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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Rentmeisters vorzuknöpfen. Vermutlich hätte er die Geduld – und seinen Kopf – verloren, und das war sicher nicht förderlich für seine Pläne.
    Er schnaubte spöttisch. Musste Adelina eigentlich immerzu recht haben?
    Ein Rascheln aus Richtung der Stiege ließ ihn aufmerken. Als er die Augen öffnete, setzte sein Herzschlag für einen Moment aus, um dann in erhöhter Geschwindigkeit weiterzurasen. Er ließ sich seine Überraschung jedoch nicht anmerken.
    «Edle Jungfer, sieh an. Hat Euch jemand mit diesem Krug Wein herabgeschickt oder entspringt der Wunsch, mir einen Trank zu bringen, Eurer Sorge um mein Wohlergehen?»
    Er erkannte, dass sie etwas erwidern wollte, sich dann jedoch offenbar dagegen entschied. Schweigend goss sie von dem frischen Wein in seinen Becher, den er auf dem Hocker neben dem Bett abgestellt hatte, und verstaute den Krug danach im Regal.
    Tilmann beobachtete jede ihrer anmutigen Bewegungen. Sie trug noch immer das hübsche blaue Kleid – eine Farbe, die ihr sehr gut zu Gesicht stand und für die ihr Stiefvater gewiss einen ordentlichen Batzen Geld ausgegeben hatte. Ihr blondes Haar schimmerte im Licht der Öllampen, die er im Raum verteilt hatte. Seit dem Nachmittag hatten sich weitere Haarsträhnen aus ihrem Zopf gelöst, die ihr Gesicht umspielten und es sanfter wirken ließen.
    Er fragte sich gerade, ob sie überhaupt ein Wort mit ihm sprechen würde, als sie sich abrupt zu ihm umdrehte. «Hauptmann Greverode, ich habe Euch etwas zu sagen.» Ihre Stimme klang neutral, doch er bildete sich ein, eine leichte Unsicherheit schwinge darin mit.
    «Nun denn, sagt, was Ihr zu sagen habt», forderte er sie auf und beobachtete, wie sie unruhig auf und ab ging, die Hände ineinander verschränkte.
    «Ich möchte Euch davon in Kenntnis setzen, dass ich nun weiß, wie ich dem Wunsch meines Vaters, mich politisch und wirtschaftlich sinnvoll zu vermählen, entsprechen kann.» Sie holte hörbar Luft. «Ich werde Dietmar Overstolz heiraten.»
    «Wie bitte?» Tilmann war so rasch auf den Beinen, dass Mira sichtlich erschrocken zurückwich. «Was sagt Ihr da?»
    «Ich werde Dietmar Overstolz heiraten. Bestimmt wird sein Vater dieser Verbindung sehr wohlwollend gegenüberstehen. Aus dem, was er heute Vormittag zu mir gesagt –»
    «Seid Ihr jetzt vollends übergeschnappt?» Tilmann trat auf sie zu und umfasste ihren linken Oberarm. «Was soll dieser Unsinn?»
    Mira erstarrte. Ihre Wangen röteten sich leicht, und er nahm sehr deutlich wahr, wie heftig sich ihr Brustkorb hob und senkte. «Lasst mich los, Hauptmann Greverode.»
    «Kommt nicht in Frage.» Er versuchte, ihren Blick einzufangen. «Ihr sagt mir sofort, was in Euch gefahren ist.»
    Mira versuchte zurückzuweichen, gab den Versuch jedoch auf, als sie merkte, dass er nicht lockerließ.
    «Ich tue lediglich, was man von mir erwartet. Ihr selbst habt mich auf meine Pflichten in dieser Hinsicht mehr als einmal aufmerksam gemacht. Dietmar ist ein ehrenwerter Mann und wird mit seinem älteren Bruder einmal gemeinsam das Kontor seines Vaters übernehmen. Ich bin sicher, dass eine solche Verbindung seinem wie auch meinem Vater sehr will–»
    «Dietmar ist nichts weiter als ein alberner Grünschnabel!», unterbrach Tilmann sie aufgebracht. «Nicht einmal trocken hinter den Ohren. Was in aller Welt habt Ihr mit ihm zu schaffen, Mira?»
    Er sah, wie sich die Röte auf ihren Wangen noch vertiefte und sie hart schluckte. Seinem Blick wich sie aus.
    «Dietmar ist ein guter Mann», beharrte sie. «Und er ist der Einzige, den ich heiraten kann, ohne …» Sie brach ab und schluckte erneut. «Er ist der einzige Mann, der für mich in Frage kommt.»
    Einen Moment lang war Tilmann sprachlos. In Miras letzten Worten hatte Trotz mitgeschwunden, jedoch auch etwas, das er für Niedergeschlagenheit hielt. Wieder versuchte sie, sich von ihm loszumachen, und diesmal gestattete er es ihr. Sie wich ein paar Schritte zurück und drehte ihm den Rücken zu. «Ich dachte, es würde Euch freuen, meine Entscheidung zu vernehmen», sagte sie gepresst.
    Tilmann starrte auf ihren Rücken und ihre hochgezogenen Schultern.
    «Freuen?», echote er. «Ich soll mich darüber freuen?»
    Miras Haltung versteifte sich noch mehr. «Es muss Euch doch Genugtuung verschaffen, dass ich am Ende Eurem Rat entspreche.»
    Er konnte ihre erstickte Stimme kaum ertragen. In ihm regte sich etwas mit Macht, und ehe er wusste, was er tat, war er bereits dicht hinter sie getreten.
    «Ich habe nie von

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