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Verschwoerung der Frauen

Verschwoerung der Frauen

Titel: Verschwoerung der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sagte er. »Phil interessiert sich für nichts Geschriebenes, es sei denn, es handelt von Fußball oder Rockmusik, aber wahrscheinlich noch nicht einmal dann. Er ist glücklich, wenn er Überstunden machen kann, indem er Ihnen hilft. Aber alles Geld der Welt könnte ihn nicht bewegen, auch nur ein Wort von dem zu lesen, was Sie dort haben, und selbst wenn er es wollte, bin ich mir nicht sicher, ob er es könnte. Phil ist ein Techniknarr, und die geschriebene Sprache gehört für ihn der grauen Vorzeit an. Alles, was nicht mit Elektronik, Mechanik oder Sport zu tun hat, läßt Phil kalt. Sie können sich ja neben ihn stellen, während er kopiert, und ihm jede Seite des Originals aus den Händen reißen, sowie er sie fertig hat – falls Sie das beruhigen sollte.«
    »Sie fragen sich bestimmt, was das ganze Theater soll«, sagte Kate. Schließlich war er ein Kollege, vielleicht sogar ein Freund von Reed, und es war wohl an der Zeit, ihre kindische Nervosität zu unterdrücken und die souveräne Frau und Professorin zu spielen.
    »Reed hat mich wissen lassen, was wir hier kopieren und aufbewahren sollen«, sagte der Anwalt. »Aber jetzt gehen Sie hin und bringen die Kopiererei hinter sich, und ich warte hier auf das Original. Vielleicht hätten Sie beide dann Lust, mit mir essen zu gehen?«
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Kate und blickte zu Anne, die 161

    den Kopf schüttelte. »Aber ich fliege morgen sehr früh nach New York zurück, und Anne ist sehr müde, ich übrigens auch. Aber vielen Dank für die Einladung.«
    Und sie kehrten zu Phil zurück, der schon ungeduldig wartete, seinen Job zu erledigen, der ihn, wenn auch gut bezahlt, noch Stunden hier festhalten würde. Kate und Anne legten das Manuskript ordentlich aufeinandergestapelt neben ihn – sie hatten inzwischen die Seiten von Anfang an durchnumeriert – und beobachteten ihn, wie er mit einer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit arbeitete, die in der Tat atemberaubend war. Vor ihren Augen verwandelten sich Gabrielles kostbare Geheimpapiere in etwas Öffentliches, fanden schon jetzt sozusagen Eingang in den Literaturfundus der letzten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Phil arbeitete sorgfältig, aber als er eine Seite ein bißchen grob anfaßte und sie hörten, wie diese leicht einriß, stockte ihnen der Atem, so als hätte er ihnen selbst etwas zuleide getan. »Kann passie-ren«, sagte Phil im herrlichsten Cockney-dialekt, aber keineswegs unfreundlich. Zweifellos hielt er sie beide für zwei übergeschnappte Tanten, eine alt, die andere kurz davor, die wegen eines Haufen Papiers ein Theater machten, als wären es echte Geldscheine. Phil zuckte die Achseln. Frauen, die weit über Zwanzig waren, beflügelten weder sein Interesse noch seine Phantasie: Man bezahlte ihn, er machte seine Arbeit, und dann ab ins wirkliche Leben!
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit beendete er seinen Job. Anne hatte große Umschläge mitgebracht, um die für New York bestimmten Kopien zu versenden, zwei per Post, eine per Kate. Das Original wurde sorgfältig verpackt und dem netten englischen Anwalt übergeben, in dessen Büro sie sich verabschiedeten. Wieder preßte Kate ihr Exemplar an die Brust, aber nun nicht mehr so ängstlich. Sie bedankten, sich überschwenglich bei dem Anwalt, wobei die Erleichterung ihre Dankbarkeit schon fast ins Unangemessene steigerte, und tauchten in den Londoner Abend ein.
    Die erste Phase der Wiederauferstehung von Gabrielles Papieren war abgeschlossen! Kate fragte sich, ob sie es sich so vorgestellt hatte, natürlich nicht die Kopiererei, sondern die ersten Stationen auf dem Weg zur Veröffentlichung. Danach befragt, sagte Anne, während Phil kopierte, habe sie ständig das Gefühl gehabt, Gabrielle sei zugegen – im Geiste natürlich.
    »Natürlich«, sagte Kate, die einem Taxi zuwinkte, das, wie durch ein Wunder, direkt vor ihnen einen Fahrgast absetzte. Nachdem sie 162

    die Kopien im Haus verstaut und die Katze in den Garten gelassen hatten, gingen sie zu einem letzten Drink in »ihr« Pub in Hampstead.
    Kate hatte ein richtiges Restaurant vorgeschlagen, aber Anne wollte ihrer inzwischen eingespielten Routine treu bleiben, und Kate gab ihr recht. Es würde ohnehin eine Weile dauern, bis sie wieder in den Genuß eines zünftigen Steak-and-Kidney-Pies käme, von einem guten englischen Bitter ganz zu schweigen.
    Während Kate und Anne ihr letztes gemeinsames Mahl einnah-men, rief der Londoner Anwalt Reed an, der gerade ins Bett wollte,

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