Verschwörung im Zeughaus
Kopf ein. «Ich dachte ja nur. Im Grunde ergibt das wirklich überhaupt keinen Sinn. Wenn wir wenigstens wüssten, was die beiden so spät am Abend noch im Zeughaus wollten.»
Neklas trank ebenfalls einen Schluck und tippte dann mit dem Zeigefinger gegen seinen Becher. «Ich könnte morgen zum Zeughaus gehen und mich umhören. Wenn es um irgendwelche Beweise ging, dann wollten die beiden möglicherweise darüber sprechen. Vielleicht hatte Clais die Beweise bei sich, vielleicht auch Tilmann. Wichtiger aber ist, dass diese sich jetzt noch irgendwo befinden müssten. Möglicherweise kann Reese uns sagen, ob bei dem Toten noch irgendetwas gefunden wurde.»
«Ich werde gleich morgen früh zu ihm gehen und ihn fragen», beschloss Adelina.
«Sei aber vorsichtig und lass dir nicht anmerken, woher du dein Wissen über diese möglichen Beweise hast», mahnte Neklas und erhob sich. «Es wird Zeit für mich. Die Nachtwache beginnt bald. Ich bin froh, wenn die Woche um ist, denn allmählich zerrt der Wachdienst an meinen Nerven.»
Adelina lächelte ihm zu. «Du brauchst dir keine Sorgen um uns zu machen. Solange niemand weiß, dass Tilmann hier ist, wird man uns in Ruhe lassen.»
«Hoffen wir es. Ich gehe davon aus, dass sie noch mindestens einmal kommen und nach ihm suchen werden.»
«Aber sicherlich nicht mehr heute Abend» Sie streichelte Katharina über den Kopf. «Es wird Zeit, dass ich die Kleine zu Bett bringe.»
«Lass mich das machen, Mutter», bot sich Griet an. «Du solltest dich ein bisschen ausruhen.»
Adelina schüttelte den Kopf. «Ich werde Franziska bei der Krankenwache ablösen.»
«Das kann ich doch tun», erbot sich Mira. Als Adelinas überraschter Blick sie traf, errötete sie ein wenig. «Ihr müsst morgen ausgeschlafen sein, wenn Ihr mit dem Gewaltrichter sprecht. Ich lasse alle Türen offen und sage Euch sofort Bescheid, wenn sich sein Zustand ändert.»
«Dann ist das wohl geklärt.» Neklas verließ die Küche und kam gleich darauf mit Helm und Mantel zurück. «Ihr solltet alle versuchen, etwas Ruhe zu finden. Wir helfen Tilmann nicht, indem alle übernächtigt sind. Es reicht völlig, wenn ich mir die Nacht gezwungenermaßen um die Ohren schlage.» Er wandte sich an Mira. «Wechsele dich mit Franziska oder Ludowig ab. Auch du brauchst deinen Schlaf. Obwohl du kein Lehrmädchen mehr bist, möchte ich mir keine Vorwürfe von deinen Eltern anhören müssen, wenn sie erfahren, dass du nächtelang am Bett eines Mannes gewacht hast, mit dem du nicht einmal verwandt bist.»
Mira rümpfte die Nase. «Immerhin wollte mein Stiefvater mich ja mal mit ihm verheiraten.»
«Umso unschicklicher ist die Situation. Eigentlich dürfte ich dir gar nicht erlauben, dich in seine Nähe zu begeben.» Neklas lächelte schalkhaft.
Mira errötete noch mehr und funkelte ihn erbost an. «Als ob der Hauptmann mir in seinem Zustand gefährlich werden könnte!»
Laut lachend wandte sich Neklas der Tür zu. «Er dir ganz sicher nicht … Aber du ihm vielleicht. Ihr habt euch ja sogar heute Früh angegiftet, sobald er auch nur die Augen aufgeschlagen hatte.»
Beleidigt verschränkte Mira die Arme. «Ich habe ihm lediglich gesagt, er soll stillhalten, damit wir ihm helfen können.»
«O Mira.» Neklas wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. «Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass es genau das ist, was ihn so gegen dich und deine Meisterin aufbringt?» Er schielte zu Adelina. «Er ist kein Mann, der sich von einer Frau etwas sagen lassen will, ganz gleich, ob sie nun adelig oder mit ihm verwandt ist.»
«Es war nur zu seinem Besten», beharrte Mira stur.
«Lass ihn das bloß nicht hören, Mädchen, sonst fürchte ich um unseren Hausfrieden.» Neklas stupste sie versöhnlich an.
Doch Mira kniff verstimmt die Lippen zusammen, dann hob sie kämpferisch den Blick. «Soll er doch toben. Ich helfe ihm aus reiner …»
«Was?» Interessiert musterte er sie.
«Nächstenliebe.» Sie spuckte das Wort beinahe abfällig aus. «Wenn er das nicht begreift, dann ist er …»
«Ja?»
«Dumm.» Mira erhob sich und ging hocherhobenen Hauptes aus der Küche.
Adelina blickte ihr überrascht nach. «Was war das denn?»
Neklas unterdrückte ein weiteres Lachen. «Lina, ich fürchte, wir haben uns keinen Gefallen damit getan, diese beiden gleichzeitig unter unserem Dach zu beherbergen. Das wird noch böses Blut geben.»
«Mira ist aber auch schrecklich stur, und ihr Mundwerk wird von Tag zu Tag unverfrorener.
Weitere Kostenlose Bücher