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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Wortduellen und oberflächlichem Geplänkel zu verstecken?»
    «Ich verstecke mich nicht!», protestierte er, doch es klang wenig überzeugend.
    «Doch, das tust du, das tut ihr beide. Ihr schleicht wie die Diebe um den heißen Brei herum. Geh hinauf zu ihr und sag ihr auf den Kopf zu, was du für sie empfindest.»
    «Jetzt?» Entsetzt starrte er sie an.
    Adelina nickte. «Worauf willst du noch warten? Verschaff dir endlich Klarheit!»
    «Aber ausgerechnet jetzt, in meiner prekären Lage …»
    «Tilmann, das sind doch nur Ausflüchte.» Adelina erhob sich und baute sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihm auf. «Eine richtige Gelegenheit für so etwas gibt es nicht. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich hätte Neklas vor Jahren beinahe verloren, nur weil ich so stur war und mir nicht eingestehen wollte, wie viel er mir bedeutet. Mach diesen Fehler nicht. Geh hinauf in die Apotheke und sprich mit ihr!»

[zur Inhaltsübersicht]
    19. KAPITEL
    Ä ußerst zufrieden mit sich stieg Adelina die Stufen ins Erdgeschoss hinauf. Sie hatte Tilmann ordentlich etwas zum Kauen gegeben und war sicher, er würde sich ihren Rat früher oder später zu Herzen nehmen. Allmählich wurde es Zeit, dass sie sich wieder ihrem Haushalt und der Apotheke widmete – und sich überlegte, welche weiteren Schritte am besten einzuleiten waren, um ihren Bruder von dem Mordverdacht reinzuwaschen.
    Sie hatte gerade die letzte Stufe erklommen, als sie von der Tür zum Hinterhof her erregte Stimmen vernahm.
    «Du musst es ihnen sagen, Griet!», hörte sie Marie eindringlich sprechen. «Was sollen sie denken, wenn wir ein solches Geheimnis vor ihnen verbergen? Ganz zu schweigen davon, dass es bestimmt nicht gut ist, wenn … Oh, Adelina, da bist du ja.» Marie verstummte.
    «Mutter!» Griet stieß einen erstickten Laut aus. Ihre Augen waren gerötet, auf ihren Wangen waren Tränenspuren zu erkennen.
    «Bei allen Heiligen, Kind!» Erschrocken stürzte Adelina zu ihr und zog sie an sich. «Geht es dir nicht gut? Ist etwas passiert?»
    «Ja … nein. Ich meine, doch.» Griet schniefte und rang sichtlich mit sich.
    «Hast du etwa geweint?» Adelina schob das Mädchen ein wenig von sich. Wenn Griet weinte, musste es sich um etwas wirklich Schlimmes handeln. Auch wenn sie es kürzlich über Mira gesagt hatte, traf diese Eigenschaft doch vor allem auf Griet zu: Sie weinte so gut wie nie. Zu viel Leid hatte sie als Kind erlebt, ohne die Gelegenheit gehabt zu haben, eine Träne darüber zu vergießen.
    «Komm, wir setzen uns in die Küche, dann erzählst du mir alles.» Sie schob Griet vor sich her und brachte sie dazu, sich auf die Ofenbank zu setzen.
    Marie folgte ihnen und ließ sich am Tisch nieder. Griets unsicherer Blick traf sie, woraufhin sie ihr ermutigend zunickte. «Hab keine Angst, Griet, so schlimm ist es nun auch wieder nicht.» Sie wandte sich an Adelina. «Ich habe Griet zufällig in der Judengasse getroffen, als sie sich aus dem Hof geschlichen hat, in dem sich der Ausgang eures Geheimgangs befindet.»
    «Was sagst du da?» Erschrocken blickte Adelina von Marie zu Griet und wieder zurück. «Warst du etwa allein unterwegs? Weißt du, wie gefährlich das ist? Warum hast du überhaupt den Geheimgang benutzt?»
    «Immer mit der Ruhe, Adelina», versuchte Marie zu vermitteln. «Es ist nichts Schlimmes passiert. Zum Glück habe ich Griet aufhalten können, bevor sie allein loslaufen konnte.»
    «Loslaufen? Wohin?»
    «Zu Ludmilla», antwortete Griet kaum hörbar.
    «Warum wolltest du zu Ludmilla? Sie kommt doch morgen oder übermorgen sowieso wieder her. Hat das nicht warten können?» Ratlos musterte Adelina ihre Stieftochter, die die Augen beschämt zu Boden gerichtet hatte und jetzt heftig den Kopf schüttelte. «Dann ist es vielleicht schon zu spät.»
    «Zu spät, wofür?
    «Vielleicht stirbt sie, wenn Ludmilla ihr nicht hilft!»
    Adelina spürte eine Gänsehaut über ihren Rücken kriechen. «Wer stirbt vielleicht?» Sie fasste Griet sanft, aber bestimmt am Kinn und brachte sie dazu, den Kopf zu heben. «Griet, sag mir um Himmels willen, was los ist! Bist du krank oder in Schwierigkeiten?»
    Das Mädchen blinzelte zweimal heftig. «Nein, nicht ich. Clara.»
    «Wer ist Clara?»
    Griet zögerte. «Clara van Oeche. Sie ist … ähm, eine Freundin.»
    Irritiert runzelte Adelina die Stirn. «Den Namen habe ich noch nie gehört.»
    «Sie ist kürzlich aus Aachen hergekommen», erklärte Marie. «Leider ohne Geld und Gut,

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