Verschwörung im Zeughaus
erstickt hervor.
Sie grinste. «Nun, wie auch immer man das nennen soll, was da zwischen euch vorgeht.»
«Da geht gar nichts vor. Ich will bloß …»
«Ja?» Sie beugte sich ein wenig vor und versuchte, seinen verzweifelten Blick aufzufangen. Sie sah ihm an, dass er nach Ausflüchten suchte, jedoch auf die Schnelle keine fand. Seufzend erhob sie sich und setzte sich neben ihn auf die Matratze. Obgleich er sich sofort versteifte, legte sie ihm sanft eine Hand auf den Arm. «Tilmann, sieh mich an!»
Er zögerte, bevor er den Kopf hob und ihrem Blick begegnete.
«Das hätte nicht passieren dürfen», murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr.
«Was hätte nicht passieren dürfen?», fragte sie leise.
«Sie ist eine verfluchte Plage.»
«Und du liebst sie, nicht wahr?»
Sie hörte ihn scharf einatmen, sein Blick wurde derart finster, dass sie befürchtete, er würde im nächsten Moment auf sie losgehen. Doch er stieß nur einen undefinierbaren Laut aus und drehte den Kopf zur Seite.
Als sie ihn so vor sich sah, klopfte ihr Herz freudig und floss vor schwesterlicher Zuneigung beinahe über. Sie drückte seinen Arm leicht, um seine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. «Wann hat das angefangen?»
Er schwieg lange – so lange, dass sie dachte, er würde gar nicht antworten. Doch dann vernahm sie seine Stimme, leise und stockend. «Damals in dem Mausoleum.»
«Wie bitte?» Verblüfft zog die die Augenbrauen zusammen.
Er hob kurz die Schultern. «Sie hat diesen falschen Priester niedergeschlagen und sich dann mit dessen Gehilfen angelegt, weißt du noch?»
Adelina nickte seufzend. «Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie hat mit diesem Michel gekämpft wie eine Löwin.»
«Das stimmt.» Um seine Mundwinkel zuckte es leicht, doch ein Lächeln wurde nicht daraus. Stattdessen wirkte er nun sichtlich verlegen. «Vielleicht wusste ich schon vorher, dass … da etwas ist.» Er schluckte. «Aber als ich sie mit diesem Schweinehund kämpfen sah … Sie hat nicht aufgegeben, obgleich sie ihm kräftemäßig weit unterlegen war.»
«So wie dir gegenüber?»
Er erstarrte. «Ich würde sie niemals …»
«Das meinte ich nicht, Tilmann.» Adelina lächelte. «Mira hat einen starken Willen.»
«Ich bin verflucht.»
«Was?» Halb verblüfft, halb amüsiert legte Adelina den Kopf schräg.
Tilmann gestikulierte mit der linken Hand. «Verflucht bin ich! Oder weshalb sonst gerate ich immer wieder an unerträglich aufmüpfige, rechthaberische Weiber?»
Adelina gluckste unterdrückt. Sein zorniger Blick traf sie, was sie jedoch nur noch mehr erheiterte.
«Erst deine Schwester, jetzt Mira …» Sie lachte herzlich. «Tilmann, ist dir vielleicht schon mal der Gedanke gekommen, dass du es nicht besser verdient hast?»
«Mach dich nur lustig. Geschieht mir vermutlich wirklich recht», brummelte er beleidigt.
Da sie ihn nicht gegen sich aufbringen wollte, riss sich Adelina zusammen und drückte erneut seinen Arm. «Warum sagst du es ihr nicht endlich?»
«Bist du verrückt?» Seine Augen weiteten sich. «Sie lässt keine Gelegenheit aus, mir klarzumachen, was sie von mir hält.»
«Und das wäre?»
«Sie …» Er zögerte, runzelte die Stirn.
«Weißt du, ich kenne Mira nun schon viele Jahre», sagte Adelina nachdenklich. «Auch mir gegenüber war sie anfangs recht widerspenstig, doch inzwischen ist sie so etwas wie meine jüngere Schwester geworden – oder eine Pflegetochter.» Sie hielt kurz inne und lächelte ihrem Bruder dann zu. «Wenn sie dich verabscheuen würde, was du offensichtlich noch immer befürchtest – weshalb sollte sie sich dann so große Mühe geben, dir beizustehen?»
«Ich habe keinen blassen Schimmer, was in ihrem Kopf vorgeht», gab er zu.
«Soweit ich mich erinnere, hat sie gesagt, sie will dir helfen, weil du mein Bruder bist und damit gewissermaßen zu ihrer Wahlfamilie gehörst, nicht wahr?»
«Hm, so etwas in der Art», murmelte er.
«Siehst du, und ich frage mich, ob das wirklich der einzige Grund ist», fuhr Adelina fort. Sie dachte an Griets Worte über Miras Gemütszustand, wollte diese aber lieber nicht vor ihrem Bruder ausbreiten. Besser wäre es, er käme selbst darauf.
«Und welchen anderen Grund gäbe es deiner Meinung nach noch?» In seinen Augen blitzte es interessiert.
«Bist du nicht schon selbst auf den Gedanken gekommen, Tilmann?», fragte sie schmunzelnd. «Warum redest du nicht einmal ganz offen mit ihr, anstatt dich immer wieder hinter
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