Verschwörung im Zeughaus
sein, dass das bei mir nicht immer funktioniert. Und auch Mira dürfte sich als harte Nuss erwiesen haben.» Sie legte den Kopf schräg. «Doch wie sehr sie dich auch gereizt und provoziert hat – du hast es ihr immer durchgehen lassen.»
Er verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. «Habe ich das?»
«Aber ja!» Nun musste sie doch auflachen. «Tilmann, wir alle kennen dich nun schon seit Jahren und sind wohlvertraut mit deinem aufbrausenden Gemüt. Ich habe selbst gesehen, wozu du fähig bist und dass du im Allgemeinen nicht zögerst, deinen Unmut kundzutun oder Gehorsam notfalls auch mit Gewalt zu erzwingen.»
«Ich vergreife mich nicht an Frauen, wenn du das meinst», knurrte er.
«Nein, das meine ich nicht, obgleich es mich sehr beruhigt, dies aus deinem Mund zu hören. Du hättest Mira auch ohne körperliche Gewalt in ihre Schranken weisen können. Sie hat sich dir gegenüber mehr als einmal höchst ungebührlich verhalten.»
«Sie ist eine Adelige», konterte er verärgert. «Steht im Rang über mir. Glaubst du, ich lege mich ernsthaft mit ihr an?»
«Ach, komm schon.» Tadelnd schüttelte Adelina den Kopf. «Du weißt so gut wie ich, dass das Unsinn ist. Abgesehen davon – was wäre deine Entschuldigung in meinem Falle? Ich bin nicht von Adel, oder?»
«Du bist meine Schwester, wie du schon gesagt hast.»
«Es freut mich, dass ich nur durch diese Verwandtschaft der drohenden Gefahr entfliehen kann.»
«Welche drohende Gefahr?» Verwirrt musterte Tilmann sie. «Mir erschließt sich der Sinn deiner Worte nicht ganz, Adelina.»
«Nicht?» Sie schmunzelte. «Ich glaube, du weißt sehr wohl, worauf ich hinauswill. Du lässt Mira ihre Grillen durchgehen – nein, lass es mich anders formulieren. Du scheinst Gefallen daran gefunden zu haben, dich mit ihr zu streiten und sie herauszufordern. Tatsächlich ist sie eine kluge junge Frau, schlagfertig noch dazu, und was ihre spitze Zunge angeht … nun ja, die wetzt sie mittlerweile mit Vorliebe in Disputen mit dir. Wofür ich dir eigentlich dankbar sein müsste, denn seither bekommen wir anderen immer weniger davon zu spüren.» Adelina schwieg kurz und wappnete sich innerlich für das Folgende. «Hast du mit Arnold von Raderberg irgendeine Abmachung hinsichtlich Mira getroffen?»
«Was?» Sichtlich erstaunt starrte Tilmann sie an. «Wie kommst du denn darauf?»
«Also weiß auch er nichts von deinem Plan, Mira mit der Zeit doch noch umzustimmen.»
«Das ist ganz und gar nicht mein Plan!», fuhr er sie verärgert an.
«Ach nein? Dann muss ich mich aber sehr getäuscht haben, mein lieber Bruder. Aber gut, wenn du es sagst. Graf Arnold wird ja auch bestimmt schon längst einen neuen Bräutigam für Mira ins Auge gefasst haben. Wir erwarten beinahe täglich eine Nachricht in dieser Hinsicht. Nicht, dass es Mira gefallen würde, aber wie du neulich bemerkt hast – sie wurde dazu geboren und erzogen, eine politisch vorteilhafte Ehe einzugehen. Damit wird sie sich abfinden müssen.»
«Den Teufel wird er tun!», zischte Tilmann. In seinen Augen loderte Zorn auf.
Adelina spürte Freude in sich aufsteigen, blieb jedoch so neutral, wie sie nur konnte. «Ich dachte, Miras Schicksal sei dir gleichgültig.»
Er funkelte sie an. «Das habe ich nie gesagt, Adelina.»
«Nicht? Also, was genau hast du denn gesagt?»
«Ich …» Er stockte, fuhr sich sichtlich frustriert mit den Fingern durchs Haar. «Sie wird jedenfalls nicht mit irgendeinem Mistkerl zwangsverheiratet.»
«Hmm.» Adelina lächelte. «Ich nehme an, weil du gern hättest, dass sie dich Mistkerl freiwillig nähme.»
«Was?» Sein Kopf ruckte hoch, und er starrte sie dermaßen entgeistert an, dass sie ihre Erheiterung nicht unterdrücken konnte.
«Nachdem ich euch beide nun einige Zeit unter meinem Dach beobachten durfte, konnte ich nur zu diesem Schluss kommen», erklärte sie. «Das Einzige, was mir noch ein wenig Sorge und Kopfzerbrechen bereitet, ist die Frage, welche Beweggründe dich tatsächlich antreiben.»
Tilmann starrte sie zornig und zugleich erkennbar verunsichert an. «Was geht dich das alles überhaupt an, Adelina?», wich er mit einer Gegenfrage aus. Doch sie ließ es ihm nicht durchgehen.
«Tilmann, es geht mich sehr wohl etwas an, wenn du Mira den Hof machen willst. Denn sie ist meine Gesellin und wohnt unter meinem Dach – und du bist mein Bruder. Ich denke, da habe ich schon der Schicklichkeit halber jedes Recht, mich einzumischen.»
«Ich ihr den Hof machen?», stieß er
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