Verschwörung der Sieben
Schußwunde, die er sich am vergangenen Nachmittag eingefangen hatte, und einer unruhigen Nacht fühlte er sich steif und zerschlagen. Er schnitt eine Grimasse und schluckte zwei Percodan-Tabletten ohne Wasser.
»Wenn du mich fragst, kann man sich viel zu leicht an diesen Mist gewöhnen.«
»Was hat dein Gewährsmann über die Leichen erzählt?« erkundigte sich McCracken.
»Gar nichts. Wollte am Telefon nicht reden, nicht einmal, als ich ihm sagte, es ginge nicht anders. Er meinte, entweder persönlich oder ich soll mich zum Teufel scheren.«
»Hast du ihm gesagt, daß ich hingehe?«
Belamo grinste, während sich sein Blick langsam trübte. Die Tabletten begannen zu wirken. »Ich habe ihm gesagt, er soll nach einem Burschen Ausschau halten, der ungefähr so gut aussieht wie ich vor zehn Jahren.«
McCracken legte die kurze Strecke vom Hyatt bis zum Broadway Deli auf der Forty-second Street, wo Sergeant Ed Reese ihn erwartete, zu Fuß zurück. Blaine hätte Belamos Beschreibung gar nicht gebraucht, um den Cop zu erkennen – ein fetter Mann in einer billigen Khakijacke, der auf einem Hocker am Tresen saß und zur Tür sah, als er das Deli betrat. Der Mann warf McCracken einen desinteressierten Blick zu und wandte sich dann wieder seinem marmeladegefüllten Doughnut zu, der auf dem Weg zu seine Lippen kräftig tropfte. Er spülte den Bissen mit einem mächtigen Schluck Kaffee hinunter, wobei ein Teil der Flüssigkeit auf dem Unterteller landete. Reeses Haar lag vorn glatt an, stand aber am Hinterkopf senkrecht hoch. Der Mann wirkte müde und abgespannt, aber auch vertrauenswürdig.
McCracken war noch einen Schritt von Reese entfernt, als der Cop ihm abermals einen beiläufigen Blick schenkte und dann das Wort an ihn richtete.
»Der alte Sal hat sich anschießen lassen, wie?«
»Stimmt.«
»Ist nicht das erste Mal.«
Reese rückte seinen Körper auf dem Hocker zurecht, wobei die Fettmassen in Bewegung gerieten.
»Mich hat's in Korea erwischt«, meinte er und klopfte sich auf den oberen Teil des linken Schenkels. »Genau hier an der Hüfte. Ein paar Splitter stecken noch drin. Die blöden Ärzte haben nicht alles rausgeholt.«
»Sie kennen Sal aus Korea?«
Der Polizist schüttelte heftig den Kopf. »Teufel, nein. Er war damals mit einem ganz anderen Spiel beschäftigt, und darauf verstand er sich sehr viel besser als ich. Und Sie?«
»Vietnam.«
»Dachte ich mir schon. Na ja, ich habe den kleinen Sal erst später kennengelernt, damals, als er boxte. Habe auf die beiden Kämpfe gegen Carlos Monzon gewettet.«
»Da müssen Sie ja Ihr letztes Hemd verloren haben.«
»Ganz und gar nicht. Ich habe auf Monzon gesetzt. Er hatte noch nie einen Kampf verloren, und ich ahnte schon, daß nicht ausgerechnet der kleine Sal derjenige sein würde, der ihn zum ersten Mal auf die Matte legt.« Reese stopfte sich den Rest den Doughnuts in den Mund, kaute mit schnellen Kieferbewegungen, schluckte und warf dann einen Blick auf die Uhr. »Tut mir leid, aber ich muß gleich wieder weg.«
»Haben Sie die beiden Schützen identifiziert, die wir erledigt haben?«
»Nein, und das werden wir auch nicht.« Reese hielt inne, sah sich um, ob irgend jemand ihn beobachtete, und schnappte sich dann noch einen Doughnut aus dem Glasbehälter. »Die Leichen sind nämlich fort. Jemand hat sie direkt aus der Leichenhalle der Gerichtsmedizin geholt. Hat einfach den Wachtposten niedergeschlagen, und das war's dann.« Er griff in die Tasche seiner Jacke und holte einen zusammengefalteten, kaffeebefleckten Umschlag hervor. »Hier drin finden Sie den vorläufigen Bericht über die Schützen. Ist das einzige, was ich für Sie tun konnte. Übrigens, diese Schützen hatten etwas gemeinsam.«
»Außer, daß ihre Leichen gestohlen wurden?«
»Stellen Sie sich vor, beiden fehlte das linke Ohrläppchen.«
Blaine dachte kurz über diese Information nach. »Was ist mit dem Toten, den man auf der Lexington in der Nähe der Fifty-ninth Street gefunden hat?« fragte er nach dem Mann, der Johnny Wareagle noch im Sterben eine Warnung zu murmeln konnte, nachdem er seine Aktentasche mit der El-Salarabis vertauscht hatte.
»Der hatte noch beide Ohrläppchen, falls Sie das meinen.«
»Wenigstens ist seine Leiche nicht auch noch abhanden gekommen.«
Reese runzelte die Stirn. »Tja, aber der Bursche hat den größten Teil seiner Eingeweide verloren, weil er an jemanden geraten ist, der mit dem Messer umgehen konnte.« Reese griff wieder in die Tasche und
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