Verschwörung der Sieben
irgend jemandem etwas erzählen kann, Sir.«
»Trotzdem werden wir sicherstellen müssen, daß es lange genug so bleibt, nicht wahr, Major?«
Der Mann im Hintergrund umklammerte die mit abgestoßenem roten Velours verkleidete Lehne des Sitzes vor ihm. Jedes Detail wies ornamentale Verzierungen auf, und der Saal strahlte eine Atmosphäre aus, als habe man einfach ein altmodisches Kino hierhergeschafft. Holzverkleidungen mit handgeschnitzten Pilastern und Simsen bedeckten die Wände. Die Decke war im neopompejanischen Stil bemalt, Arabesken und Blumengirlanden wanden sich um Götter und Göttinnen.
»Und was ist mit dem Ort selbst?« wollte er wissen.
»Alle Berichte bestätigen, daß er sauber ist, Sir. Nicht die geringste Spur. Sämtliche Tests wurden mit absoluter Sorgfalt durchgeführt. Ich glaube nicht, daß wir in dieser Beziehung irgend etwas zu befürchten haben.«
»Ich nehme an, wir dürfen uns deswegen glücklich schätzen. Wie steht es mit der Absicherung vor gegnerischer Beobachtung?«
»Wir überwachen das Gebiet genauestens, Sir, und wenn wir es schaffen, den Ersatz in die Stadt zu bringen, bevor die Highway Patrol wieder auftaucht, dürften da keine Probleme entstehen.«
»Wie lange wird das Ihrer Ansicht nach dauern, Major?«
»Äußerstenfalls bis morgen nachmittag, Sir.«
»Sehr gut. Halten Sie mich auf dem laufenden.« Er schien das Gespräch beenden zu wollen, doch dann kam ihm noch etwas anderes in den Sinn. »Natürlich erlauben uns die anderen Ereignisse des Tages, ein Problem aus der Welt zu schaffen, das uns schon seit einiger Zeit quält. Sie wissen, wovon ich spreche, Major.«
»Ich habe die entsprechenden Befehle bereits erteilt, Sir.«
»Genau nach meinen Anweisungen, hoffe ich.«
»Natürlich, Sir. Buchstabengetreu.«
»Ich möchte die Möglichkeit haben, ihr gegenüber Wiedergutmachung zu leisten. Soviel bin ich ihr schuldig.« Die Gestalt im rückwärtigen Teil des Vorführraums erhob sich und zeichnete sich als Silhouette ab. »Also schön, dann …«
»Sir?«
»Ach, richtig, Major. Da war noch etwas.« Zögernd setzte er sich wieder.
»Etwas sehr Dringendes, fürchte ich, Sir.«
Auf ein Zeichen hin erloschen wieder alle Lampen in dem Kinosaal. Auf der zweieinhalb mal vier Meter großen Leinwand an der Stirnseite des Saals tauchte ein Bild auf, das einen schmalen Ausschnitt der Lexington Avenue in New York zeigte. Eine Reihe von Fußgängern passierte eine Menschentraube, die sich bei einem Obststand vor dem Alexander's zusammendrängte.
»Wir haben dieses Band bei einem Touristen konfisziert, der zufällig zum Zeitpunkt des Zugriffs gefilmt hat.«
»Ein ziemlich armselig durchgeführter Zugriff, bei dem das Material, auf das es uns ankam, möglicherweise in den falschen Händen gelandet ist.«
»Streichen Sie das Wort ›möglicherweise‹, Sir.«
»Major?«
»Ich glaube, wir haben das Material lokalisiert, Sir. Ich lasse das Band bis zur fraglichen Stelle vorlaufen.«
»In Ordnung«, erwiderte die Stimme aus der hinteren Reihe, die jetzt besorgt klang.
Die Bilder auf der Leinwand liefen wieder mit normaler Geschwindigkeit. Eine Frau und drei Kinder blickten lächelnd in die Kamera und winkten. Ihre Lippen bewegten sich, aber man konnte nicht verstehen, was sie sagten. Plötzlich durchquerte ein Mann dicht vor dem Kameraobjektiv das Bild und verdeckte die Familie. Der Major fror den Film kurz auf den verdutzten Gesichtern der Mutter und der Kinder ein und ließ ihn dann in Zeitlupe zurücklaufen. Als sich der Fremde, der nur von der Hüfte aufwärts sichtbar war, genau in der Bildmitte befand, hielt er den Film abermals an. Trotz der Bewegungsunschärfe ließ sich erkennen, daß der Mann breitschultrig gebaut war und einen Bart trug.
»Sir, dieser Mann entspricht der Beschreibung eines der Schützen, von denen unsere Leute in Bloomingdale's eliminiert wurden. Es ist uns mittlerweile gelungen, aufgrund einer Computeranalyse dieses Bildes eine positive Identifikation zu erhalten.« Der Major hielt kurz inne. »Der Name dieses Herrn lautet Blaine McCracken.«
Der Mann im Hintergrund erhob sich, um das Bild genauer zu betrachten. »Sollte mir der Name irgend etwas sagen, Major?«
»Das sollte er allerdings, Sir«, erwiderte der andere Mann. Und dann begann er zu erklären.
ZWEITER TEIL
DIE SCHLÜSSELGESELLSCHAFT
NEW YORK CITY
Dienstag, 9 Uhr
Kapitel 9
Sal Belamo arrangierte das Treffen für McCracken von seinem Krankenbett im Grand Hyatt aus. Dank der
Weitere Kostenlose Bücher