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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hätte den Arzt alarmiert.«
    Der Polizist stand einen Moment lang stocksteif mitten im Hof, starrte vor sich hin und ging rasch zu seinem Kollegen. Dann
     sprach er mit der Haushälterin, sie schüttelte nur den Kopf, sagte aber nichts. Mit dem Kollegen an der Seite war er kurz
     darauf wieder da. »Bitte erzählen Sie noch mal, was Sie mir eben gesagt haben, das von dem Mann, den Sie angeblich haben weglaufen
     sehen. Kannten Sie ihn?«
    Carl verneinte und wiederholte das zuvor Gesagte. Die Polizisten gingen auf Abstand, besprachen sich flüsternd, und der Dünne
     kehrte zurück. »Wenn es so ist, wie Sie sagen, können wir Fremdeinwirkung nicht unbedingt ausschließen. Ist Ihnen bewusst,
     dass dadurch die ganze Angelegenheit   ... «, er blickte zur Toten hin, »   ... dass sie in ein ganz anderes Licht gerät? Wir müssen die Kollegen von der Kriminalpolizei benachrichtigen. Und Sie werden
     sich zur Verfügung halten.«
    »Ich rufe Eisenstadt!«, rief der zweite Polizist und lief zum Streifenwagen.
    »Spurensicherung nicht vergessen!«, rief ihm der Dünne hinterher. »Und Sie, Herr   ..., Sie bleiben hier!«, befahl er energisch. Dann drängte er alle Leute aus der Halle, die sich um den leblosen Körper und
     den Vater versammelt hatten. Auch die laut schluchzende Haushälterin wurde nach draußen |66| bugsiert. Es protestierte nur ein Mann, den Carl als aufgeblasen und ziemlich unsympathisch empfand. Er war vielleicht in
     Marias Alter, eine gewisse Ähnlichkeit war vorhanden, aber vom Gesichtsausdruck her und der Blässe wegen hätte er besser in
     eine Bankfiliale gepasst als in die Kellerei. Er trug einen blauen Blazer mit goldenen Knöpfen, viel zu aufgesetzt für Carls
     Geschmack, und eine beige Hose mit Bügelfalte; das »Gewand« wäre auf einem Seglerball angebracht gewesen.
    »Das ist Cousin Richard«, meinte Karola, die nach einer langen Umarmung von Marias Vater und einem fassungslosen Blick auf
     die zugedeckte Leiche zu Carl trat, den sie von ihrem Treffen im Schloss wiedererkannt hatte. Wer Marias beste Freundin von
     dem Unglück benachrichtigt hatte, entzog sich Carls Wissen. Jedenfalls war sie da und hatte die anderen Frauen der Sieben
     vom Unglück längst in Kenntnis gesetzt. Einige waren auf dem Weg hierher.
    Ihr seid nur noch sechs, dachte Carl, aber er sprach es nicht aus, es hätte zynisch oder gar kaltherzig klingen können. Sein
     Traum lag da unter der grauen Plane. Oder war das mit Maria ein Hirngespinst gewesen? Weshalb liefen ihm denn jetzt die Tränen
     übers Gesicht? Selbstmitleid? Verdammte Scheiße, sie war tot   ...
    Nachdem Karola sich einigermaßen gefangen hatte, konnte sie wieder sprechen, zumindest stockend. »Ich kann Richard genauso
     wenig leiden wie sie.« Karola holte das dritte oder vierte Taschentuch aus ihrer Handtasche, der Lidstrich war völlig verschmiert.
     »Er kann alles, weiß alles besser, er wollte Maria immer wegdrängen   ... « Der Art nach, wie sie ihn anschaute, musste sie ihn zutiefst verabscheuen. Dann sah sie Carl an und blickte kopfschüttelnd
     in die Halle. »Wie Maria da nur runterfallen konnte? Ich fasse es nicht. Sie haben sie gefunden?«
    Jemand tippte Carl leicht von hinten an. »Sie sind der Deutsche, der die Tote gefunden hat?«, fragte ihn eine freundliche
     Stimme.
    |67| Erschrocken fuhr Carl herum und ahnte, dass man ihn soeben »getauft« hatte: »Der Deutsche, der die Tote gefunden hat.« Das
     würde an ihm kleben, solange er im Burgenland blieb, ein Stigma, ein Makel – und das am zweiten Ferientag. Er war zu benommen,
     um sich auszumalen, was noch alles daraus erwachsen könnte.
    Sein Namensgeber war kleiner als er, wirkte unscheinbar, fast ein wenig grau, ein schmales Gesicht mit einer höckerigen Nase
     und einem Mund, als wolle er jeden Moment weitersprechen, was er auch tat. »Ich bin von der Kriminalpolizei – in Eisenstadt
     – die Kollegen haben uns informiert, dass möglicherweise Fremdverschulden vorliegt. Sie sagten   ... ach, entschuldigen Sie, ich sollte mich vorstellen, mein Name ist Fechter, Alois, Kriminalinspektor. Und mein Kollege,
     da drüben«, Carl sah einen stämmigen kurzhaarigen Mittvierziger im Gespräch mit zwei weiteren Männern, die Koffer in den Händen
     hielten. Sie gehörten zur Spurensicherung, wie sich später zeigte. »Das ist mein Kollege, wir ermitteln in so einem Fall immer
     zusammen.«
    »In was für einem Fall?«, fragte Carl verwirrt und schaute über den Hof. Die Halle

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