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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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    »Faszinierend. Haben Sie vor, mit einer Doppelaxt unsere Arbeit zu erledigen? Ich möchte wirklich nicht ungeduldig klingen, Kate, aber selbst wenn die Doppelaxt ein zweischneidiges Schwert wäre, müßten wir die verdammten Seiten immer noch in irgendeine Ordnung bringen.«
    »Wie wahr! An die Arbeit also, wie Sie so weise vorschlagen.
    Mit meinen umständlichen Ausführungen wollte ich ja auch nur darauf hinweisen, daß die Griechen die matriarchalische Kultur Kretas in eine patriarchalische verwandelten, und zwar nicht nur in Wirklichkeit, sondern auch in der Überlieferung. Die Griechen schrieben Kretas Geschichte, das heißt seine Mythen, um. Vielleicht können wir Gabrielles Seiten in die richtige Reihenfolge bringen, wenn wir einen Hinweis, einen Faden, wenn Sie so wollen, haben, der uns durch das Labyrinth ihrer Ideen führt.«
    »Das kein Labyrinth ist, sondern eine Doppelaxt.«
    »Und wahrscheinlich nie ein Labyrinth im Foxxschen Sinne war, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, daß die patriarchalischen Griechen auf Kreta einer Natur und Kultur begegneten, die ihnen Rätsel aufgab. Verstehen Sie mich nicht falsch, vielleicht stimmt kein einziges Wort von all diesen Theorien, aber ich glaube, wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, wie Evans’ große Entdeckungen in Knossos interpretiert wurden.«
    »Und was war der Minotaurus demnach – eine griechische Interpretation von – ja, von was zum Beispiel?«
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    »Naheliegend ist, daß die Stier-Götter die Gefährten der Königin von Knossos waren und hinter der ganzen Pasiphae-Geschichte nur wieder einmal die männliche Sicht steckt, nach der Frauen entweder lüsterne Monster oder reine Himmelsköniginnen sind.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Anne. »Und wie steht’s mit dem Sei-tensortieren? Ich glaube allmählich, Ihr Akademiker wollt lieber herumsitzen und reden als irgend etwas in Angriff nehmen.«
    »Natürlich«, sagte Kate. »Wozu ist das Leben sonst da? Schon gut, schon gut, ich bin gleich dabei. Wenn ich nur noch John May-nard Keynes zitieren darf, dann verspreche ich, still und fleißig vor mich hinzuarbeiten, bis ich den Befehl bekomme aufzuhören.«
    »O Gott«, seufzte Anne. »Wenn es denn sein muß.« Sie lehnte sich dramatisch in ihrem Stuhl zurück, lächelte aber, um ihren Worten den Stachel zu nehmen. Sie saßen immer noch am Frühstücks-tisch und blickten in den Garten hinaus, der, wie Kates Ideen, zu weniger zermürbender Betätigung verlockte.
    »Keynes sagte«, zitierte Kate und starrte die Decke an, »
    ›Seien sie (Ideen) nun richtig oder falsch, so haben sie doch mehr Kraft, als ihnen gemeinhin zugestanden wird. Im Grunde wird die Welt von kaum etwas anderem regiert. Pragmatiker, die sich einbilden, von jeglichen intellektuellen Einflüssen unberührt zu sein, sind zumeist die Sklaven irgendeines verstor-benen Ökonomen.‹«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Anne knapp und stand vom Tisch auf. »Zuerst die Seiten, Ideen und Doppeläxte später –
    womit ich natürlich nicht bestreiten möchte«, fügte sie hinzu und klopfte Kate ermunternd auf die Schulter, »daß Ihre Ideen oder die von Evans, Campbell oder gar Keynes nicht vielleicht den entschei-denden Hinweis enthalten, den wir am Ende brauchen.«
    Sie arbeiteten stundenlang, lasen einander die Seiten vor, versuchten dann, sie Kapiteln zuzuordnen, und orientierten sich immer dort, wo es angemessen und hilfreich schien, am Aufbau von Foxx’
    Roman. Kate konnte nicht vollständig davon abgehalten werden, Bemerkungen und Beobachtungen zum besten zu geben – wie beispielsweise die, wie ärgerlich es doch sei, daß Gabrielle Foxx’ Ro-manaufbau gefolgt sei, aber eins sei schließlich nicht zu bestreiten: Wenn man etwas umschrieb, mußte man auf dem aufbauen, was vorhanden war, so wie die Griechen auf den kretischen Mythen und Geschichten aufgebaut und sie umgeschrieben hatten – und Anne, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Kate zu ignorieren oder 156

    abzukanzeln, war schließlich damit einverstanden, ihr einen Kommentar pro Stunde zu gestatten – wenn sie ein Pauschen machten, sich flach auf den Boden legten und ihre schmerzenden Rücken entspannten. Kate fügte sich und sagte, die Disziplin, nur eine Bemerkung pro Stunde von sich geben zu dürfen, empfinde sie als heilsam.
    Sie kamen entmutigend langsam voran. Sie waren müde, wurden von stechenden Schmerzen attackiert und von jenen bösen Kobolden heimgesucht, die über alle Menschen herfallen,

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