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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Eleanor müde wurde. Daß sie plötzlich wieder von Dorinda sprach, war an sich schon ein Zeichen ihrer Ermüdung. Kate erhob sich. Sie spürte, daß Eleanor dieses Mal noch wach sein wollte, wenn sie ging. Sie wollte noch Herrin ihrer selbst sein und nicht, wenn auch nur vorüberge-hend, in den Händen des Todes oder sonst jemandes.
    Kate sagte Eleanor auf Wiedersehen – mit mehr Gefühl, als sie sich erinnerte, je bei einem Abschied empfunden zu haben. Es war nicht Trauer, denn wer wollte wegen des gnädigen Todes einer Frau in diesem Alter traurig sein? Eleanor war bei klarem Verstand, und blieb ihr das Glück hold, würde sie schnell und sanft einschlafen.
    Kate wünschte, sie wären sich früher begegnet. Eleanor kennengelernt zu haben, empfand sie als Segen – vielleicht den größten, den ihr die Beschäftigung mit Gabrielle eingebracht hatte.
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    K ate hatte gerade recht unentschlossen ein Verzeichnis Londoner Hotels durchgesehen, als Anne anrief und sagte, sie habe ein Haus in Highgate zur Verfügung. Sie selbst wolle drei Wochen dort wohnen, und Kate könne so lange bleiben, wie sie wolle. Zu dem Haus gehörten Katze und Garten, um beide würde Anne sich kümmern. Sie hoffe nur, Kate habe keine Abneigung gegen Katzen.
    Die hatte Kate nicht, im Gegenteil, sie mochte Katzen sogar, solange sie nicht auf Dauer mit ihnen leben mußte. Aber kannte Anne Besitzer und Haus?
    O ja. Anne hatte schon früher dort gewohnt. Es sei wirklich hübsch, mit zwei Stockwerken und zwei Bädern, allerdings einer sehr unmodernen Küche. Aber sie konnten ja auswärts essen. Einen Nachteil gebe es, und der sei eher grotesk. Die Versicherung bestehe darauf, daß, wenn die Bewohner das Haus verließen, jeder einzelne Raum abgeschlossen würde. Das war fürchterlich lästig, aber Anne habe sich bei all ihren Besuchen dareingefügt. Sie persönlich be-zweifle zwar, ob irgendein anderer Bewohner sich um die Anordnung schere, aber ihre Freundin sei eben sehr heikel in diesem Punkt.
    Was, fragte Kate, tue denn die Freundin sonst noch, außer daß sie ein hübsches Haus in Highgate bewohne?
    Sie sei Sängerin – trete in Opern, Konzerten und Liederabenden auf und spiele außerdem Waldhorn. Kate würde sie ganz bestimmt mögen, sie aber kaum zu Gesicht bekommen, praktisch nur, um guten Tag und auf Wiedersehen zu sagen.
    Und wußte die Freundin von Gabrielle?
    Nein. Anne hatte sie ihr gegenüber nie erwähnt.
    Blieb also nur noch, Datum und Uhrzeit des Flugs festzulegen.
    Ihre Ankunft mußte auf die Abreise von Annes Freundin abgestimmt werden. Sie mußten früh genug ankommen, daß die Freundin die Schlüssel übergeben, und, wie Anne sie kannte, noch einmal alle Anweisungen für Garten, Katze, Müllabfuhr und das Abschließen der Innenräume wiederholen konnte. Sie war eine wundervolle Person, Annes Freundin, nur eben, wie schon erwähnt, etwas heikel. Sie würden es dort bequem haben und genügend Platz, um sich mit Gabrielles Papieren auszubreiten. Es gab einen Bus ins Stadtzentrum, verschiedene Läden in der Nähe und ein schönes Pub im angrenzen-den Hampstead, sehr praktisch, falls Kate englisches Bier, die engli-143

    sche Version von Bauernfrühstück und Käse mit Pickles und Weiß-
    brot so gern mochte wie Anne. Kate sagte, das sei ganz nach ihrem Geschmack, schließlich sei sie ja bekannt dafür, daß sie sogar hin und wieder ein »Ei im Schlafrock« nicht verachte.
    Nachdem sie nach einem nicht allzu schrecklichen Nachtflug in Heathrow gelandet waren, die Flughafenarbeiter ausnahmsweise nicht streikten und sogar der Pendelverkehr funktionierte, stiegen Kate und Anne in den Bus zur Victoria Station und nahmen von dort ein Taxi nach Highgate. Kate war schon immer eine glühende Ve-rehrerin der Londoner Taxis gewesen. Wenn sie sich je in ihrem Leben beinahe wie eine Königin fühlte, so erzählte sie Anne, dann in diesen schwarzen hohen Vehikeln.
    Annes Freundin erwartete sie schon und riß die Tür mit lautem Begrüßungsjubel auf. Sie war, wie Anne, Mitte Sechzig, und strahlte ebenfalls jene Energie und Überschwenglichkeit aus, die wir, dachte Kate, so gern ausschließlich der Jugend zuschreiben. Tatsächlich hatte Kate eine jüngere Frau erwartet – wohl wegen des Waldhorns.
    Sie mochte Annes Freundin auf Anhieb. Sie führte sie jetzt schnell durchs Haus, gab ihre Instruktionen und wies auf die Annehmlich-keiten und Attraktionen der näheren Umgebung hin, darunter die Gräber von Marx und George Eliot. Nachdem sie

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