmt das?«
    »Schon, aber … wie sind Sie darangekommen?«
    »Über Jonathan.«
    »Das war doch nur für Jacobs Verteidigung gedacht!«
    »Genau darum geht es doch die ganze Zeit, um die Vorbereitung auf seine Verteidigung. Also stimmt das? Hat er mit der Faust ein Loch in die Wand geschlagen?«
    »Ja. Und?«
    »Normalerweise hauen Leute keine Löcher in ihre Wände, oder?«
    »Manchmal schon.«
    »Sie auch?«
    Ein tiefer Atemzug. »Nein.«
    »Laurie hat den Eindruck, dass Sie nicht wahrhaben wollen, dass Jacob gewalttätig sein könnte. Was meinen Sie dazu?«
    »Sie hat den Eindruck, ich würde das verdrängen.«
    »Und?«
    Hartnäckig und melancholisch schüttelte ich meinen Kopf, wie ein Pferd, das in einer engen Box seinen Kopf hin und her schwingt. »Nein, das stimmt nicht, ganz im Gegenteil. Ich bin in diesen Dingen hellwach, Sie kennen meine Familiengeschichte. Mein ganzes Leben –« Ein tiefer Atemzug. »Es lässt einen niemals kalt, wenn Kinder sich verletzen. Auch wenn es sich um einen Unfall handelt – man wünscht sich immer, es wäre nicht passiert. Und es lässt einen auch nicht kalt, wenn das eigene Kind sich … merkwürdig … verhält. Mir war das alles klar, und ich habe mir meine Gedanken gemacht. Aber ich kannte meinen Sohn Jacob, und ich liebte ihn und glaubte an ihn. Und das ist auch immer noch so. Ich halte zu ihm.«
    »Andy, wir halten alle zu ihm. Das ist wirklich unfair! Auch ich liebe ihn. Damit hat das alles nichts zu tun.«
    »Ich habe auch nie behauptet, du würdest ihn nicht lieben, Laurie. Hast du mich das je sagen hören?«
    »Nein, aber du ziehst dich immer genau auf dieses Ich liebe ihn zurück. Natürlich ist das so. Wir beide lieben ihn. Ich behaupte nur, dass man sein Kind lieben kann und trotzdem seine Fehler sieht. Das muss man sogar, denn wie kann man ihm sonst helfen?«
    »Laurie, hast du mich sagen hören, dass du ihn nicht liebst?«
    »Darum geht es nicht, Andy. Du hörst mir nicht zu!«
    »Doch, ich bin nur nicht deiner Meinung. Ohne Grund beschreibst du Jacob als gewalttätig, launisch und gefährlich, und damit bin ich nicht einverstanden. Doch wenn ich das sage, dann wirfst du mir vor, ich sei unredlich und unzuverlässig. Du nennst mich einen Lügner!«
    »Das Wort habe ich nicht in den Mund genommen. Ich hab dich niemals als Lügner bezeichnet.«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Niemand greift dich an, Andy. Es ist doch keine Schande, wenn du zugibst, dass dein Sohn vielleicht Hilfe braucht. Das sagt doch nichts über dich aus.«
    Das hatte gesessen. Denn genau darüber sprach Laurie, über mich. Es ging die ganze Zeit nur um mich. Ich war der einzige Grund, wirklich der einzige, warum man meinen Sohn für gefährlich hielt. Wäre er kein Barber gewesen, hätte niemand seine Kindheit

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