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Verschwörung im Zeughaus

Verschwörung im Zeughaus

Titel: Verschwörung im Zeughaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog. Wundbrand führte fast immer zum Tod.
    «Ich könnte versuchen, die Wunde auszubrennen, aber man kann nie sicher sein, ob das hilft.»
    «Aber wenn du es nicht versuchst, wird er bestimmt sterben, nicht wahr?»
    Jupp schwieg, nickte jedoch.
    Adelina blickte noch einmal zum Krankenlager. «Tu es, Jupp.»
    Wieder nickte er. «Ich hole die erforderlichen Utensilien.» Er deutete auf das Kohlebecken. «Schüre schon einmal das Feuer, es muss sehr heiß sein.»
    «Ich kümmere mich darum.» Neklas legte Adelina kurz eine Hand auf den Arm, dann ging er hinter Jupp her nach oben, um Kohlen und Holz herbeizuholen.
    Voller Sorge betrachtete Adelina ihren Bruder, kniete sich neben die Matratze und berührte ihn an der Schulter. Für einen Moment schien er sich zu beruhigen. Sein Atem ging in heftigen Stößen.
    «Falsch», murmelte er. «Falsche Rechnung. Falsch … er betrügt … Stadtrat … betrügt Clais … Beweise …»
    «Wer betrügt den Stadtrat?» Adelina beugte sich tiefer über ihn, um besser verstehen zu können. «Tilmann, sag mir, wer den Rat betrügt! War es Clais? Oder hatte er Beweise bei sich?»
    «Mutter!» Unvermittelt packte er ihr Handgelenk. «Bin ich tot?»
    «Nein, Tilmann, ich bin es, Adelina, deine Schwester.»
    «Adelina … musst helfen …»
    «Ich will dir ja helfen. Meister Jupp kommt gleich und behandelt noch einmal deine Wunden. Aber du hast hohes Fieber und …»
    «Hilf Lucardis … bitte …»
    Das letzte Wort war mehr ein Hauch und kaum noch zu verstehen. Tilmanns Kopf rollte unruhig hin und her, dann blickte er sie plötzlich mit flehendem Blick an. «Bitte … Lucardis.»
    Es brach Adelina fast das Herz. Ihr Bruder hatte sie noch niemals um etwas gebeten. Spürte er das nahende Ende bereits? «Keine Sorge, Tilmann. Lucardis geht es gut. Sie ist bei ihrer Großmutter gut aufgehoben.»
    «Nein, nicht … gut genug.» Der Griff um ihr Handgelenk verstärkte sich. «Hilf Lucardis … hier … soll hier …» Seine Stimme versagte.
    Adelina schluckte und drängte sie aufsteigenden Tränen mit aller Kraft zurück. «Wenn du es so willst, werde ich Lucardis selbstverständlich hier aufnehmen. Du weißt, dass sie mir immer willkommen ist.»
    «Sorge für sie … Mitgift … beim Rat …»
    «Beruhige dich, Tilmann.» Verzweifelt strich Adelina mit dem feuchten Tuch über seine Stirn. «Es wird alles gut. Wir kümmern uns um Lucardis, bis du wieder gesund bist.»
    «Wenn nicht …» Sein unsteter Blick richtete sich auf sie. «Adelina?»
    «Ja, ich bin es. Ich bin bei dir.» Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Wo blieb Jupp?
    «Hat er etwas gesagt?» Neben ihr war Neklas aufgetaucht. Er schichtete Kohlen in dem großen Becken auf und schürte das Feuer ordentlich an. Dann trat er an das Krankenlager.
    «Er phantasiert. Irgendetwas über einen Betrug im Stadtrat. Und er will, dass wir uns um Lucardis kümmern.» Adelinas Stimme zitterte. Sie schluckte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Neklas legte ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie kurz, dann beugte er sich zu Tilmann hinab.
    «Hör zu, Schwager, mach dir keine Sorgen um deine Tochter. Wir kümmern uns um sie», sagte er ruhig und in dem Bemühen, zu dem fiebernden Mann durchzudringen.
    Tilmanns Blick flackerte und richtete sich auf Neklas. «Die Waffen … müssen beweisen … Überfälle … Clais … Gefahr …» Er warf sich heftiger hin und her.
    «Schsch, ganz ruhig!» Erschrocken versuchte Adelina, ihn festzuhalten. In diesem Moment kam Jupp zurück, in der Hand einen Korb mit diversen Messern und Utensilien, die er für die Behandlung benötigte. Eine der Klingen reichte er Neklas.
    «Leg sie ins Feuer, aber erst, wenn die Glut ganz heiß ist», wies er ihn an.
    «Das wird noch etwas dauern», sagte Neklas. «Ich habe das Feuer gerade erst angefacht.»
    «Dann warten wir so lange. Wenn die Klinge nicht heiß genug wird, machen wir mehr falsch als richtig.»
    «Was ist mit ihm?», kam Miras Stimme von der Stiege. «Geht es ihm schlechter?» Mit gerafften Röcken stieg sie die letzten Stufen herab.
    «Eine der Wunden ist brandig geworden», erklärte Adelina und bemühte sich, nicht zu ängstlich zu klingen. «Meister Jupp wird versuchen, sie auszubrennen.»
    «Bei allen Heiligen!» Mira bekreuzigte sich entsetzt. «Kann ich irgendwas tun?»
    Adelina zuckte die Achseln und wandte sich mit fragender Miene an Jupp. Der nickte. «Bereitet

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