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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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und er bekam die Fotos.
    Wirst du Hansford ihr gegenüber erwähnen?«
    »Nur, wenn sie ihn erwähnt«, sagte Kate. »Mit ein bißchen Glück bleibt es mir erspart, ihn noch einmal zu sehen. Jedenfalls braucht man nicht viel Phantasie, um sich den Rest der Geschichte auszumalen: Seine Liaison mit Dorinda brachte Hansford die exzellenten Fotos für sein Buch ein, seiner Ehe tat sie aber wohl alles andere als gut, und Judith gab ihr Gabrielle-Projekt nur um den Preis einer Versöhnung auf. Mark Hansford, so kann man schließen, gab wohl seinerseits Dorinda auf: Die Jubiläumsausgabe zum zehnten Jahrestag der Erstveröffentlichung ist seiner Frau gewidmet.«
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    K ate ging davon aus, daß Dorinda mit Mark Hansford so gründlich fertig war wie er mit ihr. Vielleicht hatte sie keine Lust, je wieder über die Foxx’ zu sprechen, vielleicht tat es ihr aber auch gut, so ein Gespräch mit jemand anderem als Hansford zu führen. Wie dem auch sei, dachte Kate, ich werde mit Dorinda beginnen. Sie verspürte den starken Wunsch, Anne erst zu treffen, wenn ihr Freisemester wirklich begonnen hatte. Außerdem war ihr zu Ohren gekommen, daß Anne sich im Moment im Ausland aufhielt und Nellie, wenn Kates Informationen stimmten, ohnehin die meiste Zeit im Ausland lebte. Dorinda wohnte hier in New York. Und die Frage, ob ihr Techtelmechtel mit Mark Hansford ihr die ganze Emmanuel-Foxx-Geschichte und alles, was damit zusammenhing, verleidet hatte, die konnte nur Dorinda selbst beantworten. Kate beschloß, sie nicht schriftlich um ein Treffen zu bitten, denn nach dem Bild, das sie sich aufgrund der spärlichen Informationen gemacht hatte, wäre Dorinda wahrscheinlich eher spontan zur Kooperation bereit als nach länge-rem Nachdenken oder, noch schlimmer, nach Beratung mit ihrem Gatten. Gatten neigten dazu, zur Vorsicht zu mahnen. Kate wußte noch nicht, daß dieser besondere Gatte die Vorsicht in Person war.
    Dorindas Reaktion auf Kates Anruf war eindeutig schroff:
    »Wenn es Ihnen um Fotos geht, die sind schon alle veröffentlicht; und ich wüßte beim besten Willen nicht, was ich Ihnen sonst noch erzählen soll.«
    »Wären Sie trotzdem so freundlich, sich mit mir zu treffen?«
    fragte Kate. Sie hoffte, ihre Stimme klang nicht zu verzagt; klägliches Bitten lag Kate nicht. »Es wäre mir eine Freude, Sie zum Lunch einzuladen.«
    Es entstand eine lange Pause, während der Dorinda sich vielleicht sagte, daß ein Lunch mit einer Frau zwar keine großen Abenteuer bereithielt, aber auch keine großen Enttäuschungen. Es konnte für Kate nur von Nutzen sein, daß sie bald eine kleine Lektion lernen sollte: Die Tatsache, daß sie die Gedanken eines Herrn wie Professor Hansford lesen konnte, bedeutete noch lange nicht, daß sie auch nur halb so klug war, wenn es um Dorinda ging. Frauen, die gelegentlich mit etwas dümmlichen Männern ins Bett gehen, sind nicht notwen-digerweise selbst etwas dümmlich.
    Dorinda nahm die Einladung an. Uhrzeit, Datum und Ort wurden 85

    verabredet, und Kate fing sofort an, darüber nachzubrüten, welche Fragen sie Dorinda stellen sollte. Aber es war nicht leicht, sich Fragen an eine Frau auszudenken, der schon alle Fragen gestellt worden sind, die die Nase voll vom Thema Foxx hatte und die, wie die meisten Frauen ihrer Generation, wahrscheinlich ohnehin wenig Sinn darin sah, sich mit einer anderen Frau auseinanderzusetzen.
    Wie Kate bald feststellen sollte, tat sie Dorinda unrecht. Dorinda mochte über Sechzig sein, aber sie war nicht über den Punkt hinaus, wo man überraschende Entwicklungen begrüßt. Trotzdem verströmte sie vor allem Ungeduld, als Kate und sie sich setzten. Da Kate das Restaurant ausgewählt hatte, war ihr nicht wichtig gewesen, ob es sich um ein italienisches, chinesisches oder mexikanisches handelte.
    Es sollte nur ruhig, der Abstand zwischen den Tischen groß und die Kellner unaufdringlich sein. Dorinda lehnte einen Aperitif ab und begann sofort damit, das Brot auszuweiden.
    Kate mußte an Annes Bericht denken und stellte erfreut fest, daß die Frau ihr gegenüber immer noch jene Dramatik und Lebhaftigkeit ausstrahlte, die Anne beschrieben hatte. Auch die feingeschnittenen Züge waren unverkennbar: die hohen Wangenknochen, die tieflie-genden blauen Augen, das feine, leicht zerzauste Haar. Mit ihren Falten, Krähenfüßen und schweren Augenlidern wirkte Dorinda auf Kate fast wie eine junge Schauspielerin, die man auf alte Frau ge-schminkt hatte. Die immer noch schlanke Dorinda, die in

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