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Verschwörung beim Heurigen

Titel: Verschwörung beim Heurigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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war jetzt abgesperrt, Cousin Raimund, Roland
     oder Richard, debattierte bereits lautstark mit dem Kollegen von diesem Fechter, Alois. Es ging um den Zugang zur Halle, man
     sei kurz vor der Lese, als wenn ein Polizist aus dem Burgenland das nicht selbst wüsste. Die Lese interessierte diesen Raimund,
     Roland oder Richard weitaus mehr als Marias Schicksal oder der Kreislaufzusammenbruch des Onkels. Geschmacklos. Er sprach
     so laut, dass man einfach hinhören musste.
    »Ich werde mein Handy holen«, sagte Carl zu dem Kommissar, der ihn verständnislos ansah, und schob ihn beiseite.
    »Wo wollen Sie hin? Wo ist Ihr Mobiltelefon?«
    »Ich bin zurückgekommen, weil ich es drüben im Verkostungsraum habe liegen lassen.«
    |68| Der Kommissar hielt Carl mit einem energischen Griff am Arm fest. »Sie waren vorher schon hier? Wann genau?«
    Unwillig machte Carl sich los. »Ich war den Nachmittag mit Maria zusammen, dann bin ich um kurz nach sieben los, um meine
     Frau in Mörbisch abzuholen. Unterwegs habe ich bemerkt, dass ich das Mobiltelefon und meine Mappe vergessen hatte, da bin
     ich umgekehrt und dann habe ich Maria   ... «
    »Das erklären Sie mir mal ganz in Ruhe. Sie waren also der Letzte, der sie lebend gesehen hat?«

|69| 4
    Johanna wusste, wo im Schuppen ihr Surfbrett stand, Hans Petkovic hatte ihr einen Platz für das aufgerollte Segel zugewiesen,
     und ihr Neopren-Anzug hing zum Trocknen auf einem Plastikbügel im Wind. Galant hatte er ihr eine gepolsterte Liege neben den
     Pavillon gestellt, den flachen, rechteckigen Holzbau, wo er »die Bürokratie« erledigte und seine »Gäste« empfing, die bei
     ihm das Windsurfen lernten. Auf dem Schreibtisch stand ein Bildschirm, der Rechner darunter, an den Wänden hingen Schautafeln
     mit Vorfahrtsregeln und Fotos der Cracks, und vor das Panoramafenster mit Blick auf die Bucht hatte er einen Tisch mit drei
     bequemen Stühlen gestellt. Vom Schreibtisch aus überblickte er den Betrieb an seinem Strand und hatte die jungen Hilfslehrer
     unter Kontrolle, die mit nach hinten gedrehten Basecaps, Ohrringen, Dreadlocks und um den Kopf gewickelten Tüchern alle irgendwie
     der Rapper-Szene entsprungen schienen.
    »Kein schlechter Arbeitsplatz«, bemerkte Johanna.
    Besonders wichtig war Hans Petkovic die Espressomaschine auf dem Kühlschrank. »Bei mir gibt’s nur Italienischen, den Schlechten
     gibt’s woanders.«
    Von ihrer Liege aus genoss Johanna den Blick auf die schilfbewachsene Bucht, beobachtete Fähren und Ausflugsschiffe beim Ein-
     und Auslaufen, sah die Segelyachten zurückkehren und amüsierte sich darüber, wie Ausflügler in |70| Tretbooten das Durcheinander komplettierten. Vorhin, auf dem Brett, hatte sie sich noch über die Enge geärgert, der See erreichte
     während der Sommerferien bezüglich der Aufnahme von Wasserfahrzeugen seine Kapazitätsgrenze. Jetzt hörte sie mit halbem Ohr
     dem Theorieunterricht für Fortgeschrittene zu und frischte dabei ihre Kenntnisse auf. Die Liege stand allen im Weg – der Umstand,
     dass Hansi sie eigenhändig dort hingestellt hatte, machte jedem ihre Sonderstellung deutlich. Heute fühlte sie sich bedeutend
     wohler. Sie hatte sich ihre Fahrten gut eingeteilt, eine Kopfbedeckung getragen, war trotz des Muskelkaters nach Gymnastik
     und einer gewissen Gewöhnungszeit wieder gut mit Wind und Wellen zurechtgekommen. Eigentlich hätte sie zufrieden sein müssen,
     zumal Hansi (warum sollte sie ihn nicht so nennen?) jetzt mit Weißwein und Mineralwasser sowie zwei Gläsern erschien und sich
     an ihrer Seite niederließ.
    Er trug ein T-Shirt mit dem Bild eines Windsurfers, der über eine sich brechende Riesenwelle flog. »Hansi’s Surfschule, Neusiedler See« stand
     auf dem Rücken.
    »Ist das nicht ein bisschen zu übertrieben?«, sagte sie schmunzelnd mit Blick auf die sich kräuselnden Wellen der Bucht und
     nahm ein Glas entgegen.
    »Grauburgunder, Pinot Grigio, wie die Italiener sagen, nur ein Gespritzter. Sonst wird man bei der Hitze schnell betrunken«,
     meinte Hansi, als er Johannas verwunderten Blick sah. »Hältst mich wohl für an Geizkragen? Na, das mit dem T-Shirt – den Kids gefällt’s, die finden’s cool. Sie kaufen es, ich krieg’s für vier Euro. Ich verkaufe es für fünfzehn. Jeder, der
     einen Kurs bei mir macht, kauft es – aber dir werd ich eins schenken. Mit Autogramm. Medium?«
    Er ging in den Schuppen und kam mit einem Shirt zurück. »Hier ist Large, kannst es gut wie ein Minikleid

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