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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Gabrielle-Biographie nachzudenken, zu bekräftigen. Zweifellos war es dem exzellenten Wein zu verdanken, daß ihr die Idee nicht von vornherein völlig abwegig erschien.
    Nachdem sie Lunch und Wein genossen und diesem Vergnügen einen Arbeitsnachmittag geopfert hatte, ging Kate in eine vielgerühmte Ausstellung im Metropolitan Museum und lauschte über Kopfhörer den honigsüßen Ausführungen des Kurators dieser hehren Institution.
    Es war daher schon recht spät am Abend, als sich Kate schließ-
    lich mit Mark Hansfords Foxx-Biographie zurückzog. Die Ausgabe, die Pearlstine ihr gegeben hatte, war gerade als Neuauflage zum 11

    zehnten Jahrestag der Erstveröffentlichung erschienen. Im neuen Vorwort des Autors zu dieser Ausgabe hieß es, die Erstveröffentlichung seiner Biographie wäre fast mit dem fünfundzwanzigsten Jahrestag des Erscheinens von ›Ariadne‹ zusammengefallen. Daß die Biographie dann pünktlich ein Jahr später erschienen sei, habe er Dorinda Goddard Nicholson zu verdanken, der er die Erstausgabe gewidmet habe. Ihre großzügige Unterstützung habe es ihm ermöglicht, seine Biographie zu einem schnellen, und wie er hoffe, guten Ende zu bringen. Dorinda Goddard Nicholson, erklärte er, sei die Nichte von Emmanuel Foxx’ Schwiegertochter und besitze die meisten Fotos der Familie Foxx. Mit dem Entschluß, diese Jubiläumsausgabe seiner Frau Judith zu widmen, wolle der Autor in keiner Weise die Verdienste von Dorinda Goddard Nicholson schmälern. Dem neuen Vorwort folgte ein Abbildungsverzeichnis, und die Fotos waren in der Tat das Herz des Buches. Sie stammten allesamt aus der Sammlung von Dorinda Goddard Nicholson und waren zum größten Teil auch von ihr aufgenommen worden. Einige wenige waren eine Leihgabe von jemand namens Anne Gringold, die ihrerseits vor vielen Jahren Mitglieder der Familie Foxx fotografiert hatte. Kate fand die Namen und Verbindungen verwirrend, beschloß aber, die Lösung dieses Puzzles auf später zu verschieben.
    Die Fotos waren in der Tat herrlich und fast alle Erstveröffentlichungen. Eines stach besonders hervor: Ein Porträt von Emmanuel Foxx aus dem Jahre 1926, aufgenommen von einem damals bekannten Fotografen, den Sig Goddard, Dorindas Vater, beauftragt hatte.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Foxx natürlich bereits einen Namen und war schon oft fotografiert worden, aber dieses besondere Foto fing seine Persönlichkeit auf so einzigartige Weise ein, wie es selbst berühmten Malern selten gelingt. Hansford erklärte, es sei nicht schon früher veröffentlicht worden, weil Foxx das Foto nicht gemocht und fast alle Abzüge zerstört habe. Ein einziger habe sich noch im Besitz von Sig Goddard gefunden. Kate fragte sich, was die Goddards bewogen hatte, jetzt damit herauszurücken. Vielleicht war das Foto erst vor kurzem in irgendeiner Schublade wiederentdeckt worden? Kate konnte verstehen, warum Foxx das Foto nicht gemocht hatte. Es war kurz vor dem Erscheinen von ›Ariadne‹ aufgenommen, als Foxx bereits einen Ruf hatte, aber noch nicht so be-rühmt war wie nach der Veröffentlichung jenes Meisterwerks. Einige Kapitel aus dem Roman waren bereits in Avantgarde-Zeitschriften vorabgedruckt worden und die Erwartungen aufs höchste gespannt.
    12

    Foxx hatte sein berühmtes Löwenhaupt (seine Haarmähne war in der Tat beachtlich) zurückgeworfen, die Beine übereinandergeschla-gen und die Hände verschränkt wie ein Kämpfer, der sich selbst zu seinem Sieg gratuliert. Der Stuhl, auf dem Foxx saß, wirkte wie ein Thron, und Foxx strahlte abgrundtiefe Selbstzufriedenheit aus – so etwa mochte Mephistopheles nach seinem Handel mit Faust ausge-sehen haben. Mit dem Wissen um Foxx’ großen literarischen Erfolg, der sich nur ein Jahr nach diesem Foto einstellte, wirkte die bombas-tische Pose keineswegs fehl am Platz. Inzwischen war Foxx seit fünfzig Jahren tot. Daß er seinen unsterblichen Ruf als großer Schriftsteller vorausgeahnt zu haben schien und sich nicht in demü-
    tiger Bescheidenheit geübt hatte, sprach nur für seine Hellsicht. Aber zum damaligen Zeitpunkt mußte das Porträt überheblich wirken.
    Andere vom selben Fotografen aufgenommene Fotos waren, als Hansford seine Biographie veröffentlichte, bereits bekannt, und er hatte nur eines von ihnen in den Band aufgenommen: ein Foto von Gabrielle, auf dem sie etwas linkisch an einem Fenster steht und ins Freie schaut, als wolle sie dem Fotografen ausweichen.
    Kate studierte Gabrielles Gesicht. Hansford hatte die Fotos

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